Wenig Bewegung an den deutschen Aktienmärkten zu Wochenbeginn – es denn, man besitzt Rüstungsaktien. Rheinmetall & Co. steigen weiter.

Der DAX ist am Montag mit marginalen Gewinnen in die neue Woche gestartet. Zum Handelsende notierte der deutsche Leitindex 0,21 Prozent höher bei 23.748,86 Punkten. Damit blieb er in der Mitte seiner September-Spanne, die bislang von knapp unter 23.500 bis knapp über die 24.000-Punkte-Marke reicht. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen gewann dagegen immerhin 0,98 Prozent auf 30.469,96 Punkte. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um 0,88 Prozent auf 5438 Punkte bergauf.

"Aus charttechnischer Sicht steckt der deutsche Leitindex in einer Konsolidierung knapp unterhalb der 100-Tage-Linie fest", kommentierten die Experten der Schweizer Bank UBS. Zuletzt testete der Dax die mittelfristig wichtige Trendlinie erneut. Für etwas Unterstützung sorgten die moderat freundlich erwarteten US-Börsen. Wichtige, potenziell kursbewegende Konjunkturdaten stehen zum Wochenbeginn nicht auf der Agenda.

Die Commerzbank sieht die Aktienmärkte vor einer entscheidenden Woche. Zunächst stehe am Dienstag der US-Einzelhandelsumsatz im Fokus, bevor sich die Augen auf die US-Zinsentscheidung am Mittwochabend richteten. Anleger gehen fest davon aus, dass die Notenbank Fed ihren Leitzins senken wird. Einige wenige halten sogar einen großen Zinsschritt um 0,5 Prozentpunkte für möglich.

Laut Charttechnik-Experte Christoph Geyer hält sich der Dax für den schwierigen Monat bislang recht gut, denn immerhin fänden im September die meisten Kursrückgänge und Crashs statt. "Diese bislang stabile Haltung schützt aber nicht davor, dass es noch einmal ungemütlich werden kann, bevor dann im Oktober die Jahresschlussrallye startet", schrieb Geyer in einem Marktkommentar.

Rüstungsbranche erneut oben auf 

Im Fokus stand vor allem die Rüstungs- und Luftfahrtbranche. Die Aktien von Rheinmetall kletterten auf ein Rekordhoch und gewannen zuletzt als einer der besten Dax-Werte 2 Prozent. Der Rüstungskonzern einigte sich mit der Bremer Werftengruppe Lürssen auf einen Kauf von deren Militärsparte NVL. Damit möchte sich Rheinmetall breiter aufstellen und den Marine-Bereich als zusätzliches Geschäftsfeld erschließen.

Eine Überraschung ist die Transaktion nicht mehr, nachdem schon seit längerem darüber spekuliert worden war. Da beide Seiten Stillschweigen zum Kaufpreis vereinbart haben, sind die finanziellen Auswirkungen des Deals für Rheinmetall Händlern zufolge schwer einzuschätzen. Jefferies-Analystin Chloe Lemarie schätzt diesen derweil ohne Berücksichtigung von Schulden auf 1,5 bis 2 Milliarden Euro.

Im Kielwasser von Rheinmetall ging es auch für die zuletzt schwächelnden Titel der Branchenkollegen Hensoldt und Renk im MDax wieder um 1,5 beziehungsweise 1,2 Prozent bergauf. Alle drei Titel liegen im bisherigen Jahresverlauf in ihren Indizes ganz vorn.

Bei Airbus  standen ein Kursplus von 2,5 Prozent sowie einer der vorderen Dax-Plätze zu Buche. Die kanadische Bank RBC hob das Kursziel für die Aktien von 200 auf 220 Euro an und liegt damit nun etwas über dem aktuellen Kurs. Laut Experte Ken Herbert vertraut der Markt zunehmend auf die Unternehmensziele für die kommenden drei Jahre. Medienberichte, wonach der Flugzeugbauer noch 2025 eine Vereinbarung für eine europäische Satelliten-Allianz mit den Rüstungskonzernen Leonardo und Thales erreichen könnte, nannten Börsianer derweil eine Wiederholung früherer Meldungen.

