Angesichts der Lockdown-Maßnahmen in vielen Ländern ist die Wirtschaftsleistung der Währungsunion im November erstmals seit fünf Monaten wieder zurückgegangen, wie der Einkaufsmanagerindex von IHS Markit signalisierte. "Das Eurozonen-Wirtschaftswachstum im vierten Quartal dürfte markant schrumpfen. Besonders schlimm sieht es aktuell in Frankreich, Spanien und Italien aus", sagte IHS-Markit-Chefökonom Chris Williamson.

Unterstützt von einem schwächeren Dollar blieb der Euro dennoch über der Marke von 1,21 Dollar und notierte mit 1,2160 Dollar zeitweise auf seinem höchsten Stand seit April 2018. Das dürfte auch bei der Europäischen Zentralbank für Gesprächsstoff sorgen, sagte Milan Cutkovic, Marktanalyst beim Brokerhaus Axi. "Konkrete Maßnahmen oder eine überzeugende verbale Intervention dürften aber ausbleiben und den Kursanstieg daher nur temporär bremsen." Ein stärkerer Euro könnte vor allem den exportorientierten Unternehmen aus dem Währungsraum Wettbewerbsnachteile einbrocken.

BREXIT-DRAMA HÄLT ANLEGER IN ATEM


Für Nervosität am Devisenmarkt sorgte auch das zähe Ringen um eine Brexit-Einigung zwischen Großbritannien und der EU. Die britische Währung verteuerte sich um 0,7 Prozent auf ein frisches Drei-Monats-Hoch von 1,3454 Dollar. Im Gegensatz dazu tippten Investoren an den Terminmärkten aber auf ein Scheitern der Gespräche zwischen der EU und Großbritannien. So zeigte der auf Sicht von einem Monat basierende Risikoindikator eine Zunahme von Wetten auf einen Pfund-Kursrückgang an. "Wir glauben, dass man sich schließlich in allerletzter Minute auf eine Art sehr begrenztes Abkommen einigen wird, nicht zu detailreich oder ein übergreifendes Abkommen", sagte Teeuwe Mevissen, leitender Marktökonom bei der Rabobank.

Gewinnmitnahmen drückten den Londoner Aktienindex FTSE 100, nachdem Großbritannien am Mittwoch als erstes Land der Welt einen Impfstoff zugelassen hatte. Investoren sorgen sich nach wie vor um die volkswirtschaftlichen Schäden aufgrund der Pandemie-Einschränkungen. "Kurzfristig erwarten wir, dass sich der Abschwung fortsetzen wird, da die Maßnahmen ausgeweitet werden", sagte Bert Colijn, Ökonom bei der ING-Bank.

OPEC BEWEGT SICH OFFENBAR AUF FÖRDER-KOMPROMISS ZU


Angesichts sinkender Ölpreise standen die Aktien aus dem Öl- und Gassektor europaweit unter Druck. Der Branchenindex fiel um ein Prozent. Die Ölsorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um 0,5 Prozent auf 48 Dollar je Barrel (159 Liter), während Anleger gespannt auf die Beratungen der Opec+ über die Fördermengen blickten. Insidern zufolge bewegen sich die Produzenten dabei auf einen Kompromiss zu. Auch Chemiewerte standen angesichts der Konjunktursorgen auf den Verkaufslisten. BASF verloren 1,2 Prozent.

Einen Hoffnungsschimmer gab es für Anleger von Norwegian Air: Die in Schieflage geratene Fluggesellschaft will sich mit dem Verkauf von Flugzeugen und der Ausgabe neuer Aktien für bis zu vier Milliarden Kronen (400 Millionen Euro) sanieren. Die Papiere gewannen 14,2 Prozent.

Spekulationen auf eine Erweiterung der Produktpalette hievten Rolls-Royce um 6,5 Prozent auf den höchsten Stand seit drei Wochen. Der britische Triebwerkshersteller erwägt einem Bericht von Bloomberg zufolge den Wiedereinstieg in den Markt für kleinere Düsenflugzeuge (Jetliner) mit nur einem Kabinengang. Momentan ist der Konzern auf Motoren für Großraumflugzeuge spezialisiert.

rtr