Heiß begehrt waren europaweit vor allem Finanzwerte, deren Branchenindex 3,5 Prozent zulegte. Investoren honorierten Milliardengewinne der britischen Großbank Barclays und des skandinavischen Geldhauses Nordea. "Außerdem kann man zwischen den Zeilen der bislang veröffentlichten Quartalsberichte lesen, dass das klassische Kreditgeschäft vergleichsweise gut läuft", sagte ein Börsianer. "Zwar gibt es Rückstellungen für faule Kredite, es wird aber wohl nicht so katastrophal wie anfangs befürchtet."

In London legten Barclays-Titel mehr als sieben Prozent zu. Trotz des trüben Ausblicks für die kommenden Monate seien die Zahlen unter dem Strich positiv, resümierte Anlagestratege Michael Hewson vom Brokerhaus CMC Markets. Das Institut könne sich dabei auf die Investmentbanking-Sparte verlassen, die ein Stützpfeiler in diesen schwierigen Zeiten sei. Nordea-Papiere steuerten in Stockholm mit einem Plus von zeitweise 5,6 Prozent auf den größten Tagesgewinn seit einem halben Jahr zu. Hier sei der Hauptgrund für den überraschend hohen Gewinn geringer als befürchtet ausgefallene Kreditausfälle, sagte ein Börsianer.

EUROPÄISCHE INDUSTRIE ÜBERWIEGEND AUF WACHSTUMSKURS


Die Indizes für die Stimmung der Einkaufsmanager aus der deutschen und europäischen Industrie überraschten positiv. "Das zeigt, wie ungleich die Corona-Lasten verteilt sind", sagte Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank. "Während viele Dienstleister unter den Eindämmungsmaßnahmen leiden, kann sich die Industrie weitgehend frei bewegen und sich dem Bann von Corona entziehen."

Ein Wermutstropfen bildeten die Zahlen aus Frankreich. Dort fiel das entsprechende Barometer auf 51 Punkte und lag nur noch knapp über der Schwelle von 50 Zählern, die Wachstum signalisiert. Angesichts der dort drastisch steigenden Infektionszahlen sei das keine Überraschung, sagte Commerzbank-Anlagestratege Rainer Guntermann.

ZAHLEN VON DAIMLER KOMMEN GUT AN - AIRBUS GEFRAGT


Neben Finanzwerten stachen am Aktienmarkt Daimler hervor. Die Aktien gewannen zwei Prozent, nachdem der Autobauer dank einer Erholung des Geschäfts im dritten Quartal seine Gesamtjahresziele angehoben hatte. Diese klängen allerdings besser als sie bei genauerem Hinsehen seien, kritisierte ein Börsianer. So sei der angepeilte Freie Cash Flow vor dem Hintergrund des Quartalsergebnisses wenig ehrgeizig.

Ein überraschend geringer Umsatzrückgang gab Renault Schub. Die Aktien des französischen Autobauers stiegen um rund zwei Prozent. Das Unternehmen habe für seine Fahrzeuge höhere Preise erzielen können als gedacht, kommentierte Analyst Philippe Huchois von der Investmentbank Jefferies.

Airbus-Titel stiegen um rund sechs Prozent. Der europäische Flugzeugbauer hatte seine Zulieferer gebeten, sich auf eine höhere Produktion der Erfolgsserie A320 einzustellen. Die Nachfrage werde aber erst dann wieder steigen, wenn die aktuellen Lagerbestände abgebaut seien, gab Analyst Sandy Morris von der Investmentbank Jefferies zu Bedenken.

rtr