Noch zum Wochenstart waren Anleger optimistisch und der DAX stieg auf knapp 12.800 Punkte. Am Dienstag kehrten die zuletzt verdrängten Sorgen wieder zurück. Vor allem ein erneuter Teil-Lockdown in Kalifornien versetzte der jüngst aufgekeimten Hoffnung einen Dämpfer. "Umso länger dieser Stop-and-Go-Betrieb anhält, desto ungeduldiger dürften die Anleger an der Börse werden, die aufgrund gestiegener Kurse jetzt nur noch gute Nachrichten tolerieren", kommentierte Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets die erneuten Maßnahmen in Kalifornien.

Zusätzlich belastet wurde der DAX am Dienstag durch erneute Sorgen rund um den US-Handelskonflikt mit China. Im Streit um Ressourcen im Südchinesischen Meer verschärften die USA den Ton gegenüber China. Man werde nicht zulassen, dass China das Gebiet als sein Seereich behandle. Die Volksrepublik beansprucht 90 Prozent des Gebiets für sich, auf das jedoch auch andere Staaten wie Vietnam, Taiwan und den Philippinen zum Teil Anspruch erheben. "Dies demonstriert den Willen Washingtons, China an verschiedenen Fronten zu bekämpfen", sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com.

Mit Spannung blickten Anleger außerdem auf die gestartete Berichtssaison. Die US-Banken JPMorgan und Citigroup eröffneten am Dienstag den Zahlenreigen. Trotz hoher Rückstellungen für Kreditausfälle präsentierten sie robuste Ergebnisse.

Hierzulande waren derweil "sichere Häfen" wie Bundesanleihen und die Weltleitwährung Dollar gefragt. Die Dollar-Stärke lastete zwar auf dem Goldpreis, weil es das Edelmetall für Investoren außerhalb der USA verteuert. Die "Antikrisen-Währung" blieb dennoch in Reichweite ihres jüngsten Neun-Jahres-Hochs.

Unter den Einzelwerten gerieten vor allem zuletzt gefragte Technologiewerte wie SAP und Infineon unter die Räder. Infineon ging als DAX-Schlusslicht aus dem Handel. Angeführt wurde der deutsche Leitindex von HeidelbergCement. Der Baustoffkonzern hat im zweiten Quartal mehr Umsatz und Gewinn gemacht als die vom Unternehmen selbst befragten Analysten erwarteten. Gefolgt wurde HeidelbergCement von der Münchener Rück und Allianz.

Was am Dienstag an der Börse außerdem wichtig war


Conti will Corona-Talsohle mit weiteren Einsparungen überbrücken
Der Nachfrageeinbruch in der Corona-Krise zwingt den Autozulieferer Continental zur Verschärfung seines schon laufenden Sparkurses. Unabhängig von der strukturellen Umwälzung der Branche zu E-Mobilität und Digitalisierung müsse der Konzern kurzfristig stärker reagieren, sagte Vorstandschef Elmar Degenhart am Dienstag bei der Hauptversammlung in Hannover. "Das Virus verschärft vor allem den konjunkturellen Rückschlag. Wir justieren unsere Finanzstruktur neu. Wir bauen uns eine Corona-Brücke über die kommenden Jahre."

Hellofresh erhöht erneut Prognose - Starkes zweites Quartal
Noch immer arbeiten viele Menschen in der Corona-Krise von zu Hause aus. Davon profitiert der Kochboxenlieferant Hellofresh erheblich. Mit einem um Währungseffekte bereinigten Umsatzwachstum zwischen 55 und 70 Prozent rechnet das inzwischen börsennotierte Start-up aus Berlin für das laufende Jahr, wie es am Montagabend mitteilte. Grund für die erneut erhöhte Prognose ist das starke Geschäft im zweiten Quartal. In den drei Monaten bis Ende Juni dürfte der Umsatz zwischen 965 und 975 Millionen Euro gelegen haben, nach 437 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Das ist nach Angaben des Unternehmens deutlich mehr als Experten zuletzt erwartet hatten.

Gerresheimer kann in Viruskrise wieder zulegen - Prognosen stehen
Der Verpackungshersteller Gerresheimer kann in der Corona-Pandemie auf gute Geschäfte mit der Pharmaindustrie bauen. Nach dem schwächeren Jahresbeginn konnten die Düsseldorfer im zweiten Geschäftsquartal (Ende Mai) wieder zulegen. Vorstandschef Dietmar Siemssen rechnet sich auch hohe Chancen mit Verpackungen für Impfstoffe aus, wie er am Dienstag sagte. Die Aktie lag mit rund einem Prozent bei 93,80 Euro im Plus, das Papier hatte in den vergangenen Wochen bereits eine starke Rally hingelegt.
Lanxess-Chef bekräftigt Prognose - Erholung Autoindustrie wird dauern
Der Spezialchemiekonzern Lanxess hält an seiner im Mai abgegeben Jahresprognose fest. "Wir haben ein Auftrags­buch von zwei Mona­ten und damit eine gewis­se Klar­heit", sagte Firmenchef Matthias Zachert der "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (Dienstagausgabe). "Deshalb kann ich jetzt, im Juli, unsere Progno­se noch mal bestä­ti­gen. Es gibt gegen­wär­tig keinen Grund, sie zu hinter­fra­gen." Das Jahr sei aber noch lang und Corona habe schon viele Über­ra­schun­gen gebracht, schränkte der Manager ein.

