Auch für Analyst Frank Wohlgemuth von der National-Bank in Essen haben Dax, Dow Jones & Co noch Luft nach oben. "Trotz der aktuellen Diskussion über den Pfad beziehungsweise das Timing der Zinswende in den USA sind wir davon überzeugt, dass die ultraexpansive Ausrichtung der Geldpolitik sowohl in den USA und noch pointierter in Europa noch sehr lange Bestand haben wird." Diese Einschätzung unterstrich die Bank von England (BoE) in der ablaufenden Woche, indem sie trotz gestiegenen Preisdrucks den Leitzins nicht antastete und die Wertpapierkäufe im bisherigen Umfang fortsetzt.

PANDEMIE KÖNNTE KORREKTUR AUSLÖSEN


Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets vermisst dagegen Impulse, die den Börsen zusätzlichen Rückenwind geben. "Trotz oder gerade wegen der bevorstehenden Sommerflaute droht jederzeit eine größere Korrektur der heißgelaufenen Aktienkurse." In der ablaufenden Woche legte der Dax unter dem Strich zwar etwa ein Prozent zu, konnte sein Rekordhoch von Mitte Juni aber nicht wieder erreichen.

Ein weiterer Risikofaktor sei das Wiederaufflammen der Coronavirus-Pandemie, warnt Analyst Christian Henke vom Brokerhaus IG. "Vor allem die Ausbreitung der sogenannten Delta-Variante bereitet Sorgen. Steigende Infektionszahlen und neuerliche Einschränkungen könnten das zarte Pflänzchen Konjunkturerholung zertreten."

WICHTIGE KONJUNKTURDATEN VORAUS - WENIGE FIRMENBILANZEN


Mit dem Monatswechsel steht am Freitag ein Konjunkturdaten-Highlight ins Haus: die US-Beschäftigtenzahlen. Experten erwarten nach den enttäuschenden Ergebnissen der beiden vorangegangenen Monate für Juni den Aufbau von 600.000 Jobs außerhalb der Landwirtschaft. "Dies wäre für die US-Notenbank sicherlich noch nicht genug, um ihre Anleihenkäufe zurückzufahren, aber zumindest ein Schritt in die richtige Richtung", sagt Commerzbank-Volkswirt Christoph Balz. Einen Vorgeschmack auf die offiziellen Zahlen bieten am Mittwoch die Daten der privaten US-Arbeitsagentur ADP.

Da das Thema Inflation Investoren immer noch beschäftigt, werfen sie mehr als nur ein Auge auf die deutschen (Dienstag) und europäischen (Mittwoch) Daten zur Teuerung. Hier könne mit einer leichten Entspannung gerechnet werden, prognostiziert Commerzbank-Experte Balz.

Da ein Großteil des aktuellen Preisdrucks auf verteuerte Rohstoffe zurückgeht, beobachten Börsianer zudem das für Donnerstag geplante Treffen der großen Erdöl-Exportländer genau. "Die Opec+ wird ihre Produktionserhöhungen vorsichtig anpassen, um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden, ohne dabei signifikante Preisausschläge auszulösen", prognostiziert Analystin Margaret Yang vom Brokerhaus DailyFX.

Firmenbilanzen sind in der neuen Woche dagegen dünn gesät. Unter anderem öffnen der Modehändler Hennes & Mauritz (H&M) und der Autobauer Ford ihre Bücher.

rtr