Von seinem Mitte November erreichten Jahreshoch trennten den deutschen Leitindex damit nur noch knapp 100 Punkte. An den US-Börsen hellten starke Zahlen von Applied Materials die Stimmung im Chipsektor auf.
"Noch warten die Finanzmärkte auf den Befreiungsschlag im Handelskonflikt, der angeblich bald erfolgt", fasste Helaba-Strategin Claudia Windt zusammen. Dem Wirtschaftsberater von US-Präsident Donald Trump, Larry Kudlow, zufolge, könnte eine Einigung im Handelsstreit schon bald stehen. Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners, warnte aber vor allzu großer Zuversicht. "Es scheint, als hätten alle vergessen, wie häufig diese Hoffnung bereits enttäuscht wurde. Ich empfehle deshalb, den Deal erst dann zu feiern, wenn die Tinte getrocknet ist."
Die höhere Risikofreude drückte den Goldpreis, eine Feinunze (31 Gramm) des Edelmetalls verbilligte sich um 0,3 Prozent auf 1466 Dollar. Vor allem Fonds trennten sich davon, sagte Alexander Zumpfe, Experte beim Goldhandelshaus Heraeus. "Im starken Kontrast dazu steht die sehr starke physische Nachfrage deutscher Anleger nach Münzen und Goldbarren." Und so steuert der Goldpreis auf einen Wochengewinn zu, seit Jahresauftakt summiert sich der Kursanstieg sogar auf gut 14 Prozent.
OPTIMISMUS BEI APPLIED MATERIALS HILFT CHIPWERTEN
Ein optimistischer Ausblick des US-Chipanlagenbauers Applied Materials verhalf auch europäischen Halbleiterwerten zu Gewinnen. Die Papiere von Infineon, STMicro und ASML legten bis zu 1,5 Prozent zu. Applied Materials rechnet mit einer starken Nachfrage nach Prozessorchips und erwartet ein Umsatzplus zum Jahresauftakt. Die Entwicklung bei Applied Materials wird als Gradmesser für den Zustand der Branche gesehen.
Die Aktien von Stabilus schnellten um mehr als zehn Prozent nach oben und kosteten damit so viel wie seit zehn Monaten nicht mehr. Der Auto- und Industriezulieferer hat im vergangenen Quartal bei Gewinn und Umsatz ein Plus erwirtschaftet und rechnet für das laufende Geschäftsjahr mit höheren Erlösen. Vor allem die Prognose für den Zeitraum bis Ende September 2020 sei besser als erwartet, sagte ein Börsianer.
GEOX ENTTÄUSCHT MIT AUSBLICK
Aus Furcht vor Enthüllungen über Geldwäsche im Baltikum warfen Anleger die Aktien der schwedischen Bank SEB in hohem Bogen aus ihren Depots. Die Titel stürzten um rund zwölf Prozent ab. SEB-Konkurrent Swedbank und die dänische Danske Bank werden bereits von Skandalen um Geldwäsche in ihren baltischen Filialen erschüttert. In diesem Zusammenhang geriet auch die Deutsche Bank ins Visier der Ermittler.
Ein Umsatzrückgang und ein trüber Ausblick schickten Geox auf Talfahrt. Die Aktien des italienischen Schuhfabrikanten fielen um rund fünf Prozent. Für das Gesamtjahr rechnet das Unternehmen mit einer schrumpfenden operativen Marge. In London machten die Pläne der oppositionellen Labour-Partei zur Teilverstaatlichung des Telekom-Konzerns BT die Anleger nervös. Die Aktien gaben zeitweise 3,7 Prozent nach, holten dann aber einen großen Teil ihrer Verluste wieder auf.
rtr