Die meisten Aktienbörsen weltweit sind in diesem Jahr bisher gut gelaufen. Das gilt auch für die führenden deutschen Aktienleitindizes wie dem DAX, denn auch sie konnten sich von ihrer ausgeprägten Vorjahresschwäche lösen. Allerdings haben sich in den vergangenen Handelstagen schon wieder Konjunkturängste breit gemacht und die bisher freundliche Kursentwicklung etwas ausgebremst. So gesehen bleibt weil wieder abzuwarten, ob sich in den kommenden Wochen die Bullen oder die Bären unter den Börsianern durchsetzen können.
Was die mittelfristigen Markaussichten angeht, sieht die NordLB den DAX in zwölf Monaten bei 11.900 Punkten notieren. Das sind ein paar Prozentpunkte mehr als die aktuell gültigen 11.347 Zähler. Den MDAX veranschlagt man gleichzeitig Ende März 2019 auf einen Stand von 25.500 Punkten. Folglich rechnen die Analysten auch hier nicht mit allzu viel Bewegung. Zum derzeitigen Niveau von 24.618 Zählern besteht zu dieser Prognose jedenfalls kein allzu großer Unterschied. Die allgemeine Markteinschätzung ist vor diesem Hintergrund lediglich neutral.
Auf Sicht von drei Monaten nennt die NordLB als wichtigste Einflussfaktoren auf das Marktgeschehen in positiver Hinsicht die vergleichsweise hohe Dividendenrendite sowie die mit dem Niedrigzinsniveau fehlenden Anlagealternativen. Zudem sei die Liquiditätslage weiterhin recht gut. Negativ seien dagegen die Brexit-Auswirkungen zu sehen, die bestehenden geopolitischen Risiken sowie die Sorgen vor einem drohenden globalen Handelskonflikt.
Auch längerfristig drohen den Angaben zufolge die geopolitischen Risiken als Belastungsfaktor anzuhalten. Das gelte auch für die Brexit-Folgen und möglicherweise komme auch noch eine geldpolitische Wende in Europa hinzu. Beim letztgenannten Fall würden auch Anlagealternativen wieder interessanter werden. Positiv wäre es dagegen, wenn sich herausstellen sollte, dass sich die Weltwirtschaft weiterhin auf einem auskömmlichen Wachstumspfad befindet.
Im von der NordLB beobachteten Anlageuniversum auf Ebene der Einzelwerte gibt es trotz der neutralen Markteinschätzung einige Kaufempfehlungen. BÖRSE ONLINE hat davon fünf Titel aus DAX und MDAX herausgepickt, die mit über das größte Kurspotenzial verfügen. Gemessen an den Kurszielen versprechen diese Werte Kursgewinne von elf Prozent bis 52 Prozent. Auf den nachfolgenden Seiten erfahren Sie mehr über diese Aktien.
Auf Seite 2: Volkswagen Vz.
Volkswagen Vz. (WKN: 766403)
Zu den Mitfavoriten der NordLB aus dem DAX zählt unter anderem Volkswagen. Hier hat man das Kursziel im März im Zuge einer bestätigten Kaufempfehlung von 170,00 Euro auf 175,00 Euro erhöht. Bei einem aktuellen Kurs von 139,82 Euro müsste die Notiz folglich um gut 25Prozent steigen, um die genannte Vorgabe zu erreichen.
Zur Nachrichtenlagen rund um den Volkswagen-Konzern ist es so, dass die Fahrzeug-Auslieferungen im Jahr 2018 um 0,9 Prozent auf 10,834 Millionen Einheiten gestiegen sind. Die Verkaufszahlen in China legten dabei um 0,5 Prozent auf 4,207 Millionen Fahrzeuge zu. Der Konzern-Umsatz stieg um 2,7 Prozent auf 235,849 Milliarden Euro.
Das operative Ergebnis vor Sondereinflüssen erhöhte sich leicht um 0,4 Prozent auf 17,1 Milliarden Euro. Nach Sondereinflüssen infolge des Diesel-Skandals von 3,2 Milliarden Euro verbesserte sich das operative Ergebnis um 0,7 Prozent auf 13,9 Milliarden Euro. Die EBIT-Marge verringerte sich von 6,0 Prozent auf 5,9 Prozent. Das anteilige operative Ergebnis der chinesischen Joint Ventures ging von 4,7 Milliarden auf 4,6 Milliarden Euro zurück. Nach Steuern und Anteilen Dritter verblieb ein von 11,2 Milliarden auf 11,8 Milliarden Euro gesteigertes Ergebnis. Hieraus errechnet sich ein Ergebnis je Vorzugsaktie von 23,63 (Vorjahr: 22,34) Euro.
