von Andreas Paciorek, Market Analyst bei CMC Markets
Wir prüfen im Dezember eine mögliche Ausweitung unseres Anleihekaufprogramms", ließ EZB-Präsident Mario Draghi jüngst nach der EZB-Sitzung auf Malta verlauten. Er schickte damit die Börsen auf eine Rally und den Euro auf Talfahrt. Ein schwacher Euro sorgt für steigende Gewinne vor allem bei den Exporteuren und kurbelt damit die Wirtschaft an. Mission erfüllt, kann man sagen. Mit dieser Ankündigung heizte er aber nicht nur die Spekulationen auf noch mehr billiges Geld an, sondern sandte gleichzeitig auch "Handlungsempfehlungen" an andere Notenbanken aus. Die Reaktion folgte prompt, die chinesische Zentralbank konterte einen Tag darauf mit der sechsten Leitzinssenkung seit Ende vergangenen Jahres.
Umso überraschender die restriktive Einschätzung der US-Notenbank Fed, die die Türen für eine Zinswende in den USA noch in diesem Jahr wieder weiter geöffnet hat. In der Folge legte der US-Dollar zu, was etwas den Druck von Japan nahm, in der vergangenen Woche schon zu reagieren. Aber eines bleibt als Erkenntnis aus den geldpolitisch sehr interessanten vergangenen zwei Wochen: Der Wettlauf um die schwächste Währung ist in vollem Gang. Solange die Weltwirtschaft nicht für alle Beteiligten anspringt, wird in Zeiten mit Zinsen nahe null und wenig Alternativen eine schwache Währung als probates Mittel zur Konjunkturankurbelung genutzt. Daraus können Anleger ihre Schlüsse ziehen und Strategien für die Währungsmärkte ableiten.
Was die Eurozone angeht, gilt nun wieder die Devise: "Bad news are good news", also schlechte Nachrichten werden zu guten. Die Inflationsdaten für den Monat Oktober signalisierten einen leichten Anstieg der Teuerung in Deutschland und der Eurozone, der Euro wertete entsprechend wieder auf. Dennoch, das Ziel von zwei Prozent bleibt weiter meilenweit entfernt und setzt die EZB unter Druck, in den kommenden Monaten mehr zu tun. Bis den Worten dann endlich Taten folgen, sollte die Spekulation auf diese Maßnahmen den Euro weiter schwächen.
Den Turbo für einen stärkeren US-Dollar und damit schwächeren Euro könnte die Fed einschalten, sollte sie tatsächlich Ernst mit der schon lang angekündigten und oft schon erwarteten Zinswende in den USA machen. Aber auch die Notenbanker werden sich zweimal überlegen, ob sie durch einen starken Dollar, der jetzt schon an den Gewinnen vieler Unternehmen nagt, dem kleinen Pflänzlein anspringenden Wachstums wieder das Wasser entziehen will. Zudem sprechen die Wirtschaftsdaten aus den USA aktuell noch eine gänzlich andere Sprache, das Wachstum im dritten Quartal bestätigt diese zurückhaltende Einschätzung.
Von solch einem Wachstum ist Japan noch ein ganzes Stück entfernt. Bislang konnten Japans Exporteure vom schwächeren Yen profitieren. Aber mit einer lockeren EZB und einer geldpolitisch aggressiven chinesischen Zentralbank könnten diese Vorteile bald mehr und mehr schwinden. Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, wann man in Tokio reagiert. Zu einem Mehr an Konjunktur- und geldpolitischen Stimuli gibt es auch in Jahr drei nach Start der "Abenomics" keine Alternative. Ein schwacher Yen auch in den kommenden Monaten ist damit programmiert.
Still und heimlich trotz aller Krisen entwickelt sich Großbritanniens Wirtschaft am besten im Kreise der G 7. Das Land zeigt aktuell sogar ein robusteres Wachstum als die USA. Die Löhne steigen kräftig und könnten damit, sollten die Rohstoffpreise anziehen, plötzlich zu einer steigenden Inflation führen. Prinzipiell böte sich hier also noch eher als für die Fed eine Zinswende an. Allerdings dürften sich die Briten kaum allein und als Erste aus dem Währungsabwertungswettlauf verabschieden, sondern eher abwarten, bis es der große Bruder USA vormacht. Nichtsdestotrotz könnte das Britische Pfund neben dem US-Dollar in den kommenden Monaten zu den Gewinnern am Devisenmarkt gehören.
Im Profil
Paciorek ist Market Analyst Germany & Austria bei CMC Markets, Frankfurt. Davor arbeitete er bei der Bank of Tokyo Mitsubishi in Frankfurt sowie bei der Varengold Bank. CMC Markets Frankfurt ist eine Zweigniederlassung der CMC Markets UK mit Sitz in London und bietet Anlegern die Möglichkeit, Differenzkontrakte (CFDs) über die Online-Handelsplattform "Next Generation" zu traden.