In der Coronavirus-Krise schwanken Anleger weiter zwischen Hoffen und Bangen. "Italien meldet die geringste Zahl von Neuinfektionen seit Wochen", sagte Analyst Pierre Veyret vom Brokerhaus ActivTrades am Dienstag. "Auch in Deutschland und Spanien scheint sich der Anstieg abzuflachen." Die wirtschaftlichen Aussichten für Europa blieben vorerst aber unverändert trübe. Dax und EuroStoxx50 gaben jeweils etwa ein halbes Prozent auf 9783 und 2747 Punkte nach. Mit Kursverlusten von jeweils knapp 20 Prozent steuerten sie auf den schwärzesten März ihrer Geschichte zu. Gleiches galt für den MSCI-Weltindex, der seit Monatsbeginn etwa elf Prozent einbüßte.
Etwas Mut machte Investoren die Rückkehr der chinesischen Wirtschaft auf den Wachstumspfad. Europa und die USA könnten sich ab Mai - dem erwarteten Ende der Beschränkungen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie - ähnlich rasch erholen, prognostizierte Anlagestratege Kiran Ganesh von der Bank UBS. Allerdings habe der "Lockdown" dort schon im Januar begonnen, gab Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank, zu bedenken. "Für Europa und die USA bedeutet dies: Die Durchquerung des Tals der Tränen dauert länger, als man vielerorts wahrhaben möchte."
DOLLAR BLEIBT ALS "SICHERER HAFEN" GEFRAGT - ÖLPREIS STEIGT
Am Devisenmarkt deckten sich allerdings weitere Anleger mit der Weltleitwährung ein. Dies verhalf dem Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, zu einem Kursplus von 0,6 Prozent auf 99,752 Punkte. Im Gegenzug verbilligte sich der Euro um 0,9 Prozent auf 1,0951 Dollar. Allerdings könne ein Teil dieser Entwicklung auf den erhöhten Dollar-Bedarf von Unternehmen zum Quartalsende zurückzuführen sein, sagte Anlagestratege Kenneth Broux von der Bank Societe Generale.
Die Aufwertung des Dollar machte Gold erneut zu schaffen, weil es das Edelmetall für Investoren außerhalb der USA verteuert. Es verbilligte sich um 1,2 Prozent auf 1603,10 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Allerdings böten die billionenschweren Geldsprizten der Notenbanken und schuldenfinanzierten Konjunkturprogramme der Regierungen alle notwendigen Zutaten, um Gold in Richtung eines neuen Rekordhochs zu treiben, sagte Ajay Kedia, Manager beim Brokerhaus Kedia Commodities. Das Edelmetall dient Investoren unter anderem als Inflationsschutz.
Aufwärts ging es mit dem Ölpreis. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um 2,9 Prozent auf 23,42 Dollar je Barrel (159 Liter). Selbst wenn sich die USA und Russland bei ihren geplanten Gesprächen auf eine Drosselung der Fördermengen einigen sollten, würde dies den Nachfrage-Einbruch durch die Virus-Krise nicht kompensieren, warnte Commerzbank-Analyst Eugen Weinberg. Außerdem wolle Saudi-Arabien den Ölhahn weiterhin bis zum Anschlag aufgedreht lassen.
HELLOFRESH UND "GAULOISES"-MACHER IMPERIAL BRANDS GEFRAGT
Am deutschen Aktienmarkt kletterten die Titel von HelloFresh zeitweise um knapp 19 Prozent auf ein Rekordhoch vom 32,10 Euro. Der Kochbox-Versender gehöre zu den Profiteuren der aktuellen Ausgangsbeschränkungen, schrieb Analyst Christoph Bast vom Bankhaus Lampe. Sollte sich der Wachstumstrend im zweiten Quartal fortsetzen, müssten die Gewinnerwartungen nach oben korrigiert werden.
In London verbuchten die Papiere von Imperial Brands mit einem Plus von zeitweise knapp 15 Prozent den größten Kurssprung seit 20 Jahren. Der Anbieter von "Gauloises"-Zigaretten und "Cohiba"-Zigarren verzeichnet den Angaben zufolge kaum Absatz-Einbußen durch die Pandemie. Der "Lucky Strike"-Produzent BAT habe sich zuletzt ähnlich geäußert, schrieb Analystin Alicia Forry vom Vermögensverwalter Investec.
rtr