Bis zum G20-Gipfel im japanischen Osaka Ende Juni, bei dem ein Treffen von US-Präsident Donald Trump und seinem chinesischen Amtskollegen Xi Jinping geplant ist, dürfte die Börse relativ impulslos in ihrem Seitwärtstrend verharren, sagte Jochen Stanzl, Chefanalyst beim Online-Broker CMC Markets. "Vorausgesetzt in Washington und Peking bleibt es ruhig und frei von jeglicher Art von Provokation."

Trump bestimme weiterhin Wohl und Wehe der Börsen, sagte Analyst Timo Emden von Emden Research. "Neben den Handelsstreitigkeiten sorgt der US-Präsident auch auf Nebenkriegsschauplätzen wie der Zins-Thematik für gezielte Unruhe." Trump hatte die US-Zinsen auf Twitter als zu hoch kritisiert und der Notenbank (Fed) vorgeworfen, sie habe keine Ahnung. "Zwar führen sinkende Zinsen zu steigenden Aktienkursen", sagte Analyst Salah-Eddine Bouhmidi vom Brokerhaus DailyFX. "Doch die Anfechtung der Unabhängigkeit der Notenbank wiegt schwerer und zieht Aktien und den Dollar nach unten, beflügelt dabei sichere Häfen wie zum Beispiel Gold." Die "Antikrisen-Währung" Gold verteuerte sich um bis zu 0,9 Prozent auf 1338,23 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm).

INFLATIONSDATEN STÜTZEN ZINSSENKUNGS-SPEKULATIONEN


Die jüngsten Inflationsdaten dürften allerdings die Spekulationen auf sinkende Leitzinsen in den USA untermauern, sagte Volkswirt Ulrich Wortberg von der Helaba. Die Verbraucherpreise legten im Mai um 1,8 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat zu und damit nicht ganz so stark wie erwartet. Die Fed ließ zuletzt Bereitschaft zu einer Zinssenkung erkennen, falls sich vor dem Hintergrund der internationalen Zollkonflikte eine konjunkturelle Abkühlung abzeichnen sollte. Es wird erwartet, dass sie bei der nächsten Zinssitzung am kommenden Mittwoch die Weichen dafür stellt.

Die Furcht vor den Folgen des Zollstreits auf die Weltwirtschaft spiegelte sich auch am Rohöl-Markt wider. Die Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um bis zu 3,2 Prozent auf 60,30 Dollar je Barrel (159 Liter). Sie leide zusätzlich unter dem überraschenden Anstieg der US-Lagerbestände, erläuterten die Analysten der ANZ Bank. Außerdem senkte die US-Energiebehörde EIA ihre Prognose für den weltweiten Rohöl-Bedarf.

FINANZINVESTOR KKR STEIGT BEI SPRINGER EIN


Bei den Unternehmen stach Axel Springer mit einem Kursplus von mehr als 13 Prozent auf 63,30 Euro heraus. Der Finanzinvestor KKR bietet den Minderheitseignern des Verlagshauses 63 Euro je Aktie. Die Offerte werde sicher angenommen, sagte Analyst Ian Whittaker von der Investmentbank Liberum voraus. Die parallel dazu veröffentlichte Prognose-Senkung kratze allerdings am Image des Online-Anzeigengeschäfts als Rettungsanker der Medienbranche. Gleichzeitig schüre sie aber Spekulationen auf weitere Fusionen in diesem Bereich.

Ein pessimistischer Ausblick schickt die Aktien des britischen Autohändlers Pendragon auf Talfahrt. Die Papiere fielen um bis zu 27,1 Prozent und steuerten auf den größten Tagesverlust seit mehr als zehn Jahren zu. Wegen einer schleppenden Nachfrage rechnet das Unternehmen für das Gesamtjahr mit einem Vorsteuerverlust. Er habe bislang einen Gewinn von umgerechnet 35 Millionen Euro erwartet, führte Analyst Sanjay Vidyarthi von der Investmentbank Liberum aus.

rtr