Dax und EuroStoxx50 lagen am Freitagnachmittag jeweils etwa vier Prozent im Plus bei 8960 beziehungsweise 2553 Punkten. Der Index für die von der Pandemie besonders hart getroffene Touristik-Branche legte zeitweise knapp zehn Prozent zu, so stark wie nie. An der Wall Street stieg der US-Standardwerteindex Dow Jones zur Eröffnung um 0,8 Prozent. "Es gibt eine Erleichterungsrally", sagte Anlagestratege Chris Bailey vom Vermögensberater Raymond James. Offenbar hätten einige Anleger beschlossen, Wetten auf einen weiteren Kursverfall aufzulösen.

In den vergangenen Wochen hatten Zentralbanken weltweit die Zinsen gesenkt und billionenschwere Wertpapierkäufe angekündigt, um die wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Pandemie abzufedern. Parallel dazu schnürten Regierungen Hilfspakete für die Unternehmen ihres jeweiligen Landes. Dennoch müsse in den kommenden Wochen mit neuen Kursturbulenzen gerechnet werden, warnte Stephen Innes, Chef-Anlagestratege des Brokerhauses Axicorp. Schließlich drohe wegen der Beschränkung des öffentlichen Lebens eine Pleitewelle von Unternehmen.

Vapiano ist bereits zahlungsunfähig. Die seit längerem angeschlagene deutsche Restaurant-Kette sieht sich als Opfer der Ausgangsverbote und beschnittenen Öffnungszeiten. Die Aktie stürzte um mehr als 70 Prozent ab und war mit 0,32 Euro so billig wie noch nie.

EZB-KAUFPROGRAMM "PEPP" PEPPT ANLEIHEMÄRKTE AUF


Den Anleihemarkt beflügelte das 750 Milliarden Euro schwere zusätzliche Ankaufprogramm der Europäischen Zentralbank (EZB). Investoren griffen vor allem bei italienischen Papieren zu, die zuletzt unter die Räder gekommen waren. Dies drückte den Renditeaufschlag (Spread) der zehnjährigen Titel zu vergleichbaren Bundespapieren auf ein Drei-Wochen-Tief. Italien beklagt mehr Corona-Tote als das bevölkerungsreichere China, dem Ursprung der Pandemie.

Unterdessen steuerte die Weltleitwährung Dollar aktuellen Gewinnmitnahmen zum Trotz auf ihre beste Woche seit 2008 zu. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, büßte ein halbes Prozent ein, nachdem er in der Nacht noch auf ein Drei-Jahres-Hoch von 102,992 Zählern geklettert war. "Die Leute wollen Bargeld, weil sie nicht wissen, wo die nächsten Einnahmen herkommen und Zahlungen anstehen", sagte Experte Stuart Oakley von der Investmentbank Nomura. "Ich denke nicht, dass sich das ändern wird."

GOLD GEFRAGT - TRUMP WILL IN ÖLPREIS-KRIEG EINGREIFEN


Den Kursrücksetzer des Dollar nutzten Anleger, um sich wieder mit Gold einzudecken. Die Abwertung macht das Edelmetall für Investoren außerhalb der USA günstiger. Außerdem wollten sie sich gegen das Risiko neuer Corona-Hiobsbotschaften am Wochenende absichern, sagte Analyst Jeffrey Halley vom Brokerhaus Oanda. Gold verteuerte sich um mehr als ein Prozent auf 1492 Dollar je Feinunze.

Am Rohölmarkt fiel die anfängliche Rally in sich zusammen, nachdem sich Russland eine US-Einmischung den Preiskrieg mit Saudi-Arabien verbeten hatte. Dem "Wall Street Journal" zufolge wollte US-Präsident Donald Trump diplomatischen Druck auf Saudi-Arabien ausüben, den Ölhahn wieder zuzudrehen. Russland solle mit Sanktionsdrohungen dazu gebracht werden. Am frühen Nachmittag notierte die Ölsorte Brent aus der Nordsee 0,8 Prozent schwächer bei 28,24 Dollar je Barrel (159 Liter).

rtr