Der Dividendenvorschlag für die Hauptversammlung im Mai beläuft sich für die Vorzugsaktie auf 4,86 (Vorjahr: 3,96) Euro. Die Netto-Liquidität des Konzernbereichs Automobile erreichte per 31.12. 19,4 Milliarden (Vorjahr: 22,4 Milliarden) Euro. Der Vorstand erwartet für das laufende Geschäftsjahr 2019 ein leichtes Plus bei den Fahrzeug-Auslieferungen. Ferner rechnet die Unternehmensführung damit, dass die Umsatzerlöse des Volkswagen Konzerns um bis zu fünf Prozent über dem Vorjahreswert liegen werden. Für das operative Ergebnis des Konzerns und des Bereichs Pkw wird im Jahr 2019 mit einer operativen Umsatzrendite zwischen 6,5 und 7,5 Prozent gerechnet.
Trotz Problemen wie bei der WLTP-Umstellung oder Widrigkeiten auf dem chinesischen Markt konnte der Volkswagen-Konzern erneut neue Rekorde bei Absatz, Umsatz und operativem Ergebnis einfahren. Allerdings dürften die Zeiten infolge zunehmender Handelskonflikte und mit Blick auf die hohen Investitionen in die Zukunftsthemen Elektromobilität und Autonomes Fahren laut NordLB rauer werden. Der Vorstand habe nun die Investitionen hierfür beschleunigt und auch die Zielgröße für die in der nächsten Dekade zu verkaufenden E-Autos von 15 Millionen auf 22 Millionen in die Höhe geschraubt.
Gleichzeitig stünden beim weltgrößten Autohersteller einschneidendere Einsparmaßnahmen an. So sollen bei der Marke VW ab 2023 die Ergebnisse nachhaltig um 5,9 Milliarden Euro verbessert werden, was unter anderem durch den Wegfall von 5.000 - 7.000 Stellen erreicht werden soll, aber auch durch Einsparungen bei den Materialkosten und der Variantenvielfalt.
Ähnliche Programme dürften auf weitere Konzernmarken ausgerollt werden. Der Konzern hat mittlerweile rund 664.000 Mitarbeiter, wenngleich nach der Transformation zur Elektromobilität deutlich weniger Personal erforderlich ist. Es ist nur vernünftig, in guten Zeiten mit dem Sparen anzufangen.
Das Ergebnis je Aktie sieht die NordLB 2019 von 23,63 Euro auf 26,53 Euro steigen und 2020 bei 27,13 Euro. Auf letztgenannter Basis ergibt sich ein geschätztes KGV von 5,15. Bei der Dividende rechnet man für das laufende Geschäftsjahr mit einer von 4,86 Euro auf 5,86 Euro erhöhten Zahlung je Aktie und für 2020 mit einer Ausschüttung von 6,26 Euro. Für 2019 winkt somit eine Dividendenrendite von 4,19 Prozent.
Charttechnik
Der Aktienkurs von Volkswagen schlägt relativ oft volatil aus, wie ein Blick auf den Langfrist-Chart zeigt. Unter dem Strich gelang es aber von Juli 1996 bis März 2015 die Notierungen von 18,84 Euro auf 255,20 Euro nach oben zu schrauben. Seit dem letztgenannten Rekordhoch ist der Ofen aber aus und nicht zuletzt auch bedingt durch den Abgasskandal handelt der Titel derzeit auf einem bereits im Jahr 2011 gültigen Niveau. Auch aktuell herrscht ein Seitwärtstrend in einer engen Handelsspanne vor, so dass nachhaltige Chartsignale derzeit noch Fehlanzeige sind.
Profil
Die Volkswagen AG ist der größte Automobilhersteller in Europa und einer der führenden weltweit. Volkswagen konzentriert seine Tätigkeit auf das Automobilgeschäft und bietet entlang der gesamten Wertschöpfungskette einschließlich der Segmente Finanzdienstleistungen und Finanzierung ein breites und vollständiges Dienstleistungsspektrum an. Der Konzern ist in die Bereiche Automobile und Finanzdienstleistungen strukturiert.
