"Trump ist zwar noch nicht wieder ganz gesund, aber ins Weiße Haus zurückgekehrt", sagte Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst beim Brokerhaus CMC Markets. "Und es besteht Hoffnung, dass sich Republikaner und Demokraten noch vor der Wahl auf ein Konjunkturpaket einigen werden."

Die Präsidentin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, und Finanzminister Steven Mnuchin hatten am Montag etwa eine Stunde lang über weitere Unterstützungsmöglichkeiten gesprochen und wollten am Dienstag ihre Beratungen fortsetzen. "Wenn wir sehen, dass irgendeine Form von Stimulus durchkommt, wird der Markt dies meiner Meinung nach positiv aufnehmen", sagte Tai Hui, Chefstratege bei J.P. Morgan. Für die USA signalisierten die Futures einen uneinheitlichen Handelsauftakt.

Am Rohstoffmarkt trieb ein Streik in Norwegen den Preis den zweiten Tag in Folge in die Höhe. Ein Barrel (159 Liter) leichtes US-Öl kostete mit 40,35 Dollar 2,9 Prozent mehr als am Montag, Nordseeöl der Sorte Brent verteuerte sich um 2,7 Prozent auf 42,42 Dollar. Neben Norwegen könnte es in dieser Woche auch Produktionsausfälle im Golf von Mexiko geben, wo sich ein weiterer Hurrikan gebildet habe, sagte Commerzbank-Experte Carsten Fritsch. "Dieser ist der vierte Sturm in diesem Jahr, der den Golf von Mexiko erreicht, und der zehnte, der in den USA an Land gehen wird. Dies hat es zuvor noch nie gegeben."

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Positive Impulse lieferten überraschend starke Wirtschaftsdaten. Die deutschen Industrie verbuchte im August ein Auftragsplus von 4,5 Prozent. Ökonomen hatten nur mit einem Zuwachs von 2,6 Prozent gerechnet. "Wieder einmal wird deutlich, dass die wirtschaftliche Erholung für die größte Volkswirtschaft der Euro-Zone, Deutschland, auf dem richtigen Weg ist", äußerte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade.

Bei den Einzelwerten setzte sich die Deutsche Bank mit einem Kursplus von bis zu 4,6 Prozent an die Spitze der Dax-Gewinner. Deutsche Bank-Chef Christian Sewing habe sich in einem Interview mit Bloomberg sehr zufrieden mit der Geschäftsentwicklung im dritten Quartal geäußert, sagte ein Händler. In der Folge zogen auch andere Bankaktien an. Der entsprechende Index notierte 4,6 Prozent höher.

Die Aktien der Leasingfirma Grenke erholten sich weiter und legten fast ein Viertel zu. Das unter Beschuss des Leerverkäufers Fraser Perring stehende Unternehmen hatte von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG bescheinigt bekommen, für mehr als 98 Prozent der Bankguthaben Bestätigungen der Banken erhalten zu haben, wie Grenke am Montag mitgeteilt hatte. "Das nimmt natürlich den Leuten, die vor einem zweitem Wirecard-Fall Angst haben, die Furcht", sagte ein Händler.

An der Pariser Börse deckten sich Anleger mit Suez-Aktien ein, nachdem der französische Versorger Engie zugestimmt hat, ein Beteiligungspaket von 29,9 Prozent an den französischen Wasser- und Abfallkonzern Veolia zu verkaufen. Suez-Aktien zogen bis zu 5,6 Prozent an.

rtr