Die Rekordzahl an Corona-Neuinfektionen in den USA rückten das Thema, das in den vergangenen Wochen verdrängt worden sei, wieder ins Blickfeld, sagte Analyst Christian Henke vom Brokerhaus IG. Dax und EuroStoxx50 legten am Freitag jeweils ein halbes Prozent auf 12.560 und 3277 Punkte zu. An der Wall Street sanken die Kurse hingegen.
In den USA wurden zuletzt mehr als 60.000 neue Virus-Fälle binnen eines Tages registriert. "Dass es zu einem erneuten kompletten Lockdown kommt, ist weiter sehr unwahrscheinlich", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. "Die USA könnten die Restriktionen aber verschärfen, was die Erholung der Wirtschaft zumindest bremsen würde."
Größere Kursrückschläge seien jedoch nicht zu erwarten, sagte Stephen Innes, Chef-Anlagestratege des Brokerhauses Axicorp. Die billionenschweren Wertpapierkäufe der Notenbanken böten ein ausreichend großes Sicherheitsnetz.
Eine kraftvolle Erholung der italienischen Wirtschaft trieb den Mailänder Leitindex um ein halbes Prozent an. Die italienische Industrieproduktion wuchs im Mai um gut 42 Prozent, fast doppelt so stark wie erwartet. In den beiden Monaten zuvor war sie wegen der Pandemie-Restriktionen um etwa 20 und fast 30 Prozent eingebrochen.
ÖLPREIS FÄLLT WEITER - GOLD BLEIBT TEUER
Spekulationen auf einen erneuten Rückgang der Nachfrage schickte den Ölpreis auf Talfahrt. Die Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um 1,5 Prozent auf 41,70 Dollar je Barrel (159 Liter). Die "Antikrisen-Währung" Gold verteidigte die Marke von 1800 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm), die sie kürzlich erstmals seit etwa neun Jahren übersprungen hatte. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis sich das Edelmetall zu neuen Höhen aufschwingen werde, prognostizierte Anlagestratege Ilya Spivak vom Brokerhaus DailyFX. Seit Anfang Januar hat sich Gold um knapp 20 Prozent verteuert und steuert auf den größten Jahresgewinn seit 2010 zu.
QIAGEN UND CARLSBERG NACH ZAHLEN IM AUFWIND
Zu den Favoriten am deutschen Aktienmarkt zählte Qiagen. Die Titel des Laborausrüsters stiegen zeitweise um mehr als vier Prozent und waren mit 40,36 Euro so teuer wie zuletzt vor knapp 20 Jahren. Der reißende Absatz von Corona-Testkits bescherte dem Unternehmen einen Umsatz- und Gewinnsprung. Die Zahlen lägen über den Erwartungen, kommentierte Analyst Doug Schenkel vom Vermögensverwalter Cowen.
Mit Erleichterung reagierten Anleger auf Quartalszahlen von Carlsberg. Der Rückgang des Betriebsgewinns sei deutlich geringer als befürchtet, lobt Analyst Edward Mundy von der Investmentbank Jefferies. Auf dieser Basis würden die Markterwartungen an das Gesamtjahr der Brauerei in den kommenden Wochen sicher steigen. Carlsberg-Titel legten in Kopenhagen 5,5 Prozent zu.
rtr