Es gehören die Marken Volkswagen, Audi, SEAT, Skoda, Bentley, Bugatti, Lamborghini, Porsche, Ducati, Volkswagen Nutzfahrzeuge, Scania und MAN zum Portfolio. Dabei hat jede Marke ihren eigenen Charakter und operiert selbständig am Markt. Das Angebot reicht von verbrauchsarmen Kleinwagen wie dem VW Up! bis zu Luxusautos. Im Bereich Nutzfahrzeuge reicht die Produktpalette von Pick-ups bis zu Bussen und Schwertransportern. In weiteren Segmenten produziert Volkswagen Großdieselmotoren, Turbolader, Turbomaschinen und Kompressoren sowie chemische Reaktoren. Auch Spezialgetriebe für Fahrzeuge und Windräder sowie Gleitlager und Kupplungen gehören zum Sortiment.
Auf Seite 3: K+S
K+S (WKN: KSAG88)
Mit K+S stammt die nächste Kaufempfehlung der NordLB aus dem MDAX. Das Kursziel erhöhten die Analysten hier im März von 18,00 Euro auf 20,00 Euro, wobei gleichzeitig auf das Anlageurteil von zuvor Halten angehoben wurde. Das heißt, bei einer aktuellen Notiz von 16,045 Euro ergibt sich daraus ein Aufwärtspotenzial von 24,6 Prozent.
Der Dünger- und Salzproduzent steigerte im Jahr 2018 den Umsatz um 11 Prozent auf 4,039 Milliarden Euro. Obwohl aus wetterbedingten Produktionsstillständen an den Werra-Standorten eine Belastung von rund 110 Millionen Euro resultierte, wurde auch das EBITDA verbessert (plus fünf Prozent auf 606 Millionen Euro). Höhere Abschreibungen (erstmals wurde das kanadische Werk Bethune für ein volles Geschäftsjahr berücksichtigt) und höhere Zinsaufwendungen ließen das Ergebnis nach Steuern und Anteilen Dritter dagegen von 185 Millionen auf 42 Millionen Euro einbrechen. Auch das um Effekte aus Sicherungsgeschäften bereinigte Konzernergebnis nach Steuern, das die Grundlage für die Dividendenhöhe ist, ging deutlich um 41 Prozent auf 85 Millionen Euro zurück.
Die Dividende soll folglich auf 0,25 (Vorjahr: 0,35) Euro je Aktie gekürzt werden (Hauptversammlung am 15. Mai). Daraus errechnet sich eine Ausschüttungsquote von 56 Prozent nach 46 Prozent im Vorjahr, welche die übliche Bandbreite von 40 Prozent bis 50 Prozent überschreitet. Dies wird mit einer optimistischen Ergebniserwartung für 2019 begründet.
Der Unternehmensbereich Kali- und Magnesiumprodukte hat laut NordLB von höheren Düngemittelpreisen sowie der Steigerung der Absatzmenge auf 7,5 Millionen Tonnen (Vorjahr: 6,7 Millionen Tonnen) profitiert und konnte so die witterungsbedingten Produktionsstillstände überkompensieren. Das kanadische Werk Bethune steuerte wie geplant 1,4 Millionen Tonnen zum Absatz bei und erzielte einen positiven EBITDA-Beitrag. Ein starker Anstieg der Absatzmengen im nordamerikanischen Auftausalzgeschäft habe im Geschäftsbereich Salz für das Umsatzwachstum gesorgt. Das Ergebnis sei durch höhere Frachtkosten erheblich belastet worden.
Für 2019 habe sich der Vorstand optimistisch gezeigt, indem er bei einem moderaten Umsatzanstieg eine deutliche Steigerung des EBITDA und des bereinigten Konzernergebnisses nach Steuern in Aussicht stellte. Für das EBITDA sei mit einer erwarteten Spanne von 700 - 850 Millionen Euro anders als in früheren Jahren sogar bereits eine quantitative Aussage gemacht worden.
Der Ausblick basiere auf der Annahme, dass der Kaliabsatz auf 7,7 - 7,9 Millionen Tonnen erhöht werden kann, insbesondere durch die Ausweitung der Produktion in Bethune auf 1,7 - 1,9 Millionen und weil es 2019 mit hoher Wahrscheinlichkeit zu keinen weiteren witterungsbedingten Stillständen in Deutschland kommen dürfte. Mit der Ausweitung des Anteils der kostengünstiger in Bethune produzierten Kalimengen am konzernweiten Absatz zu Lasten der aufwendigeren Förderung in Deutschland würden auch die durchschnittlichen Produktionskosten je Tonnen gedrückt.
