Viel schneller ist noch kein Unternehmen in den DAX aufgestiegen. Delivery Hero ist erst seit drei Jahren an der Börse notiert. Nun hat das Insolvenzverfahren von Wirecard ein umfassendes Stühlerücken in der DAX-Familie ausgelöst. Den Platz im Index der deutschen Blue-Chips wird Delivery Hero einnehmen. In der Folge gibt es Veränderungen in den drei kleineren Segmenten der Dax-Familie, also dem MDAX, dem SDAX und dem TecDAX. Eigentlich findet die nächste reguläre Index-Überprüfung am 3. September auf Basis der August-Daten statt. Die Umstellung im DAX wird aber aufgrund der außerordentlichen Umstände bereits am 24. August umgesetzt.

Die Daten sprechen für den Essenslieferdienst. Delivery Hero steht in der monatlich erstellten Rangliste der Deutschen Börse auf Rang 26 bei der Marktkapitalisierung und beim Streubesitze, bei den Handelsumsätzen liegt Delivery Hero auf Platz 33. Damit zählt das Berliner Start-up zu den Top 35 der börsennotierten Unternehmen in Deutschland.

Natürlich geht der Aufstieg an der Börse auch mit der operativen Entwicklung einher. Der Essenslieferdienst ist ein Corona-Profiteur. Während des Lock-downs haben viele Gaststätten zum ersten Mal überhaupt einen Lieferdienst eingerichtet. Das kam Delivery Hero entgegen. Im zweiten Quartal wuchs die Zahl der Restaurants um 130 000 auf 630 000. Allerdings nicht in Deutschland.

Der 2011 gegründete Konzern hat seine Aktivitäten hierzulande mit den Marken Foodora, Lieferheld und Pizza.de Ende 2018 an den Konkurrenten Takeaway.com verkauft. Das Geschäft wird jetzt vor allem in Asien, Nordafrika und Nahost gemacht. In Asien, die Region steuerte im zweiten Quartal mehr als die Hälfte zu den Bestellungen bei, soll das Geschäft mit der milliardenschweren Übernahme des koreanischen Wettbewerbers Woowa weiter wachsen. Allerdings steht hier noch die endgültige Genehmigung von den Aufsichtsbehörden aus.

Wachstum steht bei Delivery Hero an oberster Stelle. Doch mit dem Umsatz wächst auch der Verlust. Wann die Berliner die Gewinnschwelle erreichen werden lässt sich nur sehr schwer abschätzen. Einige Investoren gehen davon aus, dass es in zwei bis drei Jahren so weit sein könnte. Die Anleger scheint das nicht zu beunruhigen. Seit Anfang Dezember 2019 hat sich der Aktienkurs verdoppelt. Der Aufwärtstrend ist intakt. Der Aufstieg in den DAX sollte dem Aktienkurs kurzfristig noch einmal einen kräftigen Schub geben. Die Analysten der Deutschen Bank haben das Kursziel von 90 auf 120 Euro angehoben.

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Kursziel: 120 Euro
Stopp-Kurs: 79 Euro