Nachdem der überraschende Wahlsieg von Donald Trump zuletzt die Börsen gestützt hatte, suche der deutsche Aktienmarkt nach der politischen Weichenstellung in den USA nun wieder seine Richtung, schrieb Jochen Stanzl von CMC Markets. Für die Experten vom Börsenstatistik-Magazin Index-Radar steckt der Dax weiter in seinem mehrmonatigen Seitwärtstrend fest. Knackpunkt bleibt die runde Marke von 10 800 Punkten, die sich seit August mehrfach als zu hohe Hürde erwiesen hat.

KONJUNKTURDATEN OHNE AUSWIRKUNGEN

Auch von Konjunkturseite blieb der erhoffte Rückenwind für den Dax am Dienstag aus: Weder aus Europa noch aus den USA konnten frische Wirtschaftsdaten dem Markt ihren Stempel aufdrücken. Die ZEW-Konjunkturerwartungen hatten sich im November zwar deutlicher aufgehellt als gedacht, gleichzeitig war die deutsche Wirtschaft im dritten Quartal etwas stärker abgebremst worden als erwartet.

Die Indizes aus der zweiten Reihe schlugen sich am Dienstag etwas besser: Angetrieben von Kursgewinnen im zuletzt gebeutelten Immobiliensektor rückte der MDAX als Heimat der mittelgroßen Werte um 0,85 Prozent auf 20 540,41 Punkte vor. Die Technologiewerte im TecDAX kletterten um 0,36 Prozent auf 1694,45 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroSTOXX 50 dagegen lag wie der Dax zuletzt knapp im Minus.

MERCK DREHEN NACH FESTEM START INS MINUS

Auf der Unternehmensseite durften sich die Merck-Anleger (Merck) nicht lange über ein unerwartet starkes drittes Quartal und einen erneut angehobenen Ausblick freuen. Die Aktien fielen nach festem Start immer weiter zurück und waren am Nachmittag mit minus 1,5 Prozent sogar der schwächste Dax-Wert. Commerzbank-Experte Daniel Wendorff sprach am Morgen von einer starken Profitabilität, stellte aber die Nachhaltigkeit dieser Entwicklung in Frage.

Index-Favoriten waren dagegen die zuletzt wieder schwachen RWE-Aktien (RWE). Nach der Enttäuschung durch die Neunmonatszahlen am Vortag nutzen Anleger den günstigen Kurs zum Einstieg. Mit Rückenwind einer Empfehlung durch das Analysehaus Kepler Chevreux verteuerten sich die Papiere an der Dax-Spitze um mehr als 3,5 Prozent. Analyst Ingo Becker sieht nach der jüngsten Kursschwäche wieder mehr Bewertungsspielraum.

ERHOLUNG IM IMMOBILIENSEKTOR - GUTE ZAHLEN STÜTZEN

In der Versicherungsbranche fielen die Kursbewegungen unterschiedlich aus: Aktien von Munich Re (Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft) gehörten nach einer Verkaufsempfehlung der Deutschen Bank mit minus 1,30 Prozent zu den größten Dax-Verlierern. Talanx dagegen rückten im MDax nach der Zahlenvorlage um gut 0,5 Prozent vor, weil der Versicherer dank geringer Schäden an Zuversicht gewinnt.

Im Immobiliensektor haben gute Unternehmensnachrichten den zuletzt leidgeprüften Anlegern etwas Trost gespendet. Vor allem die Deutsche Wohnen AG hatte im dritten Quartal mit einem Gewinnsprung überrascht. Die Papiere stiegen an der MDax-Spitze um 4,5 Prozent. Aktien von LEG Immobilien erholten sich ebenfalls mit fast vier Prozent von ihren Vortagesverlusten./tih/ag

--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---