Alle Augen nach Washington: Vor der Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed am Abend hielten die deutschen Anleger ihre Füße still – der Dax tendiert kaum verändert.
Der deutsche Leitindex gewann 0,13 Prozent auf 23.359,18 Punkte. Zeitweise legte er sogar gut 0,6 Prozent zu, nachdem er am Dienstag auf den tiefsten Stand seit Juni gefallen war. Der am Vortag ebenfalls schwache MDax der mittelgroßen Unternehmen ging 0,39 Prozent höher mit 30.217,38 Zählern aus dem Handel.
An den Finanzmärkten gilt es als ausgemacht, dass die US-Notenbank Fed am Abend erstmals im laufenden Jahr die Zinsen senken wird. Spannend bleibt neben der Frage nach der Größe des Zinsschritts aber auch der Blick nach vorn. "Mit seiner Rhetorik dürfte Fed-Chef Jerome Powell die Weichen für die Aktienkurse der kommenden Wochen und Monate stellen", konstatierte Marktstratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets.
Marktexperte Marcel Mußler betonte ebenfalls die Wichtigkeit der Wortwahl von Powell: "Stellt die Fed weitere Zinssenkungen in diesem Jahr offensiv in Aussicht oder erinnert sie wieder einmal mahnend daran, dass sie auch der Preisstabilität verpflichtet ist?" Davon werde die Reaktion der Anleger abhängen.
Neben der Fed sorgte auch ein Medienbericht für Zurückhaltung. Der "Financial Times" zufolge verlangt China von seinen Tech-Unternehmen einen Verzicht auf KI-Computerchips des US-Branchenriesen Nvidia. Dieser Schritt würde nicht nur den Streit um Hightech-Chips zwischen China und den USA weiter zuspitzen, sondern auch den KI-Hype etwas dämpfen.
Angesichts dieser Gemengelage ging die jüngste Rekordjagd für die wichtigsten Technologie-Indizes und den marktbreiten S&P 500 an den US-Börsen vorerst nicht weiter. Der Dow Jones Industrial stieg zum europäischen Handelsschluss um fast 0,7 Prozent. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 schloss 0,05 Prozent im Minus mit 5.369,70 Punkten. Beim Schweizer SMI und dem britischen FTSE 100 bewegte sich ebenso kaum etwas.
Am deutschen Aktienmarkt starteten die Aktien von Dax-Schwergewicht SAP nach einer zweimonatigen Talfahrt mit plus 3,2 Prozent einen Erholungsversuch und setzten sich damit an die Index-Spitze. Jefferies-Analyst Charles Brennan betonte am Vorabend, dass er bei den Titeln des Softwarekonzerns mit einer Kurswende rechne.
Puma mit 17-Prozent-Kurssprung
Puma lagen mit einem Kurssprung von 16,8 Prozent an der MDax-Spitze. Laut dem "Manager Magazin" interessieren sich mit dem Finanzinvestor CVC und dem US-Markenmanagementunternehmen Authentic Brands Group (ABG) zwei Investoren für den von Großaktionär Pinault gehaltenen Anteil des Sportwarenherstellers. Zuletzt gab es bereits Spekulationen über eine Puma-Übernahme durch Adidas.
Die Aktien von Krones büßten am MDax-Ende 5 Prozent ein. Ein Händler bezeichnete den Kapitalmarkttag des Herstellers von Abfüll- und Verpackungsanlagen als insgesamt solide. Allerdings seien erste Signale fürs kommende Jahr enttäuschend gewesen.
Wacker Chemie verloren 0,2 Prozent, nachdem die US-Bank Morgan Stanley die Titel des Chemiekonzerns gleich doppelt abstufte und jetzt ein "Underweight"-Votum ausspricht. Für die Anteilsscheine von Kontron ging es im Nebenwerte-Index SDax dagegen dank eines Lobs des Analysehauses MWB Research um 7 Prozent aufwärts.
Die Papiere von Formycon zogen um 3,5 Prozent an. Der Biosimilar-Hersteller schloss eine weitere Vertriebspartnerschaft für sein Biosimilar zu Bayers Augenmedikament Eylea. Damit winkten Formycon weitere Lizenzzahlungen, sagten Händler.
Mit einem Minus von 2,4 Prozent standen dagegen ProSiebenSat.1 weiter unter Druck. Am Dienstagnachmittag hatte bereits eine Senkung der Jahresziele belastet. Nun stuften mit Oddo BHF und Kepler Cheuvreux gleich zwei Häuser den Medienkonzern ab.
Auch bei Schaeffler hallten Nachrichten vom Vortag mit weiteren Kursgewinnen von 7,4 Prozent nach. Die neuen Mittelfristziele des Auto- und Industriezulieferers kamen am Markt noch immer gut an.
Lesen Sie dazu auch: Kursgift schwacher Dollar: Der unsichtbare Renditefresser – wie weit kann der Greenback noch fallen?
Und: Thyssenkrupp-Aktie springt auf 5-Jahreshoch! Wie viel Potenzial hat der Industrie-Pionier noch?
Enthält Material von dpa-AFX