"Die Anleger bewegen sich derzeit im Kielwasser der rekordhungrigen Wall Street", sagte Timo Emden, Marktanalyst vom Analysehaus Emden Research. Zwar warteten die großen Adressen weiterhin auf Gelegenheiten zum Einstieg. Aber: "Wohl kaum ein Institutioneller will sich vorwerfen lassen, die komplette Jahresendrally verpasst zu haben. Auch wenn diese bereits für beendet erklärt worden ist, bleibt die Hoffnung bestehen, dass diese erneut auflebt und bis in das neue Jahr anhält." Der deutsche Leitindex liegt derzeit lediglich etwa 200 Punkte unter seinem Rekordhoch vom Januar 2018, der EuroStoxx50 sogar auf dem höchsten Stand seit fast fünf Jahren. Auch in den USA signalisierten die Futures Kursgewinne zu Handelsauftakt.

Gestützt wurde die Stimmung von positiven Signalen im Zollstreit zwischen den USA und China. US-Präsident Donald Trump rechnet mit einer baldigen Unterzeichnung des jüngst vereinbarten Handelsabkommens mit China. "Wir werden eine Unterzeichnungszeremonie haben", sagte er am ersten Weihnachtsfeiertag. China erklärte, beide Länder stünden in engem Kontakt. "Der Handelskrieg ist aber bei weitem noch nicht vorbei", warnte Piotr Matys, Devisenstratege bei der Rabobank. "In unseren Augen ist das nur ein vorübergehender Waffenstillstand."

Am Devisenmarkt legte der Euro bei dünnem Handel 0,5 Prozent zu auf 1,1154 Dollar. Vor dem Jahreswechsel lösten einige Spekulanten, die auf einen fallenden Eurokurs gewettet hatten, ihre Positionen auf und deckten sich mit Euro ein. Das ganze Jahr 2019 lang sei die Stimmung beim Euro negativ gewesen, das lasse nun nach, sagte Ulrich Leuchtmann, Devisenexperte bei der Commerzbank. Allein in der Woche bis zum 17. Dezember bauten die Fonds der Spekulanten ihre Leerverkaufs-Positionen beim Euro auf 9,16 Milliarden Dollar ab, in der Spitze hatten sie im ablaufenden Jahr 14,84 Milliarden Dollar gegen den Euro gewettet.

QIAGEN WILL EIGENSTÄNDIG BLEIBEN - AKTIE UNTER DRUCK


Das britische Pfund stieg sogar um 0,8 Prozent auf 1,3100 Dollar. EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen brachte eine Verlängerung der Brexit-Übergangsfrist ins Spiel. In dieser Zeit soll ein Abkommen zwischen Großbritannien und der EU über die künftigen beidseitigen Beziehungen ausgehandelt werden. Der britische Premierminister Boris Johnson will, dass nach dem Brexit zum 31. Januar 2020 die Übergangsphase spätestens Ende kommenden Jahres abläuft.

Getrieben von den Hoffnungen auf ein baldiges Handelsabkommen legte der Ölpreis zu. Nordseeöl der Sorte Brent und leichtes US-Öl verteuerten sich um jeweils 0,5 Prozent auf 68,26 beziehungsweise 61,96 Dollar und waren damit so teuer wie seit Mitte September nicht mehr. Für gute Stimmung sorgten auch die jüngsten Konjunkturdaten aus China. Dort steigerten die Industriefirmen ihre Gewinne so im November so stark wie seit acht Monaten nicht mehr.

Um zeitweise mehr als ein Fünftel nach unten ging es für die Aktien des Biotech-Unternehmens Qiagen. Die Firmenführung sagte einen Verkauf ab und will nun auf die eigenen Wachstumspläne setzen. Die Alternativen seien "nicht überzeugend". Analysten sprachen von einer großen Überraschung. Die Interessenten ließen sich von der Absage aber wohl nicht auf Dauer abwimmeln, konstatierte DZ-Bank-Analyst Sven Kürten. Qiagen, das sich auf Tests zum Nachweis von Krankheiten sowie Laborgeräte spezialisiert hat, ist an der Börse noch 6,8 Milliarden Euro wert.

rtr