Die Zahlen, die K+S für 2018 präsentierte, fielen nach Einschätzung der NordLB angesichts der Widrigkeiten, denen der Konzern ausgesetzt war, letztlich doch zufriedenstellend aus. Positiv hätten sich das günstige Marktumfeld bei Düngemitteln und das planmäßige Hochfahren der Produktion in Bethune ausgewirkt. Beides sei auch die Grundlage für den Optimismus des Vorstands für 2019. Zur Hochstufung des Anlageurteils von Halten auf Kaufen heißt es, mit Blick auf die überdurchschnittlich hohe Volatilität des Kurses und weiter bestehenden Herausforderungen sei für einsteigende Anleger eine erhöhte Risikobereitschaft erforderlich.
Beim Ergebnis je Aktie geht die NordLB 2019 von einem deutlichen Anstieg von 0,22 Euro auf 1,10 Euro aus und für 2020 kalkuliert man mit 1,31 Euro. Auf letztgenannter Basis errechnet sich ein geschätztes KGV von 12,2. Bei der Dividende je Aktie geht man für das Geschäftsjahr 2019 mit einer Anhebung der Zahlung von 0,25 Euro auf 0,50 Euro je Aktie aus und für 2020 sollen dann 0,60 Euro je Anteilsschein fließen.
Charttechnik
Von Oktober 1998 bis Juni 2008 dürften Anleger sehr froh über ihr Investment bei den K+S-Aktien gewesen sein. Stieg die Notiz damals doch von 2,28 Euro auf 90,92 Euro. Weniger zufrieden dürften die Anteilseigner dagegen mit der seitdem verbuchten Entwicklung sein. Denn der Kurs befand sich in den vergangenen Jahr klar im Rückwärtsgang. Um an eine baldige Besserung zu glauben, ist es charttechnisch gesehen wichtig, dass die Notiz nicht mehr unter das im November markierte Mehrjahrestief von 15,03 Euro fällt.
Profil
Die K+S AG ist einer der weltweit führenden Anbieter von kali- und magnesiumhaltigen Produkten für landwirtschaftliche und industrielle Anwendungsbereiche. Die Produktpalette umfasst Spezial- und Standarddüngemittel, verschiedene Pflanzenpflege- und Salzprodukte sowie Produkte für die Tierhygiene und eine Anzahl an Basischemikalien wie Natronlauge, Salpetersäure und Natriumkarbonat. An internationalen Standorten produziert die Gesellschaft Kali-Dünger und Düngemittel-Spezialitäten, verschiedene Kali- und Magnesiumverbindungen für technische, gewerbliche und pharmazeutische Anwendungen sowie Stein- und Siedesalze.
Das Chemikaliengeschäft wird von der Tochterfirma Chemische Fabrik Kalk übernommen, welche unter anderem Glashütten, Metallverarbeiter, Waschmittelproduzenten, Brauereien sowie Städte und Kommunen beliefert, die Calcium- oder Magnesiumchlorid für den Winterdienst verwenden. Schließlich ist das Unternehmen auch in der Entsorgung und dem Recycling von Rauchgasreinigungsrückständen, Aluminiumschmelzsalzen und Bauschutt tätig.
Auf Seite 4: RWE
RWE (WKN: 703712)
Bei der nächsten Kaufempfehlung der NordLB handelt es sich mit RWE wieder um einen Vertreter aus dem DAX. Das Kursziel für den Energieversorger haben die Analysten auf 27,00 Euro taxiert. Das heißt, gemessen an der aktuellen Notiz von 24,33 Euro hat der Titel elf Prozent Luft nach oben.
RWE wies laut NordLB im Geschäftsjahr J 2018 eine planmäßige Entwicklung auf. Aufgrund der Transaktion mit EON habe der Energiekonzern im zweiten Quartal aber seine Finanzberichterstattung angepasst. Dabei sei der Fokus auf die Kennzahlen von "RWE stand-alone" (ohne Innogy, aber inklusive Innogy-Dividende) gelegt worden, was die Kerngeschäftsfelder Braunkohle & Kernenergie, Euroopäische Stromerzeugung sowie Energiehandel umfasse. Zudem würden im ehemaligen Segment Innogy nur noch die Bereiche geführt, die langfristig im RWE-Konzern verbleiben sollen.
Auf dieser Basis habe RWE im Gesamtjahr 2018 wegen niedrigerer Großhandelspreise für Strom sowie einer geringeren Stromproduktion bei allen Erzeugungstechnologien erwartungsgemäß Rückgänge beim Umsatz und den Ergebniskennziffern verkünden müssen. Gegenläufig habe das Effizienzsteigerungsprogramm in der konventionellen Stromerzeugung gewirkt, wo das Ziel einer jährlichen Entlastung der Kostenbasis um 300 Millionen Euro bis 2019 (Vergleichsbasis: 2016) bereits Ende 2018 nahezu vollständig erreicht worden sei.
