Die Ungewissheit über die künftige Geldpolitik der US-Notenbank Fed hat die Anleger am Dienstag verunsichert. Am Mittwoch kommen die US-Währungshüter zu ihren Beratungen zusammen. Beobachter gehen davon aus, dass die Notenbank weiterhin auf Zeit spielen dürfte, bevor sie die Wertpapierkäufe drosselt. Die Arbeitsmarktzahlen hätten sich verbessert, jedoch würden die Mitglieder der Fed weitere Daten benötigen, um eine Straffung der finanziellen Bedingungen zu beschließen, erklärte Anlagestratege Francois Rimeu.

Neben der Unsicherheit über die Geldpolitik der USA mache der zunehmende Regulierungsdruck der chinesischen Regierung die Anleger nervös, erklärte Analyst Ricardo Evangelista vom Brokerhaus ActivTrades. Die Regierung zog gegenüber Online-Bildungsunternehmen Daumenschrauben an. Nachhilfeinstitute dürfen in diesem Fall keinen Profit mehr machen. Bereits am Montag brachen bekannte Tech-Titel wie Alibaba und Tencent zweistellig ein.

Der Handel am US-Aktienmarkt startete träge. Wichtige Geschäftszahlen wie etwa von den Technologiekonzernen Alphabet, Apple und Microsoft werden erst nach US-Börsenschluss bekannt gegeben. Die Anleger blieben vorsichtig.

Auf Unternehmensseite standen die Papiere von Dürr im Fokus. Das Maschinenbau-Unternehmen hob seine Prognosen unter anderem für den Auftragseingang, den Umsatz und den Free Cashflow an. So erwartet das Unternehmen einen Auftragseingang von 4 bis 4,2 Milliarden Euro (bisherige Prognosen 3,6 bis 3,9 Milliarden Euro). Das Unternehmen rechne mit einem Umsatz von 3,6 bis 3,8 Milliarden Euro (bisher 3,45 bis 3,65 Milliarden Euro). Der Free Cashflow werde 50 bis 100 Millionen Euro betragen (bisher -50 bis 0). Die Aktie stieg zeitweise um mehr als zehn Prozent.

SAP und Linde gingen als DAX-Gewinner aus dem Handel. Die Schlusslichter waren am Dienstag Infineon Technologies und Delivery Hero.

Was am Dienstag an der Börse außerdem wichtig war

Tesla-Rekordgewinn: Erstmals mehr als eine Milliarde Dollar im Quartal
Der US-Elektroautobauer Tesla hat erstmals mehr als eine Milliarde Dollar in einem Vierteljahr verdient. Das Unternehmen von Elon Musk verzehnfachte den Überschuss im zweiten Quartal im Jahresvergleich auf 1,14 Milliarden Dollar (rund 970 Mio Euro). Dabei trug der Handel mit Abgaszertifikaten, der traditionell die Bilanz aufbessert, weniger zu dem Rekordgewinn bei als sonst. Den Ausschlag gab vielmehr, dass Tesla mehr als doppelt so viele Autos auslieferte wie ein Jahr zuvor.

Versicherer sehen Schäden durch Flutkatastrophe bei bis zu 5,5 Milliarden Euro
Die deutschen Versicherer rechnen infolge der Flutkatastrophe in Deutschland mit noch höheren Schäden als bisher. "Wir gehen jetzt von versicherten Schäden zwischen 4,5 Milliarden und 5,5 Milliarden Euro aus", sagte der Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Jörg Asmussen, laut Mitteilung am Dienstag in Berlin. Vergangene Woche hatte der Verband eine Größenordnung von 4 bis 5 Milliarden Euro genannt, die aber nur Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen umfasste. In der neuen Schätzung sind den Angaben zufolge auch Schäden aus den anderen betroffenen Bundesländern enthalten, darunter Bayern und Sachsen.

