Der überraschende Rückzug der Schweizer Notenbank SNB aus dem Kampf gegen die Aufwertung des Franken hat die europäischen Börsen am Donnerstag in Aufruhr versetzt. Im Sog des knapp 30-prozentigen Kurssturzes zum Franken fiel der Euro zum Dollar auf ein Elf-Jahres-Tief.

Der Rekordeinbruch der Schweizer Aktienbörse drückte Dax und EuroStoxx50 allerdings nur vorübergehend ins Minus. Am Nachmittag notierten die beiden Indizes jeweils knapp zwei Prozent fester bei 10.003 und 3145 Punkten. Die Aussicht auf baldige weitere Geldspritzen der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Ankurbelung der Konjunktur sorge für Auftrieb, sagte ein Börsianer.

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SNB ERWISCHT ANLEGER AUF DEM FALSCHEN FUSS

In einer 180-Grad-Kehrtwende hatte die SNB den seit etwa drei Jahren geltenden Mindestkurs von 1,20 Franken je Euro aufgegeben. Während dieser Zeit hatte sie diese Marke mit milliardenschweren Stützungskäufen verteidigt. Offenbar rechne die Notenbank fest mit baldigen umfassenden Wertpapierkäufen der EZB, dem sogenannten Quantitative Easing (QE), sagte Jonathan Webb, Devisen-Anlagestratege vom Brokerhaus Jefferies. "Dies würde es den Schweizern erschweren, den Euro-Kurs zu verteidigen."

Als Reaktion auf die SNB-Ankündigung fiel die europäische Gemeinschaftswährung auf ein Rekordtief von 0,8639 Franken. Parallel dazu rutschte sie auch zur US-Valuta ab und war mit 1,1568 Dollar so billig wie zuletzt im November 2003. Der Schweizer Aktienindex SMI brach zeitweise um 14 Prozent ein.

Börsianer kritisierten, dass sich SNB noch vor wenigen Tagen zum Mindestkurs bekannt habe. "Das schürt die Angst vor Fehlern in der Geldpolitik zu einem Zeitpunkt, da die Notenbanken den Markt am Laufen halten", betonte Alexandre Baradez, Analyst bei IG France. Einige Anleger nahmen Kurs auf "sichere Häfen" wie Bundesanleihen. Dies drückte die Rendite der zehnjährigen Titel auf ein Rekordtief von 0,402 Prozent. Der Bund-Future, der auf diesen Papieren basiert, notierte mit 157,69 Punkten so noch wie nie zuvor. Die "Antikrisen-Währung" Gold verteuerte sich um 1,8 Prozent auf 1252 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm).

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BEIERSDORF HEBEN NACH UMSATZZAHLEN AB

Bei den Unternehmen stach Beiersdorf mit einem Kursplus von 5,6 Prozent heraus. Der Hamburger Nivea-Hersteller steigerte den Umsatz im abgelaufenen Jahr um 2,3 Prozent auf knapp 6,3 Milliarden Euro. Außerdem bekräftigte das Management sein Ziel einer operativen Gewinnmarge von mehr als 13 Prozent. "Mit starken Marken und einer gut gefüllten Produktpipeline dürfte Beiersdorf weitere Marktanteile gewinnen und damit schneller als die Wettbewerber wachsen", urteilte DZ-Bank-Analyst Thomas Maul in einem Kommentar.

An der Börse Stockholm legten Hennes & Mauritz (H&M) um bis zu 1,9 Prozent zu. Der Bekleidungseinzelhändler schraubte den Umsatz im Dezember stärker als erwartet um 15 Prozent in die Höhe. Die Papiere des Konkurrenten und "Zara"-Betreibers stiegen zeitweise sogar auf ein Rekordhoch von 24,99 Euro.

Reuters