Das anteilige Nettoergebnis habe im Vorjahr bei 335 Millionen Euro nach 1.900 Millionen Euro im Vorjahr (minus 82,4 Prozent) gelegen. Das bereinigte Nettoergebnis auf Basis von "RWE stand-alone" habe 591 Millionen (Vorjahr: 973 Millionen) Euro betragen. Der Hauptversammlung am 03. Mai 2019 sei gemäß dem Dividendenausblick eine Ausschüttung von 0,70 Euro je Stamm- und Vorzugsaktie (Vorjahr jeweils: 0,50 Euro zuzüglich 1,00 Sonderdividende Euro) vorgeschlagen worden. Für 2019 werde ein weiterer Anstieg der Dividende auf 0,80 Euro angestrebt.
Zudem werde ein bereinigtes EBITDA von 1,2 bis 1,5 Milliarden Euro sowie ein bereinigtes Nettoergebnis von 0,3 bis 0,6 Milliarden Euro erwartet. Die gemeinsam mit E.ON geplante Neuaufstellung der beiden Stromkonzerne, bei der ein weitreichender Tausch von Geschäftsaktivitäten vorgesehen ist, schreite sehr gut voran und solle im zweiten Halbjahr 2019 abgeschlossen sein. Zuletzt habe die Europäische Kommission RWE die Übernahme des Geschäfts mit Erneuerbaren Energien von E.ON sowie von Innogy ohne Auflagen genehmigt, genau wie den Erwerb einer Beteiligung von 16,7 Prozent an EON.
RWE habe die erwartungsgemäß rückläufige Entwicklung auch im letzten Quartal 2018 planmäßig fortgesetzt. Wichtig bleibe der Blick nach vorn. Bei den Strompreisen werde eine leichte Erhöhung gesehen. Die mit EON angekündigte Neuordnung der Stromkonzerne schreite ebenfalls planmäßig voran. Dabei wolle sich RWE als Stromerzeuger positionieren, der das Wachstum bei den erneuerbaren Energien optimal mit der Versorgungssicherheit aus konventionellen Kraftwerken und dem Energiehandel kombiniere. Die zukünftige Beteiligung EON solle sich dagegen auf das Geschäft mit Energienetzen und Dienstleistungen rund um Energie konzentrieren. Vorbehaltlich der letzten noch ausstehenden Zustimmung der zuständigen Kartellbehörden für die angestrebte Transaktion erwartet die NordLB weitere positive Impulse für RWE.
Beim Ergebnis je Aktie kalkuliert die NordLB für 2019 mit 0,90 Euro nach 1,03 Euro im Vorjahr und für 2020 mit 1,05 Euro. Das heißt, für das kommende Jahr ergibt sich ein geschätztes KGV von 23,2. Bei der Dividende geht man wie vom Unternehmen anvisiert für das laufende Geschäftsjahr mit einer von 0,70 Euro auf 0,80 Euro je Aktie erhöhten Zahlung aus und für 2020 mit einer Ausschüttung von 0,90 Euro.
Charttechnik
Langfrist-Investoren hatten an ihrem Engagement bei den RWE-Aktien abgesehen von den vereinnahmten Dividenden unter dem Strich nicht allzu viel Freude. Denn die Notiz handelt klär unter dem bereit im Jahr 1996 gültigen Niveau. Speziell von Januar 2008 bis September 2015 durchlebten die Anteilseigner eine schwierige Zeit, denn da fiel der Kurs von 100,64 Euro auf 9,20 Euro zurück. Doch vom letztgenannten Tief hat sich der Titel längst gelöst und charttechnisch gesehen hat sich hier zuletzt viel Positives getan. Der Abwärtstrend ist ebenfalls längst überwunden und mit frisch markierten Mehrjahreshochs sendet der Chart prozyklische Kaufsignale.
Profil
Die RWE AG ist die Holdinggesellschaft der RWE Gruppe, die zu den führenden Europäischen Energieversorgern zählt. RWE ist auf allen Wertschöpfungsstufen der Energieversorgung tätig. Dazu gehören Öl, Gas und Braunkohle, der Bau und Betrieb von konventionellen und erneuerbaren Kraftwerken, der Handel mit Rohstoffen sowie der Transport und die Vermarktung von Strom und Gas. RWE fokussiert sich auf den Europäischen Markt. Dabei gehört der Energieversorger in Deutschland, den Niederlanden und in Großbritannien zu den Marktführern. RWE setzt auf ein Kraftwerksportfolio und ein Investitionsprogramm zum Aufbau neuer klimaschonender und flexibler Erzeugungskapazitäten.
