Die Spekulation auf sinkende Zinsen in den USA hat die Börsen am Dienstag weiter beflügelt. Genährt würden diese Spekulationen von den enttäuschenden US-Arbeitsmarktdaten vom Freitag, sagte Analystin Silvia Dall'Angelo vom Vermögensverwalter Hermes. "Wir befinden uns in einer Situation, in der schlechte Nachrichten gute Nachrichten sind." Diese Hoffnung könnte aber schwer enttäuscht werden - ungeachtet der jüngsten Signale von Fed-Präsident Jerome Powell, warnte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Zum einen könnte ein solcher Schritt als Einknicken vor Trump gedeutet werden. "Die Unabhängigkeit der Zentralbank wäre dahin." Zum anderen rechtfertigten die Konjunkturdaten eine Zinssenkung bislang nicht. Die Fed wird ihren Entscheid am 19. Juni bekanntgeben.

Eine mögliche Einigung im Zollstreit zwischen den USA und China gab zusätzlichen Aufwind: "Die Märkte hoffen dennoch, dass Donald Trump und sein chinesischer Amtskollege den Gesprächsfaden wieder aufnehmen, der im Mai abgerissen ist. Der Deal mit Mexiko macht hier durchaus Hoffnung", erklärte Jochen Stanzl, Marktanalyst von CMC Markets. Die Augen richteten sich indes bereits auf den G20-Gipfel Ende des Monats und ein dort geplantes Treffen der Präsidenten. "Ein Abendessen wird zwar nicht die Probleme lösen können, die sich in den vergangenen Wochen im Handelsstreit zwischen den USA und China aufgetan haben", so Stanzl

Auf Unternehmensseite waren konjunktursensibler Werte wie die Thyssenkrupp-Aktie gefragt. Das Papier des DAX-Konzerns mit einem Plus von rund fünf Prozent an die Index-Spitze. Für zusätzlichen Schub sorgte die Aussicht auf möglich staatliche Anreize in China für die Wirtschaft. Peking habe für die Regionalregierungen den Spielraum für Investitionen erhöht, hieß es. "Stimuli in China dürften unter anderem die Stahlnachfrage stützen", sagte ein Händler.

Was am Dienstag an der Börse sonst noch wichtig war


Chinas Automarkt seit einem Jahr im Sinkflug - Premiumabsatz steigt aber
Chinas einst so rasant wachsender Automarkt befindet sich seit einem Jahr in der Flaute. Im Mai ging der Absatz von Pkw, SUVs, Minivans und kleineren Nutzfahrzeugen an Kunden im Jahresvergleich um 12,5 Prozent auf 1,61 Millionen Autos zurück, wie der Branchenverband China Passenger Car Association (PCA) am Dienstag in Peking mitteilte. Das war nach den Daten des Verbands der zwölfte Monat mit einem Rückgang nacheinander.

SAP-Rivale Salesforce will Analyse-Spezialisten Tableau kaufen
Der SAP-Konkurrent Salesforce will sich mit einem milliardenschweren Zukauf bei der Datenanalyse verstärken. Das Unternehmen aus San Francisco plant die Übernahme des Anbieters Tableau Software, der vor allem auf die grafische Darstellung großer Datenmengen spezialisiert ist. Salesforce will in eigenen Aktien bezahlen, Tableaus Eigenkapital und Schulden werden insgesamt mit 15,3 Milliarden US-Dollar (13,5 Mrd Euro) bewertet, wie beide Unternehmen am Montag bekanntgaben.

Wirkstoffforscher Evotec erhält Millionenauftrag von Gates-Stiftung
Der Wirkstoffforscher Evotec kann sich über prominente Unterstützung aus den USA freuen. Die Bill & Melinda Gates Foundation fördert das Hamburger MDax-Unternehmen mit 23,8 Millionen US-Dollar (rund 21 Mio Euro) bei der Suche nach neuen und wirksameren Behandlungsmethoden bei Tuberkulose.

Milliardenauftrag für Siemens-Zugsparte aus Russland
Die Russische Eisenbahn (RZD) hat bei Siemens weitere 13 Hochgeschwindigkeitszüge bestellt. Das Auftragsvolumen betrage 1,1 Milliarden Euro und umfasse auch die Instandhaltung der Züge für 30 Jahre, teilte Siemens am Freitag in München mit. Ein Großteil der Züge soll in Krefeld gebaut werden. Die zehnteiligen Velaro-Züge - sie ähneln den deutschen ICE-Zügen - sollen auf der 650 Kilometer langen Strecke zwischen Moskau und Sankt Peterburg verkehren. Die russische Bahn hatte ab 2006 bereits 16 Velaro-Züge bei Siemens bestellt.

Heidelberger Druck möglicherweise bald mit weiterem strategischen Investor
Beim Druckmaschinenhersteller Heidelberger Druck könnte demnächst ein weiterer strategischer Investor auftauchen. "Ich würde gerne noch einen weiteren strategischen Investor haben", sagte Vorstandschef Rainer Hundsdörfer "Euro am Sonntag". Es gebe Interessenten. Mehr wolle er "jetzt noch nicht sagen".

ProsiebenSat.1-Chef sieht blickt optimistisch nach vorn
Der Medienkonzern ProSiebenSat.1 hat nach Einschätzung seines Chefs die Talsohle durchschritten. "Wir sind deutlich über den Tiefpunkt hinaus", sagte Max Conze "Welt am Sonntag". Der Aktienkurs des Unternehmens hatte sich in den vergangenen zwölf Monaten zwischenzeitlich nahezu halbiert. Vor der Hauptversammlung des Unternehmens am 12. Juni skizzierte Conze eine Strategie, die abnehmende lineare Fernsehreichweite durch eine steigende Digitalreichweite auszugleichen.

rtr/dpa-AFX/fh