Um in das Portfolio des Fonds aufgenommen zu werden, muss jedes Unternehmen ein strenges ESG-Scoring durchlaufen. Was das im Einzelnen bedeutet, welche Auswirkungen Covid-19 hatte, und welche Szenarien sie für die Zukunft sieht, darüber sprechen wir mit Gabriele Hartmann, Vorstandsmitglied bei der Perspektive Asset Management AG. Hartmann lebt die Nachhaltigkeit, die sie sich beruflich auf die Fahnen geschrieben hat, auch privat: Seit 2003 hat sie in München nahezu 40 000 Büro-Kilometer mit dem Fahrrad zurückgelegt.
Erklären Sie uns doch kurz, seit wann es den Perspektive OVID Equity gibt und was das Besondere dieses Fonds ist?
Gabriele Hartmann: Der Perspektive OVID Equity Fonds wurde am 15.2.2017 aufgelegt, die FV-Tranche folgte vor zwei Jahren am 1.7.2019. Besonders ist der vermögensverwaltende Charakter, bei dem eine geringere Volatilität eine Rolle spielt, und dass für die Portfolio-Unternehmen auf Basis eines hauseigenen Modells eine Nachhaltigkeitsanalyse erstellt wird. Jedes Unternehmen muss sich außerdem thematisch mindestens einem von sechs ausgewählten UN-Nachhaltigkeitszielen zuordnen lassen.
Für welchen Anlegertyp empfiehlt sich Ihr Fonds denn?
Hartmann: Der vermögensverwaltende Ansatz ist grundsätzlich für jeden geeignet, der im Sinn eines Basisinvestments langfristig eine nachhaltige Rendite erzielen will. Er beteiligt sich ausschließlich an Qualitätsunternehmen, ohne dabei den gleichen Schwankungsbreiten wie am Aktienmarkt zu unterliegen. Daher eignet sich der Perspektive OVID Equity Fonds auch für Einsteiger, die nur wenig Erfahrung mit den potenziellen Risiken von Aktieninvestments haben.
Wie hat sich der Fonds mit diesen Vorgaben denn in den letzten Jahren entwickelt, und gab es Veränderungen durch die Corona-Pandemie?
Hartmann: Insgesamt erzielte der Perspektive OVID Equity seit Auflage ein Plus von 41,27 Prozent, die später aufgelegte FV-Tranche 30,05 Prozent (Stand 4.6.2021). Wichtig ist uns eine gute Diversifikation über mehrere Branchen und Regionen, denn oft wird Nachhaltigkeit einseitig mit erneuerbaren Energien in Verbindung gebracht. Es ist jedoch weitaus mehr. Während der Corona-Pandemie konnten wir den Kursrückgang im Februar 2020 deutlich reduzieren. Wir hatten aufgrund unserer Markteinschätzung eine etwas höhere Liquiditätsquote, aber vor allem auch eine Titelauswahl, die sich als robust erwies. Im Laufe der Pandemie und der raschen Erholung haben wir die Investitionsquote erhöht und die Beteiligung an zyklischen Unternehmen ergänzt. Wir konnten das Jahr mit einem positiven Ergebnis von 6,78 Prozent bei einer deutlich geringen Volatilität als zum Beispiel der DAX (+ 2,5 Prozent) beenden.
Wie lief denn das erste Quartal 2021?
Hartmann: Ins neue Jahr konnten wir mit einer sehr guten Performance in Höhe von plus 7,1 Prozent starten. Hierzu haben vor allem unsere zyklischen Werte und antizyklisch die "Corona-Verlierer", also Werte, die besonders durch die Lockdown-Maßnahmen belastet waren, beigetragen. Diese Zeit bestätigt unseren aktiven Managementansatz im Gegensatz zu passiven Strategien wie bei ETFs. Zu diesen gehörten unter anderem Medtronic, Bakkafrost, Straumann und Sonova. Da wir in der Folgezeit unser Tech-Exposure reduzierten und hier vor allem auf etablierte Qualitätsunternehmen setzen, blieben wir vom Rückgang der hochbewerteten Technologiewerte weitestgehend verschont.
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Wie schätzen Sie die Entwicklung der Kapitalmärkte in den kommenden Monaten ein?
Hartmann: Wir denken, dass die Volatilität eher ansteigt und es zeitweise auch zu größeren Kursrückgängen kommen kann. Die Risiken sind vielfältig und teils schwer kalkulierbar, wie Sanktionen gegen China und damit verbundene Handelskonflikte oder eine unerwartete Reaktion der US-Notenbanken sowie Engpässe am Arbeitsmarkt. Dennoch: Der grundsätzliche Aufwärtstrend an den Aktienbörsen sollte bestehen bleiben. Zyklische Werte und Value-Titel werden zunächst weiterhin bevorzugt. Hoch bewertete Technologie-Werte dürften auch in den kommenden Monaten unter Druck bleiben. Dies würde durch ein weiter steigendes US-Zinsniveau verstärkt werden.
Und was erwarten Sie für den Perspektive OVID Equity (FV)?
Hartmann: Bis dato liegt die Performance des Fonds bei plus 12,4 Prozent (Stand: 14.6.2021). Wir sehen uns auch für das zweite Halbjahr und darüber hinaus gut positioniert. Die Allokation in Unternehmen, welche über einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil verfügen und ihr Kapital zu einer hohen Rendite investieren, sollte vor allem langfristig zu guten Renditen für den Fonds und seine Anleger führen. In den kommenden Monaten werden vor allem wieder die Unternehmenszahlen im Fokus stehen. Es geht vor allem um die Frage: Wie schnell und nachhaltig erholt sich die Wirtschaft wirklich?