Kion hebt Jahresprognosen an - Aber weiter große Unsicherheit
Der Gabelstapler-Hersteller Kion blickt nach einem guten ersten Halbjahr optimistischer auf das laufende Jahr. Umsatz und Ergebnisse konnte der MDax-Konzern in den ersten sechs Monaten im Vergleich zu dem stark von der Corona-Pandemie beeinträchtigten Vorjahreszeitraum deutlich steigern. Die Ziele für das Gesamtjahr 2021 schraubte das Unternehmen am Montagabend zur Vorlage vorläufiger Halbjahreszahlen kräftig nach oben.

UPS steigert Gewinn um mehr als die Hälfte
Ein Boom in allen Geschäftsfeldern hat den US-Paketdienst UPS im zweiten Quartal überraschend stark angetrieben. Der Umsatz sprang im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 14,5 Prozent auf 23,4 Milliarden US-Dollar (19,8 Mrd Euro) nach oben, wie United Parcel Service (UPS) am Dienstag in Atlanta mitteilte. Der Nettogewinn legte sogar um 51 Prozent auf knapp 2,7 Milliarden Dollar zu. Dabei übertraf das Unternehmen durchweg die Erwartungen von Analysten.

Reifenhersteller Michelin wird nach guten Geschäften optimistischer
Der französische Reifenhersteller Michelin wird nach guten Geschäften in der ersten Jahreshälfte optimistischer für das Gesamtjahr. Bei stabilen Währungskursen rechnet Konzernchef Florent Menegaux für 2021 nun mit einem operativen Gewinn der Segmente von mehr als 2,8 Milliarden Euro, wie der Continental-Konkurrent am Montag nach Börsenschluss in Clermont-Ferrand mitteilte. Bislang hatte Michelin hier über 2,5 Milliarden Euro angepeilt. Menegaux verwies auf eine starke erste Jahreshälfte, machte aber auch klar, dass es weiterhin Beeinträchtigungen durch die Corona-Krise gebe.

Mode-Nachfrage beschert LVMH Rekordgeschäft - Aktie legt zu
Beim Luxusgüterkonzern LVMH brummt das Geschäft stärker als vor der Pandemie. Dank einer starken Nachfrage aus Asien und den USA lag der Umsatz im ersten Halbjahr 14 Prozent höher als in der ersten Jahreshälfte 2019, wie das Unternehmen mit Marken wie Moët Hennessy und Louis Vuitton am Montagabend in Paris mitteilte. Im Geschäft mit Mode und Lederwaren nahm das EuroStoxx-50-Schwergewicht so viel ein wie nie zuvor. Auch in Europa lief es besser - allerdings geht die Erholung hier langsamer voran.

Hochtief erholt sich nach Corona-Scharte
Die Geschäfte beim Baukonzern Hochtief laufen wieder deutlich besser. Vor allem entwickelten sich das Geschäft des spanischen Autobahnbetreibers Abertis , an dem Hochtief rund 20 Prozent hält, zuletzt deutlich besser, nachdem aufgrund der Lockdowns im Vorjahreszeitraum Mautautobahnen deutlich weniger genutzt worden waren. Mit wachsenden Umsätzen und Auftragsbüchern, die erstmals in allen Divisionen wieder so gefüllt seien wie vor Ausbruch der Pandemie, könne Hochtief sehr zuversichtlich in die Zukunft blicken, sagte Unternehmenschef Marcelino Fernández Verdes bei Vorlage der Halbjahresbilanz am Dienstag in Essen. Das Gewinnziel für das laufende Jahr bestätigte der MDax-Konzern.

Daimler schickt erneut Tausende Mitarbeiter in die Kurzarbeit
Angesichts der Halbleiter-Krise in der Fahrzeugbranche hat der Autobauer Daimler erneut an drei deutschen Standorten die Produktion zumindest teils unterbrochen und Tausende Mitarbeiter in die Kurzarbeit geschickt. Betroffen sind Beschäftigte der Mercedes-Werke in Sindelfingen, Rastatt und Bremen, wie der Konzern am Dienstag in Stuttgart auf Anfrage bestätigte.

rtr/dpa-AFX/lb