Für ThyssenKrupp ging es derweil um 4,1 Prozent aufwärts. DZ-Bank-Analyst Schmidt verwies darauf, dass Thyssens Marinesparte TKMS mit Lürssen bereits in einem Gemeinschaftsunternehmen verbunden sei, was nun Rheinmetall automatisch zum Partner mache und die Kräfteverhältnisse verschieben dürfte. "Strukturell könnte das für TKMS bedeuten, dass sich die Rolle im Überwasserschiffbau weiter abschwächt und das Unternehmen stärker auf das U-Boot-Geschäft fokussiert wird", schrieb Schmidt.

Zinshoffnungen treiben S&P 500 und Tech-Indizes auf Rekordhochs

Die US-Börsen haben am Montag unterdessen ihre Rekordjagd fortgesetzt. Sowohl die Technologie-Indizes Nasdaq 100 und Nasdaq Composite  als auch das marktbreite Börsenbarometer S&P 500 erreichten zum Wocuenstart Höchststände.

Bei den Anlegern steht in dieser Woche die erwartete Lockerung der US-Geldpolitik im Fokus. Angesichts jüngster Signale einer Abschwächung des Arbeitsmarktes wird erwartet, dass die US-Notenbank Fed am Mittwoch die Zinsen um mindestens 0,25 Prozentpunkte senken wird.

Der S&P 500 gewann zum Wochenbeginn 0,49 Prozent auf 6.616 Punkte. Für den Nasdaq 100 ging es um 0,61 Prozent auf 24.238 Punkte nach oben, und der Nasdaq Composite stieg um 0,69 Prozent auf 22.294 Punkte. Der Leitindex Dow Jones Industrial  hingegen ist noch etwas von einem Rekordhoch entfernt. Hier stand zuletzt ein Plus von 0,25 Prozent auf 45.948 Punkte zu Buche. 

An der Spitze des Nasdaq 100 zogen die Aktien von Tesla um 5,6 Prozent an. Wie der Gründer und Chef des Elektroauto-Herstellers, Elon Musk, am 12. September der US-Börsenaufsichtsbehörde SEC mitteilte, hat er Tesla-Aktien im Wert von rund einer Milliarde US-Dollar gekauft.

Alphabet setzten ihre Rekordjagd fort und stiegen zuletzt um 3,5 Prozent auf gut 249 Dollar. Im frühen Handel konnte die Google-Mutter erstmals in puncto Marktkapitalisierung die Marke von drei Billionen Dollar knacken. Auslöser dafür war, dass die US-Bank Citigroup ihr Kursziel für die A-Aktien von 225 auf 280 Dollar erhöht hatte. Analyst Ron Josey sprach von einem beschleunigten Produktentwicklungszyklus, der sich mit der zunehmenden Verbreitung des KI-basierten Chatbots Gemini sowohl im Anzeigen- als auch im Cloud-Geschäft abzuzeichnen beginne.

Die Anteilsscheine von Nvidia fielen dagegen um 1,5 Prozent, nachdem China eine vorläufige kartellrechtliche Untersuchung gegen den Halbleiterkonzern angekündigt hatte. Die staatliche Wettbewerbsaufsicht SAMR teilte mit, eine Vorprüfung des weltweit führenden KI-Chipanbieters habe Verstöße gegen Chinas Anti-Monopol-Gesetz ergeben. Der Befund steht im Zusammenhang mit Nvidias 2020 vollzogener Übernahme des israelischen Tech-Unternehmens Mellanox, die damals nur unter Auflagen genehmigt worden war.

Die Aktien des Halbleiterherstellers Texas Instruments verloren mehr als zwei Prozent. Zuvor hatte China zwei Untersuchungen gegen den US-Chipsektor eingeleitet, während die Handelsgespräche zwischen den beiden Ländern in Madrid weitergehen. 


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DAX (WKN: 846900)

Enthält Material von dpa-AFX