"Auf Betriebstemperatur hält die Anleger vor allem die Hoffnung auf das langersehnte US-Konjunkturpaket", sagte Analyst Timo Emden von Emden Research. Der Handlungsdruck auf die Kongressabgeordneten sei enorm, sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade. Die jüngsten Coronavirus-Restriktionen setzten vor allem kleineren und mittleren Unternehmen zu. Ohne staatliche Hilfe drohe eine Pleitewelle.

BREXIT-DEAL IN LETZTER MINUTE?


Mut machten Investoren auch die jüngsten Aussagen zum Stand der Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen zwischen Großbritannien und der EU, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "Eine Einigung scheint so nahe wie noch nie. Es deutet alles darauf hin, dass der harte Brexit in der allerletzten Minute verhindert werden kann." Dies hievte den Kurs des Pfund Sterling zeitweise auf ein Zweieinhalb-Jahres-Hoch von 1,3623 Dollar.

Die Bank von England (BoE) hielt unterdessen wie erwartet die Füße still. Ähnlich wie die US-Notenbank Fed betonte sie aber, ein vorübergehendes Überschreiten ihres Inflationsziel tolerieren zu wollen, um die Erholung der Wirtschaft nicht zu gefährden.

"DIE FED BLEIBT STRAMM AUF EXPANSIONSKURS"


Die Fed hatte am Mittwoch außerdem signalisiert, den Leitzins noch bis mindestens Ende 2023 bei praktisch null Prozent belassen und die Anleihekäufe im aktuellen Umfang bis auf weiteres fortsetzen zu wollen. "Die Fed bleibt stramm auf Expansionskurs und das noch sehr lange", kommentierte Commerzbank-Analystin Antje Praefcke.

Die ultra-lockere Fed-Politik und die Aussicht auf ein staatliches US-Konjunkturpaket schürten Inflationsspekulationen, mahnte Analyst Peter Fertig vom Analysehaus Quantitative Commodity Research. Dies drücke den Dollar und mache Gold attraktiv. Das Edelmetall verteuerte sich um 0,8 Prozent auf 1880 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, fiel dagegen um bis zu 0,7 Prozent auf ein Zweieinhalb-Jahres-Tief von 89,834 Punkten. Im Gegenzug legte der Euro auf 1,2244 Dollar zu.

Die Inflationssorgen befeuerten außerdem die Bitcoin-Rally, sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. "Bitcoin wird plötzlich zur Anlageklasse für Schutz suchende Anleger, die eine Entwertung des Papiergeldes fürchten. Bitcoin wird salonfähig." Die älteste und wichtigste Cyber-Devise, die am Mittwoch die Schallmauer von 20.000 Dollar durchbrochen hatte, stieg um bis zu zwölf Prozent auf ein Rekordhoch von 23.774,40 Dollar.

THYSSENKRUPP IM KURSSPRUNG


Am deutschen Aktienmarkt gehörte Thyssenkrupp mit einem Kursplus von zeitweise gut 13 Prozent zu den Favoriten. Einem Bericht des "Manager Magazins" zufolge hat der dänische Konzern FLSmidth eine Offerte für Teile des Anlagenbaus vorgelegt. Dazu kommen Hoffnungen auf ein starkes Wachstum des Wasserstoffgeschäfts. Der Markt setze darauf, dass mit einer entschlossenen Sanierung das Ruder bei dem Traditionskonzern noch herumgerissen werden könne, sagte ein Börsianer. FLSmidth-Titel fielen in Kopenhagen um ein halbes Prozent.

Gefragt waren auch die Papiere von Adidas, die sich um 2,4 Prozent verteuerten. Firmenchef Kasper Rorsted blickt trotz der Corona-Einschränkungen in zahlreichen Ländern optimistisch auf das Weihnachtsgeschäft. "Im Homeoffice trägt man keinen Anzug", sagte er dem TV-Sender CNBC.

rtr