Die politischen Konflikte in den USA und in Großbritannien haben Europas Anleger verunsichert. Der DAX gab deshalb zeitweise ein Prozent nach."In Großbritannien wackelt der Stuhl von Boris Johnson, in den USA der von Donald Trump - die politischen Unsicherheiten nehmen zu und läuten eine Korrektur an den Börsen ein", sagte Marktanalyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets.
Der Pfund Sterling litt am Mittwoch unter den politischen Unsicherheiten in Großbritannien und wertete um ein Prozent auf 1,2372 Dollar ab. "Die Unsicherheiten rund um den Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Union bleiben hoch, da das Urteil die Chancen für einen Deal kaum verbessert, während Johnson sein Land bis Ende Oktober unbedingt aus der EU holen will - mit oder ohne Abkommen", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Handelshaus AxiTrader. An den Rohstoffmärkten fielen die Ölpreise den zweiten Tag in Folge.
Ein weiteres Augenmerk der Anleger lag am Mittwoch auf der Deutschen Bank, die erneut ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten ist. Wegen des Verdachts auf Beihilfe zur Geldwäsche im Danske-Skandal sicherten Beamte der Frankfurter Staatsanwaltschaft und des Bundeskriminalamts Unterlagen in den Zwillingstürmen des Frankfurter Instituts. Die Ermittlungen hätten am Dienstag begonnen und dauerten an, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Mittwoch.
Investoren schauten zudem auf den Börseneinstand des schwäbischen Software-Anbieters Teamviewer. Die Aktien starteten auf ihrem Ausgabepreis von 26,25 Euro, fielen dann aber darunter. Die Anteilsscheine würden von vielen Anlegern als relativ teuer eingeschätzt, sagte ein Händler.
Zum Handelsschluss führten Vonovia, Siemens und Bayer den DAX an. Das Schlusslicht bildete Fresenius.
Was am Mittwoch an der Börse außerdem wichtig war
Bieterkampf um Lichtkonzern Osram spitzt sich zu - Neues Angebot
Der Bieterkampf um den angeschlagenen Lichtkonzern Osram hat eine neue Wendung bekommen. Das Münchner Traditionsunternehmen bestätigte am Mittwoch den Eingang eines indikativen Angebotsschreibens durch die Finanzinvestoren Advent und Bain. Demnach planen Advent und Bain, ein verbindliches Übernahmeangebot abzugeben, das die Offerte des österreichischen Halbleiterhersteller AMS deutlich übertreffen soll. Einen konkreten Angebotspreis nannten die Finanzinvestoren allerdings nicht, wie Osram weiter mitteilte.
Teamviewer mit durchwachsenem Börsenstart - Hoher Emissionserlös
Das Softwareunternehmen Teamviewer hat am Mittwoch einen durchwachsenen Börsenstart hingelegt. Nachdem der Eigner der Firma, der Finanzinvestor Permira, mit dem Verkauf der Aktien gut 2,2 Milliarden Euro eingenommen hatte, ging es nach dem Handelsstart in einem schwachen Marktumfeld erst einmal abwärts. Am Vormittag kosteten die Papiere kurzzeitig sogar weniger als 25 Euro und lagen damit unter dem Angebotspreis. Den hatte Permira am Vorabend auf 26,25 Euro festgelegt.
Continental will Branchenkrise mit Stellenabbau und Kostensenkungen trotzen
Der Autozulieferer und Reifenhersteller Continental will sich mit einem weitreichenden Umbauprogramm gegen die aufziehende Branchenkrise stemmen. Bis Ende 2023 seien weltweit 15 000 Stellen von Veränderungen betroffen, davon 5000 in Deutschland, teilte der Dax-Konzern am Mittwoch nach einer Aufsichtsratssitzung in Hannover mit. Bis 2029 dürften sogar 20 000 Stellen betroffen sein. Damit und über mögliche Teilverkäufe will Conti die jährlichen Bruttokosten ab 2023 um rund 500 Millionen Euro senken. Der Umbau dürfte insgesamt rund 1,1 Milliarden Euro kosten, der Großteil davon in den Jahren 2019 bis 2022. Im Gegenzug würden in Bereichen wie der Softwareentwicklung neue Arbeitsplätze "in hoher Zahl" entstehen. Dazu will der Konzern die Weiterbildung anschieben.