Im Dezember 2015 wurde bekannt, dass der Vorstand die Aufspaltung des Unternehmens in zwei börsennotierte Gesellschaften plane. Dabei sollen die Geschäftsfelder Erneuerbare Energien, Netze und Vertrieb im In- und Ausland in eine neue Gesellschaft ausgegliedert werden. Am 11.12.2015 stimmte der Aufsichtsrat einstimmig den Plänen zum Konzernumbau zu. Die neue Tochtergesellschaft Innogy wurde 2016 an der Börse notiert. Im März 2018 wurde bekannt, dass die Anteile der Innogy SE im Rahmen eines weitreichenden Tauschs von Geschäftsaktivitäten und Beteiligungen an EON verkauft werden sollen. RWE soll im Gegenzug das Erneuerbaren Energien-Geschäft von EON erhalten.
Auf Seite 5: Klöckner
Klöckner (WKN: KC0100)
Mit Klöckner kommt ein in diesem Beitrag vorgestellter Mitfavorit der NordLB auch aus dem SDAX. Das Kursziel für den Stahlhändler beträgt im Zuge einer Kaufempfehlung zehn Euro. Das heißt, die Analysten erhoffen sich bei diesem Wert gemessen an einer aktuellen Notiz von 6,565 Euro einen Anstieg von 52,3 Prozent.
Wie es heißt, konnte das Unternehmen im vierten Quartal 2018 bei einem um 3,1 Prozent auf 1,398 Millionen Tonnen rückläufigen Absatz den erfreulichen Umsatztrend der Vorquartale fortsetzen. Dagegen sei der EBITDA-Verlauf negativ gewesen. Im Geschäftsjahr 2018 konnte trotz rückläufiger Absatzentwicklung (minus 2,9 Prozent auf 6,107 Millionen Tonnen) aufgrund einer über weite Strecken des Jahres positiven Preisentwicklung sowie erfreulicher Effekte aus Optimierungsmaßnahmen Umsatz und EBITDA erhöht werden.
Das EBIT habe im Vorjahr 141,5 Millionen Euro nach 129,8 Millionen Euro im Vorjahr betragen. Der anteilige Konzerngewinn habe 67,8 Millionen Euro nach einem durch Steuervorteile begünstigten Vorjahreswert von 101,1 Millionen Euro erreicht. Der Dividendenvorschlag für die Hauptversammlung am 15. Mai 2019 sehe eine stabile Ausschüttung von 30 Cent je Aktie vor.
Im Geschäftsjahr 2019 rechne der Vorstand für die wesentlichen Absatzmärkte in Europa und den USA mit einem leichten Wachstum der realen Stahlnachfrage und folglich mit einem Anstieg des Konzernabsatzes. Für den Umsatz werde - insbesondere vor dem Hintergrund der getätigten Erweiterungsinvestitionen und eines im Vergleich zum Vorjahr insgesamt höher erwarteten Stahlpreisniveaus - hingegen ein "deutliches Wachstum" prognostiziert. Trotz im Gegensatz zum Vorjahr voraussichtlich ausbleibender positiver Preiseffekte in den USA werde unter Berücksichtigung des neuen Standards IFRS 16 (Leasing) mit einem leichten Anstieg auch beim EBITDA gerechnet.
Der über digitale Kanäle erzielte Umsatzanteil habe im vierten Quartal 2018 einen Anteil von rund 25 Prozent (im vierten Quartal 2017 waren es 17 Prozent) erreicht. Über kloeckner.i werde neben der Digitalisierung des eigenen Konzerns seit Beginn des Jahres in Kooperation mit Axel Springer die Beratung externer Unternehmen angeboten. Für die gegründete Industrieplattform XOM Materials, die auch direkten Mitbewerbern offen stehe, arbeiteten mittlerweile rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an fünf Standorten. Noch für das erste Halbjahr 2019 sei der Launch der Plattform in den USA vorgesehen. Bis zum Ende des Jahres solle eine erste Finanzierungsrunde mit externen Investoren abgeschlossen sein.
Klöckner profitierte laut NordLB im Geschäftsjahr 2018 von den verbesserten Preisbedingungen, insbesondere durch die in den USA verhängten Strafzölle. Der Dividendenvorschlag sehe eine stabile Ausschüttung von 30 Cent pro Aktie vor. In 2019 rechne der Vorstand trotz der bestehenden konjunkturellen Unsicherheiten überraschend mit weiteren Verbesserungen. In den nächsten Jahren biete die Digitalisierungsinitiativen des Konzerns deutliches Wachstumspotential. Eine weitere Aufstockung bis hin zu einer Komplettübernahme durch den bisherigen Großaktionär Friedhelm Loh sei nicht ausgeschlossen.
