Das erweiterte Führungsgremium wird aufgelöst. Prominente Köpfe wie der langjährige Finanzchef Stefan Krause und die bisherigen Chefs der Vermögensverwaltung, Michele Faissola, und des Investmentbankings, Colin Fan, scheiden aus. "Wir wollen eine besser kontrollierte, kosteneffizientere und stärker fokussierte Bank schaffen", erklärte Cryan den Schritt. Aufsichtsratschef Paul Achleitner betonte: "Eine derartig grundlegende Reorganisation hat es selten zuvor in der Geschichte der Deutschen Bank gegeben. Das geht nicht ohne Härten einher."

Cryan, der im Juli die Nachfolge des glücklosen Anshu Jain angetreten hatte, hatte sich zunächst den Aufräumarbeiten in der Bilanz gewidmet. Ergebnis ist ein Rekordverlust von sechs Milliarden Euro im dritten Quartal. Nun will er den Neustart des in zahlreiche Skandale verwickelten Instituts auch mit einer neuen Führungsmannschaft symbolisieren. Damit verknüpft ist die Hoffnung, die Beziehung zu den Regulierern, etwa der deutschen Finanzaufsicht BaFin, zu reparieren. Der Aufsichtsrat winkte die Personalentscheidungen, die von Achleitner präsentiert wurden, während Cryan nur zugeschaltet war, in weniger als zwei Stunden durch.

Bei den Aufsehern kommen die Entscheidungen gut an - sofern sie nur der Anfang sind, wie ein Insider berichtete. "Die Maßnahmen von heute sind ein wichtiger erster Schritt. Denn der Fisch stinkt immer vom Kopf. Aber man darf hier nicht halt machen. Das Aufräumen muss in der gesamten Bank weitergehen."

Im Mittelpunkt der Neuorganisation steht das Investmentbanking, das bislang unter Corporate Banking & Securities (CB&S) firmierte und nun in zwei Bereiche aufgespalten wird: Mit Wirkung zum 1. Januar 2016 gehen in der neuen Unternehmenskunden- und Investmentbank die Unternehmensfinanzierung und die Transaktionsbank auf. Jeff Urwin, der bislang gemeinsam mit Fan an der Spitze von CB&S stand, verantwortet diesen Bereich künftig als Vorstand. Die Handelsaktivitäten werden im neuen Unternehmensbereich Globale Märkte zusammengefasst. Hier steht künftig Garth Ritchie an der Spitze, ebenfalls in Vorstandsfunktion. Er leitete bislang die Geschäfte mit Aktien.

Reuters hatte bereits in der vergangenen Woche aus Finanzkreisen erfahren, dass Fan bei der Neuordnung des Vorstands als Wackelkandidat galt. Er habe beim jüngst bekannt gewordenen Geldwäsche-Skandal in Russland und der anschließenden internen Aufarbeitung keine gute Figur gemacht, berichtete ein Insider. Fan tritt sofort ab, wie die Bank nun mitteilte. Auch die Vermögensverwaltung verliert ihren Chef. Faissola konnte den Bereich in den vergangenen Jahren zwar erfolgreich umbauen. Doch ihm wurde Finanzkreisen zufolge zum Verhängnis, dass er im BaFin-Bericht zum Zinsskandal von der Aufsicht heftig attackiert wurde.

Auch die Vermögensverwaltung wird aufgespalten: Die Betreuung der wohlhabenden Privatkunden soll künftig aus einer eigenständigen Einheit heraus in der Privat- und Geschäftskundenbank von Vorstand Christian Sewing erfolgen. Die operative Führung liegt eine Ebene darunter bei Fabrizio Campelli. Die Deutsche Asset Management soll sich dagegen ausschließlich auf die institutionellen Kunden und das Fondsgeschäft konzentrieren. Hier übernimmt ein Mann vom weltgrößten Vermögensverwalter Blackrock : Quintin Price. Faissola geht nach einer nicht näher benannten Übergangszeit.

EINE FRAU IM VORSTAND



Seit der vergangenen Woche ist klar, dass Personalvorstand Stephan Leithner von Bord geht. Er wechselt zum Finanzinvestor EQT, wie EQT nun bestätigte. Neuer Arbeitsdirektor wird Karl von Rohr. Seine wichtigste Aufgabe wird in den nächsten Monaten sein, den erwarteten Stellenabbau in der Bank auszuhandeln, insbesondere im Privatkundengeschäft. Als zunächst einzige Frau zieht Sylvie Matherat in den Vorstand ein und übernimmt die Verantwortung für die Bereiche Regulierung, Compliance und den Kampf gegen die Finanzkriminalität.

Finanzkreisen zufolge bekam sie die Genehmigung der BaFin früher als erwartet. Zweite Frau im Top-Management könnte mittelfristig Kim Hammonds sein, die sich zunächst als Generalbevollmächtigte um die Erneuerung der Infrastruktur kümmern soll.

Künftig nicht mehr dabei ist der langjährige Vorstand Krause. Er hatte sich viele Jahre um die Finanzen gekümmert und zuletzt um die Transaktionsbank, die interne "Bad Bank" und die geplante Trennung von der Tochter Postbank. Außerdem arbeitete er maßgeblich die neue "Strategie 2020" aus - die jetzt Cryan umsetzt. Details werden am 29. Oktober erwartet. Der oberste Kommunikationschef wird ebenfalls ausgetauscht: Auf Thorsten Strauß folgt ab April Jörg Eigendorf, bislang Leiter des Investigativ-Teams und Mitglied der Chefredaktion der Mediengruppe Welt/N24. Als Generalbevollmächtigter hat er dann eine direkte Berichtslinie zu Cryan.