Für die Deutsche Post wird das abgelaufene Geschäftsjahr 2020 in die Annalen eingehen: Am Ende stand ein Umsatzrekord, ein starkes Ergebnis mit einem operativen freien Cashflow, der sich im Vergleich zum Vorjahr nahezu verdreifacht hatte. Von einem Pandemie-Blues kann bei den Bonnern nicht die Rede sein. Ganz im Gegenteil: Als einer der wenigen DAX-Konzerne stellte das Unternehmen ein neues Rekordergebnis auf: Zwar schwächelten das Geschäft mit Werbesendungen und die Lagerlogistik für die Automobilbranche. Jedoch sorgte die wichtigste Tochter DHL für einen Schub: Wachstumstreiber war der weltweite Boom im E-Commerce, der zu deutlich mehr Sendungen im Express- und Paketgeschäft führte.

In den vergangenen Monaten lieferte DHL so viele Pakete wie noch nie. Vor allem die Vorweihnachtszeit dürfte unvergessen bleiben. Entsprechend zufrieden war denn auch Vorstandschef Frank Appel: "Es macht Freude, Rekordergebnisse vorzustellen", sagte der Manager angesichts des Abschneidens im Jahr der Pandemie. Seine Finanzchefin Melanie Kreis drückte die Gefühle der Chefetage im Bonner Postturm in Zahlen aus: Für 2020 steht ein Umsatzplus von 5,5 Prozent zum Vorjahr auf 66,8 Milliarden Euro und ein Betriebsgewinn (Ebit), der um 17,4 Prozent auf 4,8 Milliarden Euro kletterte. Und schließlich ein freier Cashflow von 2,5 Milliarden Euro. Die Profitabilität der größten Sparte DHL Express stieg auf 14,4 Prozent, auch weil die eigene Flugzeugflotte ausgebaut wurde. P & P Deutschland, das Brief und Paketgeschäft, schrieb Gewinnzuwächse von mehr als 30 Prozent. Der Konzern verlagerte kleinere Paketlieferungen clever zu P & P und nutzte so Kapazitäten, die durch das schwächere Briefgeschäft frei geworden waren.

Es geht weiter aufwärts

Chef Appel hat seinen Erwartungshorizont für die nächsten Jahre aufgespannt: 2021 soll der Gewinn vor Zinsen und Steuern von 4,8 auf mehr als 5,6 Milliarden Euro steigen. Treiber bleibt die DHL - die Tochter soll 4,5 Milliarden Euro abliefern. Das wäre ein Gewinnplus von 15 Prozent. Für 2023 peilt der Konzernchef, dessen Vertrag im Oktober 2022 ausläuft, insgesamt sechs Milliarden Euro Betriebsgewinn an. Um dem Wachstum gerecht zu werden, stellten die Bonner mehr Leute ein: Die Zahl der Beschäftigten kletterte um 20 000 auf 570 000 Mitarbeiter.

Damit die gelbe Maschine auch künftig hochtourig läuft, will Appel mehr investieren. Der Wind steht günstig, der Onlineboom ebbt nach Einschätzung des Vorstands auch nach der Pandemie nicht ab, das Konsumverhalten hat sich geändert. "Wir erwarten hier ein Wachstum auf erhöhter Basis im Vergleich zum Stand vor der Pandemie", erklärt Appel.

Am Erfolg der Post sollen auch die Aktionäre stärker beteiligt werden. So soll die Dividende um 20 Cent auf 1,35 Euro je Aktie erhöht werden. Zudem haben Vorstand und Aufsichtsrat ein Aktienrückkaufprogramm in Höhe von bis zu einer Milliarde Euro angekündigt.

Und auch die Entwicklung des Aktienkurses macht den Aktionären viel Freude: Nach der Vorlage des Geschäftsberichts kletterten die Anteilscheine auf ein neues Hoch bei etwas über 44 Euro. Damit hat sich der Titel seit dem Zwischentief im März 2020 wieder mehr als verdoppelt. Das Ende der Fahnenstange dürfte noch nicht erreicht sein.