BÖRSE ONLINE: Herr Bagherli, wie verkraftet Dialog Semiconductor den Abbau von Geschäft bei dem mit Abstand wichtigsten Kunden Apple?
Jalal Bagherli: Das Wichtigste ist dass wir unsere Profitabilität im vierten Quartal im Vergleich zu den Erwartungen des Marktes verbessert haben. Seit September liefern wir den großen Energiemanagementchip (PMIC), der den zentralen Steuerungschip in iPhones unterstützt, nur für zwei der drei neuen Modelle. Bei den iPhone-Generationen ab 2020 werden wir mit diesem Chip nicht mehr an Bord sein. Allerdings werden wir alle unsere Chips für Apple-Handys weiterhin liefern plus neue PMIC-Chips für periphere Bereiche in den Handys, zum Bespiel für die Kamera.
Rund 300 Ingenieure wechseln als Teil einer 600 Millionen Dollar Vereinbarung mit Apple zu ihrem größten Kunden. Was ändert das?
Wir haben auch nach dem Transfer genug Ressourcen für Neues, für große PMIC-Chips und kleinere für die Peripherien. Für unseren größten Kunden werden wir mehr Chips für verschiedene Bereiche liefern. Dafür gibt es auf beiden Seiten ein sehr großes Interesse. Die Vereinbarung ist ein Beleg dafür. Wir sind einer wenigen, die Chips zur Verarbeitung von digitalen und analogen Signalen entwickeln und die Apples Anforderungen passgenau entsprechen. Cupertino schätzt das.
Ist die Vereinbarung mit Apple bereits abgeschlossen?
Die Verträge wurden unterschrieben. Die Genehmigung durch die Aufsichtsbehörden steht noch aus. Wir gehen davon aus, dass die Transaktion in der ersten Hälfte des Jahres abgeschlossen wird.
Dennoch braucht Dialog auch neue Märkte...
Mit der technologischen Weiterentwicklung entsteht viel Neues für unsere PMIC-Chips, sowohl in Handys aber auch in Computerspielekonsolen, in digitalen Kameras, bei Flashspeicher (SSD) mit mehr als einem Terrabyte Kapazität und in TVs um im Standby-Modus wenig Strom zu verbrauchen.
Wie weit ist Dialog hier im Geschäft?
Während der nächsten zwölf Monate werden diese Bereiche die ersten Umsätze zeigen. Unsere PMIC-Chips werden die Steuerungschips in Spielekonsolen, in Kameras und in SSD-Laufwerken unterstützen.
Sind die Margen für die Chips in Konsolen ähnlich hoch wie bei jenen in Handys?
Ja. Die Liefervolumen sind ähnlich hoch wie bei Tablets. Eine Konsolengeneration ist sieben bis acht Jahre im Einsatz. Die jährlichen Mengen schwanken zwischen fünf und 15 Millionen Stück, abhängig von dem Hersteller der Konsole. Aktuell arbeiten wir mit einem der Top-Drei-Konzerne zusammen.
Gibt es darüber hinaus weitere Märkte?
Im medizinischen Bereich verhandeln wir mit vier Pharmakonzernen. Es geht um Bluetooth-Chips, die sehr wenig Strom benötigen. Sie werden in Insulinpumpen und in anderen Geräten für Diabetes-Patienten eingesetzt. Sie berichten, messen und steuern die Mengen der verabreichten Stoffe. Spätestens ab 2021 erwarten wir hier signifikanten Umsatz.
Warum hat Dialog diese Märkte nicht früher genutzt?
Die Geschäftsbeziehung mit unserem größten Kunden benötigte einen erheblichen Teil unserer Ressourcen. Darüberhinaus war Stromeffizienz in vielen dieser Bereiche bisher kein großes Thema. Mit der Miniaturisierung der Elektronik und neuen Vorschriften für Stromverbrauch ändert sich das hat sich das.
Um die Chancen in den neuen Märkten zu nutzen, ist voraussichtlich mehr Kapital notwendig. Sind Aktienrückkäufe deshalb noch notwendig?
Wir haben während der vergangenen sechs Monate entschieden, dass wir weiterhin Geld in die Entwicklung, in Zukäufe und in eigene Aktien investieren.