JPMorgan kann Corona-Folgen weiter gut abfedern
Die US-Großbank JPMorgan ringt weiter hart mit den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie. Dank glänzender Geschäfte an den Finanzmärkten bleibt der Bank trotz coronabedingter Milliardenlasten weiter ein hoher Gewinn, der im zweiten Quartal zudem besser als von Experten erwartet ausfiel.

Delta Air Lines schreibt 5,7 Milliarden Dollar Quartalsverlust
Die Corona-Pandemie hat die US-Fluggesellschaft Delta Air Lines im zweiten Quartal tief in die roten Zahlen gebracht. In den drei Monaten bis Ende Juni fiel unterm Strich ein Verlust in Höhe von 5,7 Milliarden Dollar (5,0 Mrd Euro) an, wie das Unternehmen am Dienstag in Atlanta mitteilte. Zum Vergleich: Im entsprechenden Vorjahreszeitraum hatte Delta noch 1,4 Milliarden Dollar verdient. Der Umsatz brach um fast 90 Prozent auf 1,5 Milliarden Dollar ein.

Corona-Krise brockt Wells Fargo ersten Quartalsverlust seit 2008 ein
Die US-Großbank Wells Fargo hat wegen der Corona-Pandemie den ersten Quartalsverlust seit der Finanzkrise erlitten. Unterm Strich büßte das Geldhaus laut Mitteilung vom Dienstag 2,4 Milliarden Dollar (2,1 Mrd Euro) ein. Hohe Rückstellungen für Kreditausfälle drückten die Bilanz massiv ins Minus. Zum Vergleich: Im entsprechenden Vorjahreszeitraum hatte Wells Fargo noch 6,2 Milliarden Dollar verdient. Die Erträge brachen insgesamt um über 17 Prozent auf 17,8 Milliarden Dollar ein.

Kreise: Softbank prüft Börsengang von Halbleiter-Tochter Arm
Der japanische Mischkonzern Softbank prüft laut Insidern dank der sich verbessernden Marktlage einen Börsengang seiner Halbleiter-Tochter Arm Holding. Demnach sei sowohl ein teilweiser wie auch vollständiger Verkauf der Anteile durch einen Börsengang oder Privatverkauf im Gespräch, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Dienstag und berief sich dabei auf mit der Sache vertraute Personen. Eine Entscheidung sei noch nicht gefallen. Softbank hatte den britischen Halbleiter-Anbieter im Jahr 2016 für 32 Milliarden US-Dollar erworben und bewertet die Beteiligung laut der zuletzt veröffentlichten Quartalszahlen weiterhin mit dem Kaufpreis.

'FT': EU verlangt von EssilorLuxottica Zugeständnisse für GrandVision-Kauf
Der Brillenkonzern EssilorLuxottica muss einem Pressebericht zufolge bei seiner geplanten Übernahme des niederländischen Optik-Einzelhändlers GrandVision Zugeständnisse machen. EssilorLuxottica soll nach dem Willen der EU-Kommission in Italien und anderen EU-Ländern Filialen verkaufen, um eine Genehmigung für den Zukauf zu bekommen, wie die "Financial Times" (FT) am Dienstag mit Bezug auf EU-Kreise berichtet. EssilorLuxottica und die EU-Kommission wollten sich auf Anfrage der Zeitung dazu nicht äußern.

Citigroup verdient wegen Corona-Krise deutlich weniger
Milliardenschere Puffer gegen Kreditausfälle in der Corona-Krise haben die Citigroup erneut stark belastet. Dank guter Geschäfte mit großen Konzernen und an den Finanzmärkten erzielte die Bank aber auch im zweiten Quartal trotz coronabedingter Kosten einen Milliardengewinn, der zudem höher als von Experten erwartet ausfiel. Der Überschuss sackte im Vergleich zum Vorjahr um 73 Prozent auf 1,3 Milliarden US-Dollar (1,14 Mrd Euro) ab, wie die Bank am Dienstag in New York mitteilte.

Tesla kann Rohbau für Fabrik bei Berlin vorzeitig starten
Der US-Elektroautohersteller Tesla kann mit dem Fundament und dem Rohbau für seine Fabrik bei Berlin loslegen - auch wenn die komplette umweltrechtliche Genehmigung noch aussteht. Das Brandenburger Landesumweltamt habe grünes Licht für weitere Arbeiten mit einem vorzeitigen Beginn gegeben, teilte das Umweltministerium am Dienstag in Potsdam mit. Damit könne das Unternehmen Gründungs- und Fundamentarbeiten sowie Erd- und Rohbauarbeiten vornehmen und Verkehrsflächen errichten.

Großbritannien schließt Huawei vom Ausbau seines 5G-Netzes aus
Der chinesische Technologiekonzern Huawei soll nun endgültig nicht am Ausbau des superschnellen 5G-Mobilfunknetzes in Großbritannien beteiligt werden. Das teilte der zuständige britische Minister Oliver Dowden am Dienstag im Parlament in London mit.

rtr/dpa-AFX/iw