Experte Andreas Lipkow von Kliegel & Hafner verwies zudem auf die verbesserten ZEW-Konjunkturerwartungen, die den Markt gestützt hätten, und die Erwartung, dass die US-Notenbank Fed am Mittwochabend die Leitzinsen anhebt: "Das dürfte für Erleichterung am Markt sorgen und die Kurse hierzulande könnten weiter steigen."

Am Nachmittag stand der deutsche Leitindex satte 2,79 Prozent höher bei 10 422,70 Punkten - den Kursrutsch vom Vortag machte er damit mehr als wett. Auch die anderen Indizes präsentierten sich sichtbar erholt: Der MDAX der mittelgroßen Aktienwerte stieg um 2,07 Prozent auf 20 374,90 Punkte und der Technologiewerte-Index TecDAX gewann 1,57 Prozent auf 1768,95 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroSTOXX 50 zog um 2,69 Prozent auf 3223,78 Punkte an.

DAX-JAHRESPLUS AUF 6 PROZENT GESCHRUMPFT

Ein erster Erholungsversuch war dem Dax am Vortag missglückt, da die Turbulenzen an den Rohstoffmärkten und vor allem beim Öl ihn wieder in die Knie zwangen. Im zweiten Anlauf könnte es dem Dax nun gelingen, sich zu stabilisieren, glaubt Lipkow.

Ende November hatte die Verlustserie begonnen, die sich mit der Enttäuschung der Anleger über die geldpolitischen Maßnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) beschleunigt hatte. Das zwischenzeitlich beeindruckende Jahresplus von rund 26 Prozent ist auf nunmehr 6 Prozent zusammengeschmolzen.

ZEW-INDIKATOR STEIGT ERNEUT

Derweil warten die Anleger mit immer größerer Spannung darauf, ob die Fed tatsächlich die lang erwartete US-Zinswende einleiten wird. Die jüngsten amerikanischen Konjunkturdaten sprechen Experten zufolge dafür. Der Empire-State-Index, der die Stimmung in der Industrie des Bundesstaats New York misst, hellte sich im Dezember stärker auf als erwartet. Zudem hatte die Inflation im November etwas mehr zugelegt als prognostiziert.

"Die Zinserhöhung der Fed um 0,25 Prozentpunkte auf der morgigen Sitzung gilt ohnehin als ausgemachte Sache", schrieb Ralf Umlauf von der Helaba. "Die US-Wirtschaft scheint in der Verfassung für weitergehende Zinserhöhungen."

Die ZEW-Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten hellten sich im Dezember zum zweiten Mal in Folge und zudem stärker als erwartet auf. "Obwohl am Aktienmarkt zuletzt Verluste verbucht werden mussten, ist die Stimmung unter den befragten Finanzexperten offenbar gut", kommentierten die Experten der Helaba.

VERSORGER STARK - GOLDMAN-STUDIE HILFT DEUTSCHER POST

Im Dax gab es am Dienstag nur Gewinner. Auf einem der vorderen Plätze tummelten sich die Aktien des Versorgers Eon mit einem Kursanstieg von 3,80 Prozent. Allerdings hatten die Aktien zuletzt auch deutlich verloren. Die Abschläge im Zuge des Klimavertrags von Paris seien aber übertrieben gewesen, sagte ein Händler.

Eine Kaufempfehlung von Goldman Sachs schob die Deutsche-Post-Aktie (Deutsche Post) mit plus 4,74 Prozent an die Indexspitze. Nach der jüngsten Talfahrt empfahl Analyst Matija Gergolet nun den Einstieg in die Aktie, da die Gelegenheit günstig sei.

METRO ERFREUT ANLEGER - DIALOG SENKT UMSATZPROGNOSE

Bei der METRO konnten sich die Anleger über Kursgewinne von 3,72 Prozent freuen. Der Handelskonzern übertraf mit seinen Zahlen zum abgelaufenen Geschäftsjahr die Erwartungen. Der Verkauf der Warenhaustochter Galeria Kaufhof polierte den Gewinn auf. Zudem hofft Metro auf einen starken Schlussspurt im Weihnachtsgeschäft.

Keinen Grund zur Freude hatten dagegen die Aktionäre von Dialog Semiconductor. Der Apple-Lieferant (Apple) senkte wegen eines schleppenden Geschäfts mit Smartphone-Chips seine Umsatzprognose für das vierte Quartal. Die Aktie rauschte zwischenzeitlich um mehr als 18 Prozent ab auf den tiefsten Stand seit über einem Jahr. Zuletzt stand das Papier noch mit 5,12 Prozent im Minus, was den letzten Platz im TecDax bedeutete./gl/das

--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---