Ein Ausreißer war der Londoner Auswahlindex FTSE. Er stieg um mehr als ein Prozent, obwohl die britische Wirtschaft wegen der Coronavirus-Krise im zweiten Quartal mit einem Minus von gut 20 Prozent den größten Einbruch ihrer Geschichte verbuchte. Die überraschend starke Erholung im Juni sei aber ermutigend, sagte Finanzmarkt-Experte Russ Mould vom Brokerhaus AJ Bell. Außerdem hatte die Bank von England (BoE) unlängst zusätzliche Konjunkturhilfen in Aussicht gestellt. Letzteres setzte der Währung des Landes zu. Das Pfund verbilligte sich um jeweils etwa ein halbes Prozent auf 1,3020 Dollar und 1,1059 Euro.

ACHTERBAHNFAHRT AM EDELMETALLMARKT


Unterdessen stabilisierte sich der Goldpreis nach dem Ausverkauf der vergangenen Tage. Allein am Dienstag rutschte er um mehr als sechs Prozent ab, so stark wie zuletzt vor mehr als sieben Jahren. Am Mittwoch verteuerte sich das Edelmetall um mehr als ein Prozent auf 1936,83 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Mittelfristig werde es seine Rekordjagd wieder aufnehmen, prognostizierte Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch. "Denn das fundamentale Umfeld bleibt für Gold und Silber dank negativer Realzinsen, einer beispiellosen Geldmengenausweitung und einer ausufernden Verschuldung ausgesprochen positiv."

Bei Silber nutzten Investoren den gut 16-prozentigen Einbruch vom Dienstag ebenfalls zum Wiedereinstieg. Das unter anderem in der Medizintechnik benötigte Edelmetall gewann gut zwei Prozent auf 25,33 Dollar.

Mit Rohöl deckten sich Investoren ebenfalls ein. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um 1,5 Prozent auf 45,17 Dollar je Barrel (159 Liter). Sie profitiere vom überraschend starken Rückgang der US-Lagerbestände, sagte Analyst Jeffrey Halley vom Brokerhaus Oanda.

FUSIONSFANTASIE IM TELEKOM-SEKTOR


Am Aktienmarkt rückte wegen einer umgerechnet 6,3 Milliarden Euro schweren Übernahmeofferte des US-Kabelkonzerns Liberty Global Sunrise ins Rampenlicht. Den Aktien der zweitgrößten Schweizer Telekomfirma bescherte dies einen Rekord-Kurssprung von 27 Prozent. Mit 109,50 Franken waren die Titel so teuer wie nie. Dieser Vorstoß komme nach dem gescheiterten Zusammenschluss von Sunrise mit der Liberty-Tochter UPC überraschend, sagte Analyst Ulrich Rathe von der Investmentbank Jefferies. Er erwarte deutliche Einsparungen.

In Deutschland verbuchten die Papiere des größten Sunrise-Eigners Freenet mit rund 21 Prozent den größten Kurssprung seit fast zwölf Jahren. Der europäische Index für den Telekom-Sektor rückte 1,7 Prozent vor. "Eine Konsolidierung ist positiv für die Branche, weil es den Preisdruck mindert und zu höheren Erträgen führt", sagte Analyst Domenico Ghilotti vom Research-Haus Equita. Liberty-Titel legten im vorbörslichen US-Geschäft ein halbes Prozent zu.

Gefragt waren auch die Papiere von Asos, die zeitweise um knapp elf Prozent auf ein Eineinhalb-Jahres-Hoch von 4672 Pence stiegen. Der britische Zalando-Rivale habe überraschend optimistische Gesamtjahresziele vorgelegt, kommentierte Analyst Adam Tomlinson von der Investmentbank Liberum. Er werde daher seine Gewinnschätzung für den Online-Modehändler nach oben korrigieren und stelle seine Verkaufsempfehlung auf den Prüfstand.

rtr