IG Metall: Chefwechsel bringt weitere Unruhe bei Thyssenkrupp
Die geplante Ablösung von Thyssenkrupp-Vorstandschef Guido Kerkhoff hat Sorgen bei den Mitarbeitern des angeschlagenen Stahl- und Industriekonzerns ausgelöst. "Ein weiterer Personalwechsel bei Thyssenkrupp führt nicht zur Beruhigung, sondern zu weiterer Unruhe bei den Beschäftigten", sagte der Bezirksleiter der IG Metall Nordrhein-Westfalen, Knut Giesler, am Mittwoch. Deshalb müsse es jetzt darum gehen, "für alle von Restrukturierung betroffenen Bereiche klare Strategien und Sicherheiten für Standorte und Beschäftigung zu schaffen".
Thyssenkrupp-Großaktionär Cevian begrüßt Ablösung von Kerkhoff
Der Thyssenkrupp-Großaktionär Cevian hat die geplante Ablösung von Vorstandschef Guido Kerkhoff begrüßt. "Wir unterstützen die Ernennung von Martina Merz zur Vorstandsvorsitzenden voll und ganz", erklärte Cevian-Co-Chef Lars Förberg am Mittwoch. Die aktuelle Thyssenkrupp-Aufsichtsratsvorsitzende Merz soll für eine Übergangszeit von maximal zwölf Monaten das Amt der Vorstandschefin bei dem angeschlagenen Traditionskonzern übernehmen.
Thyssenkrupp-Chef Kerkhoff soll gehen - Aktie sackt ab
Thyssenkrupp-Vorstandschef Guido Kerkhoff soll nach dem Willen maßgeblicher Aufsichtsräte nach etwas mehr als einem Jahr schon wieder gehen. Der Personalausschuss des Aufsichtsrats habe dem Aufsichtsrat empfohlen, mit Kerkhoff "Verhandlungen über eine zeitnahe Beendigung seines Vorstandsmandates aufzunehmen", wie der Industriekonzern am Dienstagabend überraschend in Essen mitteilte. Aufsichtsratschefin Martina Merz solle für maximal zwölf Monate als Vorstandschefin übernehmen.
Fusionsgespräche zwischen Philip Morris und Altria gescheitert
Die große Wiedervereinigung der Marlboro-Hersteller Philip Morris International und Altria ist gescheitert. Bei den Gesprächen über eine Fusion habe keine Einigung erzielt werden können, teilte Altria am Mittwoch in Richmond im US-Bundesstaat Virginia mit. Die Unternehmen hatten Ende August Verhandlungen über einen Zusammenschluss per Aktientausch bestätigt.
Chef von E-Zigaretten-Firma Juul tritt zurück
Der umstrittene E-Zigaretten-Hersteller Juul Labs stellt seine Firmenspitze neu auf. Vorstandschef Kevin Burns erklärte am Mittwoch seinen Rücktritt. Ersetzen wird ihn K.C. Crosthwaite, wie das Unternehmen mitteilte. Damit übernimmt ein Manager des US-Tabakriesen Altria (Marlboro), der mit 35 Prozent an Juul beteiligt ist und dort großen Einfluss ausübt.
Deutsche Thomas Cook meldet Insolvenz an - Sanierung angestrebt
Einst warb Neckermann mit Urlaubsreisen für Jedermann - jetzt ist der Traditionsveranstalter in schwere Turbulenzen geraten. Thomas Cook Deutschland mit den Marken Neckermann, Öger Tours, Air Marin, Thomas Cook und Bucher Reisen stellte am Mittwoch Insolvenzantrag. Etwa 140 000 Urlauber waren zuletzt mit dem Unternehmen unterwegs.
rtr/dpa-AFX/iw