Der Sanierungskurs der Deutschen Post ist in vollem Gange. Dabei sprach sich Post-Chef Frank Appel bereits mehrfach für eine Preiserhöhung im deutschen Briefgeschäft aus. Und nun steht es fest: Die Verbraucher in Deutschland müssen sich von April an höhere Preise für das Briefporto bezahlen. Die Bundesnetzagentur erklärte in einem am Dienstag vorliegenden Schreiben an ihren politischen Beirat.

Die Deutsche Post sieht allerdings den von der Bundesnetzagentur abgesteckten Rahmen für eine Erhöhung ihrer Briefpreise als zu gering an. Sollte der Regulierer bei seiner Haltung bleiben, müsse der Konzern in seiner kriselnden Brief- und Paketsparte stärker einsparen als bisher geplant, um seine Ziele für die Sparte zu erreichen. Das teilten die Bonner am Nachmittag per Ad-Hoc-Mitteilung mit.

Der Post zufolge habe die Bundesnetzagentur dem Konzern einen Spielraum für Preiserhöhungen von 4,8 Prozent bei Briefen von Privatkunden eingeräumt, die ab April bis Ende 2021 gelten sollen. Damit würde das Brief-Porto von derzeit 70 Cent auf maximal 73,36 Cent steigen. "Sollte dies die finale Entscheidung sein, wäre der Preiserhöhungsspielraum für die Laufzeit niedriger als erwartet", kritisierte die Post am Dienstag. "Zur Erreichung der Ziele für den Unternehmensbereich Post und Paket Deutschland wären auf dieser Basis zusätzliche Kostenreduktionsmaßnahmen erforderlich" hieß es. Das sorgte am Markt für eine herbe Enttäuschung, denn gehofft hatten Börsianer auf eine Anhebung von 70 auf 80 Cent.

Die Post hatte das Porto für das Massenprodukt Standardbrief zuletzt Anfang 2016 für drei Jahre von 62 auf 70 Cent erhöht - damals die größte Steigerung seit 1989.

Mitte März soll eine endgültige Entscheidung fallen



Ganz aufgeben muss die Post die Hoffnung auf höhere Preise aber noch nicht: Der endgültige Beschluss der Bundesnetzagentur wird den Unternehmensangaben zufolge erst Mitte März 2019 erwartet.

Der Dax-Konzern legt diese dann in konkrete Preisvorschläge für seine einzelnen Produkte - ob Standardbrief, Maxi-Brief oder Postkarte - fest. Darüber muss die Bundesnetzagentur dann binnen zwei Wochen entscheiden. "Neue Briefporti werden daher frühestens zu Beginn des zweiten Quartals 2019 gelten können", heißt es in dem Schreiben weiter. Der Regulierer berücksichtigt dabei auch Inflation, Briefmengen und Kostenentwicklung bei der Deutschen Post.

Konzernsanierung entscheidend für die Bundesnetzagentur



Das Dax-Unternehmen wollte seine Briefpreise für die Verbraucher eigentlich schon Anfang des Jahres anheben. Doch die Bundesnetzagentur hatte die Entscheidung damals auf Eis gelegt. Hintergrund ist die laufende Sanierung des deutschen Brief- und Paketgeschäfts des Konzerns, zu der Post-Chef Appel mehrere Maßnahmen auf den Weg gebracht hat. Der Regulierer will die Auswirkungen der Umbauten in seine aktuelle Entscheidung einfließen lassen.

Denn das Briefgeschäft der Post in Deutschland leidet unter sinkenden Sendungsmengen: Der Brief wird immer mehr durch elektronische Kommunikation wie die E-Mail ersetzt. Rasantes Wachstum registrieren die Rheinländer dagegen beim Paket. Die Verbraucher bestellen vermehrt Waren im Internet, die Post liefert sie dann aus. Der Umsatz kletterte entsprechend, doch wuchsen die Kosten in der Sparte schneller als die Erlöse. Appel will das Steuer herumreißen und die Kosten drücken. Die Sparte ist ein wichtiger Baustein für sein Jahresziel 2020: Er will den operativen Gewinn auf über fünf Milliarden Euro steigern.

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Anleger reagierten zunächst erfreut über die mögliche Portoerhöhung. Die Post-Aktie legte zeitweise um knapp drei Prozent zu und gehörte damit am Dienstag zu den Top-Werten im deutschen Leitindex Dax. Nach der Meldung, dass die Deutsche Post den abgesteckten Rahmen für eine Erhöhung ihrer Portopreise für zu gering halte, brach das Papier um mehr als zwei Prozent ein.

Im vergangenen Jahr hatten Anleger mit der "Aktie Gelb" keine Freude. Ein Verlust von rund 40 Prozent spricht eine klare Sprache. Es war ein "annus horriblis", wie die Analysten der Deutschen Bank in einer aktuellen Studie schrieben.

Neben der untersagten Portoerhöhung zum 1.Januar hatte das Papier vor allem unter einer Gewinnwarnung im Sommer gelitten. Gegen Jahresende hatten die Anteile im sehr schwachen Börsenumfeld auch zunehmend unter dem internationalen Handelsstreit zwischen den USA und China gelitten. Im noch jungen Jahr 2019 läuft es aber rund für die Post-Aktie, wie das Plus von bislang mehr als secheinhalb Prozent zeigt.

Dennoch trauen viele Bankhäuser den Papieren der Post in diesem Jahr wieder etwas zu. So gehören die Anteile für die Deutsche Bank zu den "Top Picks" 2019 mit einem Kursziel von 36 Euro. Die Post biete qualitativ hochwertiges Wachstum und eine hohe Dividendenrendite, so die Experten. Die Bewertung erscheine zu günstig. Auch die Baader Bank zählt die Papiere in diesem Jahr zu ihren "Top Ideas" mit einem Kursziel von sogar 46 Euro.

Die Sanierung des Konzerns ist in vollem Gange und schreitet nach Ansicht des Chefs Appel "zügig voran". Bereits im laufenden Jahr sollen die Effekte deutlich sichtbar werden. Der Dax-Konzern begeistert die Anleger sowohl in guten als auch in schlechten Zeiten mit einer attraktive Dividende. Seit 2011 legte die Ausschüttungssumme von 0,8 auf 1,4 Milliarden Euro zu. 2018 sollte keine Ausnahme darstellen. Deshalb bleiben wir weiterhin bei unserer Kaufempfehlung.

Empfehlung: Kaufen Kursziel: 30,00 Euro Stoppkurs: 20,00 Euro

rtr / dpa-AFX / ak