Beim Ergebnis je Aktie prognostiziert die NordLB für 2019 einen Anstieg von 0,68 Euro auf 0,74 Euro und 2020 sollen daraus dann 0,81 Euro werden. Auf dem letztgenannten Niveau ergibt sich ein geschätztes KGV von 8,1. Die Dividende je Aktie taxiert man auch für das laufende und für das kommende Geschäftsjahr auf 0,30 Euro je Anteilsschein
Charttechnik
Nimmt man als Beobachter nur den Verlauf des Aktienkurses als Maßstab für das, was das Klöckner-Management geleistet hat, dann hätten die Verantwortlichen wohl Geld mitbringen müssen für ihre Arbeit. Denn der Kurs notiert nicht nur niedriger als Mitte 2006 sondern erst recht meilenweit entfernt vom Hoch von 48,95 Euro aus dem Jahr 2007. Derzeit versucht sich der Titel im Bereich des Jahrestiefs von 5,91 Euro an einer Bodenbildung. Insgesamt sieht das Chartbild aber noch immer dürftig aus.
Profil
Die Klöckner & Co SE ist einer der größten produzentenunabhängigen Stahl- und Metall-Distributeur im Gesamtmarkt Europa und Nordamerika. Das Hauptgeschäft der Gesellschaft liegt in der lagerhaltenden Distribution von Stahlprodukten und NE-Metallen (Nicht-Eisen-Metallen) sowie dem Betrieb von Stahl-Service-Centern.
Zusätzlich werden kundenspezifische Anarbeitungsdienstleistungen wie Sägen, Plasma- und Brennschneiden, Sandstrahlen, Primern und Biegen angeboten. Kunden der Klöckner & Co Gruppe sind überwiegend kleinere und mittelständische Unternehmen verschiedener Industriezweige wie Automobilindustrie, Bauindustrie, Maschinen- und Anlagenbau, Apparatebau sowie Firmen aus dem verarbeitenden Gewerbe.
Auf Seite 6: EON
EON (WKN: ENAG99)
Neben RWE verspricht sich die NordLB auch bei EON von einem zweiten Versorger-Titel deutliche Kursgewinne. Die für diesen DAX-Vertreter gültige Kaufempfehlung ist jedenfalls mit einem Kursziel von 13,00 Euro versehen. Das heißt, damit die Rechnung ausgeht, müsste dieser Wert ausgehend von einer aktuellen Notiz von 9,981 Euro um gut 30 Prozent zulegen.
Im Geschäftsjahr 2018 konnte EON trotz der aufgrund der Erstanwendung neuer IFRS-Bilanzvorschriften rückläufigen Entwicklung beim Umsatz das Vorjahresniveau beim bereinigten EBIT (Kern- und Nichtkerngeschäft) noch nahezu erreichen und die Markterwartungen übertreffen, wie die NordLB berichtet.
Hintergründe für den Rückgang im Geschäftsfeld Energienetze seien vor allem der Wegfall eines regulierungsbedingten Einmaleffekts aus dem Vorjahr, der Verkauf von Hamburg Netz und der Beginn der dritten Regulierungsperiode Gas in Deutschland gewesen. Der Bereich Kundenlösungen habe unter den besonders in Großbritannien herausfordernden Marktbedingungen gelitten, witterungsbedingt gesunkenen Absatzmengen im Strombereich, regulatorischen Effekten sowie gestiegenen Restrukturierungsaufwendungen.
Erneuerbare Energien hätten dagegen von einer gestiegenen Erzeugung infolge der erstmals ganzjährigen Einbeziehung von Windparks in den USA profitiert sowie der Inbetriebnahme eines neuen Offshore-Windparks in Großbritannien.
Der Konzernüberschuss habe 524 Millionen Euro nach 4.180 Millionen Euro im Jahr 2017 erreicht, während der bereinigte Konzernüberschuss von 1.427 Millionen Euro auf 1.505 Millionen Euro erhöht worden sei. Der Hauptversammlung werde wie angekündigt eine Dividende je Aktie von 0,43 (plus 40 Prozent) Euro vorgeschlagen. Für das Geschäftsjahr 2019 sei eine fixe Dividende von 46 Cent je Aktie vorgesehen. Ziel des Vorstands sei dabei, die Aktionäre am Unternehmenserfolg zu beteiligen und im Transaktionsjahr Planungssicherheit zu bieten.
