Nachhaltige Verkaufswellen am Markt blieben aber aus, sagte Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst beim Brokerhaus CMC Markets. "Die Börse lässt sich derzeit ganz gut mit dem Wetter vergleichen. Bei heißen Temperaturen beziehungsweise heiß gelaufenen Kursen bestehen jede Menge Unwetterwarnungen. Was folgt sind lediglich ein paar bereinigende Sommergewitter."

Das Coronavirus rückte in den Hintergrund. Mit sorgenvoller Miene blickten Investoren allerdings auf die anstehenden Handelsgespräche zwischen den USA und China. Die Beziehungen der beiden weltgrößten Volkswirtschaften könnten sich in den kommenden Monaten weiter verschlechtern, prognostizierte Wang Tao, Chef-Volkswirt für China bei der Bank UBS. In den USA signalisierten die Futures kaum Kursbewegung zum Handelsstart.

Milan Cutkovic, Marktanalyst beim Brokerhaus AxiTrader verweist auf die expansive Geldpolitik und die massiven Konjunkturspritzen. "Mit der gigantischen Flut an billigem Geld bleiben Aktien äußerst attraktiv." Diese seien inzwischen aber überbewertet, warnte Adrian Ash, Chef-Analyst des Online-Brokers BullionVault. Außerdem gefährde die ultra-lockere Geldpolitik der Notenbanken die Kaufkraft der Verbraucher. "Seltene und unverwüstliche Edelmetalle bieten eine bewährte Verteidigung gegen eine Währungsabwertung." Vor diesem Hintergrund verteuerte sich Gold um ein knappes Prozent auf 1934,81 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm).

Der Dollar litt unter dem anhaltenden Streit über ein Hilfspaket. Ein Euro legte 0,6 Prozent zu auf 1,1854 Dollar zu. Analysten verwiesen auch auf die Stabilität des Aktienmarktes: "Der S&P 500 hat am Dienstag kurzzeitig ein Rekordhoch erreicht und damit die Fähigkeit der Aktien gezeigt, negative Stimmungen abzuschütteln", sagte Francesco Pesole, Währungsstratege bei ING. "Das ist ein wichtiger Punkt, der gegen den Dollar spricht." Die US-Währung gilt als sicherer Hafen.

BILANZSAISON LÄUFT AUF VOLLEN TOUREN - TELEKOM GEFRAGT


Daneben hielt eine Flut von Firmenbilanzen die Börsianer auf Trab: Mit einem Kursplus von 2,4 Prozent setzte sich die Deutsche Telekom an die Spitze des Dax. Dank der Fusion seiner US-Tochter T-Mobile mit dem Rivalen Sprint hat sich der Bonner Konzern nach einem Gewinnsprung im Quartal höhere Gesamtjahresziele gesteckt. "Investoren werden das robuste Geschäftsmodell und die künftigen Synergien honorieren", kommentierte Analyst Wolfgang Specht vom Bankhaus Lampe.

Die Titel von SMA Solar schnellten um fast ein Fünftel nach oben. Die Quartalsergebnisse hätten durch die Bank über den Erwartungen gelegen, schrieb Analyst Constantin Hessen von der Investmentbank Jefferies. Die Coronavirus-Krise habe das Geschäft des Solarindustrie-Zulieferers kaum beeinträchtigt.

CANCOM UND CARLSBERG ENTTÄUSCHEN MIT ZAHLEN


Die Aktien des IT-Dienstleisters Cancom gaben um sechs Prozent an. Die Corona-Krise schlägt bei dem Unternehmen ins Kontor, der Gewinn brach ein. Auch wenn das Unternehmen die Investoren auf ein schwaches zweites Quartal vorbereitet habe, seien die Ergebnisse schwächer ausgefallen als erwartet, schrieben die Experten der DZ Bank.

In Kopenhagen rutschten die Titel von Carlsberg um gut Prozent ab. Wegen der Pandemie-Beschränkungen verbuchte der weltweit drittgrößte Bier-Brauer einen Umsatzrückgang im Quartal. Gleichzeitig warnte das Unternehmen vor einem Rückgang des operativen Gesamtjahresgewinns um bis zu 15 Prozent und setzte Aktienrückkäufe aus.

rtr