Der US-Automarkt steht vor einer gefährlichen Korrektur
Kaum haben sich die Börsen halbwegs von den Turbulenzen der letzten Jahre erholt, hängt schon das nächste Damoklesschwert über den Märkten. Während die Sorge um Ausfälle bei Gewerbeimmobilien bereits für Stirnrunzeln an den Handelsplätzen sorgt, braut sich in einer anderen Ecke der Kreditlandschaft eine bedrohliche Front zusammen: Der US-Automarkt steht vor einer gefährlichen Korrektur.
1,66 Billionen Dollar Auto-Kredite – ein Rekord, der alarmiert
Amerikas Auto-Kreditvolumen hat mit 1,66 Billionen Dollar Ende 2024 einen historischen Höchststand erreicht – ein Plus von 20 Prozent gegenüber 2020. Damit haben Auto-Kredite sogar die Studentendarlehen überholt und sind nach Hypotheken die zweitgrößte Konsumentenschuld in den USA. Das ist kein Schönheitsfehler – das ist ein Frühindikator für eine systemische Belastungsprobe.
Rekordpreise, Rekordzinsen, Rekordschulden
Was ist passiert? Die Pandemie-Jahre haben die Automobilmärkte durcheinandergewirbelt. Lieferkettenprobleme trieben die Preise für Neu- und Gebrauchtwagen in die Höhe, während Hersteller fast ausschließlich hochpreisige Modelle auf den Markt brachten. Für viele Amerikaner bedeutete das: entweder teure Kredite aufnehmen – oder zu Fuß gehen.
Ergebnis: Der durchschnittliche Finanzierungsbetrag für Neuwagen stieg auf 42.113 Dollar – fast 10.000 Dollar mehr als 2019. Gleichzeitig explodierten die Zinsen. Immer mehr Haushalte sitzen nun auf Krediten mit Monatsraten jenseits der 1.000-Dollar-Marke – für ein Auto!
Zahlungsausfälle auf dem Vormarsch – und zwar rasant
Besonders alarmierend: Die Ausfallraten bei Subprime-Krediten – also Krediten an Kunden mit schwacher Bonität – sind auf einem 30-Jahres-Hoch. Allein im Januar lagen 6,56 Prozent der Subprime-Autokredite über 60 Tage im Zahlungsverzug. Auch bei Prime-Krediten – normalerweise bombensicher – steigt die Ausfallquote. Insgesamt ist der Anteil schwerer Zahlungsausfälle (90+ Tage) auf 2,96 Prozent geklettert – der höchste Wert seit 2010.
Auto-Kredite als Mini-Blase – harmlos oder tickende Zeitbombe?
Ein Auto ist kein Haus. Das wissen auch die Banker. Autos verlieren an Wert, Immobilien – so der Glaube vor 2008 – nicht. Doch während man ein Haus zwangsversteigern muss, lässt sich ein Auto vergleichsweise schnell und unkompliziert abschleppen – Pardon, „rückführen“.
Aber: Das eigentliche Risiko liegt im Dominoeffekt. Wer 1.000 Dollar im Monat fürs Auto zahlt, kürzt eben bei Konsum, bei Restaurants, bei Kleidung – die Binnenkonjunktur leidet. Und irgendwann auch der Arbeitsmarkt, wenn Mobilität zum Luxus wird.
Fast ein Viertel aller Autokäufer ist derzeit „underwater“ – das heißt: Sie schulden mehr, als ihr Auto wert ist. Im Schnitt sind das 6.838 Dollar, bei jedem Vierten sogar über 10.000 Dollar. Und was tun viele? Sie rollen die alten Schulden einfach in den nächsten Kredit weiter. Ein Teufelskreis.
Der Fed-Put als letzte Hoffnung
In dieser Gemengelage träumen viele Investoren von nur einem Retter: der Fed-Put. Eine erneute geldpolitische Wende, ein Zinsschnitt, der den Schmerz lindert. Doch Powell & Co. haben es diesmal nicht eilig – sie kämpfen noch immer gegen eine hartnäckige Inflation.
Und was ist mit den Finanzmärkten? Die schauen (noch) entspannt auf die Entwicklung. Der Markt für Subprime-ABS (verbriefte Autokredite) boomt sogar: 40 Milliarden Dollar allein bis Oktober 2024, 17 Prozent mehr als im gesamten Vorjahr. Eine gefährliche Sorglosigkeit?
Fazit: Der Showdown kommt – nur wann?
Noch ist es keine Krise. Noch. Aber die Vorzeichen sind da: Überschuldete Verbraucher, steigende Ausfälle, spekulative Verbriefungen – es erinnert fatal an die Zeit vor der Immobilienkrise.
Ein Unterschied bleibt: Diesmal sind es neben den Gewerbeimmobilien auch die Autos. Doch wie eine amerikanische Juristin treffend sagte:
„You can live in your car and still go to work – but you can’t drive your house to work.“
Ob der Automarkt das nächste Kartenhaus ist? Wir werden es bald wissen. Und vielleicht ist das Einzige, was uns davor bewahrt, der altbekannte Reflex der Notenbank. Der FED-Put – oder nichts.
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