Zudem erwarte der Vorstand im Jahr 2019 ein bereinigtes EBIT zwischen 2,9 und 3,1 Milliarden Euro sowie einen bereinigten Konzernüberschuss zwischen 1,4 und 1,6 Milliarden Euro. Bei der angstebten Innogy-Übernahme laufe nach Vorstandsangaben "weiterhin alles nach Plan". Die Eröffnung der zweiten Prüfungsphase habe man angesichts der Komplexität der geplanten Transaktion erwartet. Zudem sei man im Unternehmen fest davon überzeugt, dass die Übernahme von Innogy insgesamt wettbewerbsrechtlich unbedenklich sei und ab Mitte des Jahres vollzogen werden könne. Dann solle sich die "neue EON" als erstes Europäisches Unternehmen ausschließlich auf intelligente Netze und innovative Kundenlösungen konzentrieren.
Im Geschäftsjahr 2018 habe EON trotz eines Umsatzrückgangs ein bereinigtes EBIT nahezu auf Vorjahresniveaus sowie einen Anstieg beim bereinigten Konzernüberschuss ausgewiesen. Abermals seien die Markterwartungen bei den bereinigten Ertragskennziffern übertroffen und der obere Bereich der eigenen Prognose erreicht worden. Auch für das nächste Jahr stelle der Vorstand bereits jetzt eine weitere Dividendenerhöhung in Aussicht.
Bei der vor einem Jahr gemeinsam mit RWE verkündeten Neuordnung der beiden Stromkonzerne sehe sich EON weiter im Rahmen der eigenen Planungen. Vorbehaltlich der Genehmigung der angestrebten Transaktion erwartet die NordLB unverändert positive Impulse für EON.
Das Ergebnis je Aktie schätzen die Analysten für 2019 auf 0,72 Euro und für 2020 auf 0,76 Euro. Auf letztgenannter Basis ergibt sich ein geschätztes KGV von 13,1. Die Dividendenschätzung für die Geschäftsjahre 2019 und 2020 beträgt 0,46 Euro bzw. 0,50 Euro.
Charttechnik
Der Aktienkurs von EON ist ähnlich wie bei RWE von Januar 2008 bis November 2016 stark von 44,67 Euro auf 6,04 Euro nach unten gerutscht. Ebenfalls ähnlich wie bei RWE ist seitdem aber eine deutlich verbesserte Charttechnik zu konstatieren. Der langfristige Abwärtstrend ist jedenfalls geknackt. Weiter spürbar aufhellen würde sich das Chartbild bei einem erfolgreichen Sprung über das Zwischenhoch aus dem Jahr 2017 von 10,69 Euro.
Profil
Die EON SE ist eines der weltweit größten privaten Energieunternehmen. Zur Stromerzeugung werden regenerative und konventionelle Ressourcen genutzt. Daneben ist EON auch in der Erdgasförderung, im Strom- und Gashandel sowie im Netzausbau und Vertrieb tätig. Im Bereich erneuerbare Energien gehört EON zu einem der weltweit führenden Unternehmen und nutzt Wasser- und Windkraft, Biomasse und Solarenergie. Eine sichere und zuverlässige Stromübertragung ist über die jeweiligen Regionalversorger gewährleistet. Im Bereich Erdgas wird durch EON die gesamte Wertschöpfungskette abgedeckt.
Die Gasförderung sowie die internationale Beschaffung, der Großhandel und der Vertrieb an industrielle Großkunden laufen über EON Ruhrgas, der Vertrieb an Endkunden wird von konzerneigenen Market Units übernommen. Insgesamt hat das Unternehmen Produktionsstandorte in Euroopa, Nordamerika und Russland und führt zusätzlich zusammen mit Partnern Geschäfte in Brasilien und der Türkei. Seit Herbst 2016 konzentriert sich EON auf die Bereiche Erneuerbare Energien, Energienetze und Kundenlösungen. Das Kerngeschäft der konventionellen Ennergieerzeugung wird seither vom abgespaltenen Unternehmen Uniper durchgeführt. 2018 wurden die Anteile an der abgespaltenen Uniper an den finnischen Versorger Fortum verkauft. EON steht vor der Übernahme des Versorgers Innogy. Dabei sollen die Verteilnetze des Versorgers an EON übergehen; im Tausch dafür erhält der Konkurrent RWE, Haupt-Anteilseigner der Innogy, das Geschäft um Erneuerbare Energien beider Unternehmen.