Zinssparer sind die Verlierer der von den führenden Notenbanken betriebenen Niedrigzinspolitik. Ihr Handlungsspielraum zum lukrativen Geldanlege hat sich dabei in den vergangenen Jahren immer weiter verschlechtert. Während sie sich 2013 mit niedrigen Renditen auseinandersetzen mussten, war das Hauptthema 2014 ein Umfeld mit fehlenden Renditen und in diesem Jahr ist man sogar mit negativen Renditen konfrontiert. Laut der BofA Merrill Lynch gibt es inzwischen zehn Länder, in denen die Staatsanleihen negative Renditen abwerfen. In der Eurozone sind von diesem Phänomen demnach inzwischen Papiere im Wert von 1,4 Billionen Euro betroffen und in Japan sind es 2,4 Billionen Euro. Noch im vergangenen Juni bzw. Oktober war das kaum der Fall. Folglich handelt es sich um die am schnellsten wachsende Anlageklasse. Deutlich gesunken ist seit Mitte 2012 von 17 Billionen Euro auf 15,5 Billionen Euro auch die Summe jener Staatsanleihen, die noch eine positive Rendite bringen.

Vor diesem Hintergrund ist es wenig verwunderlich, dass früher in Staatsanleihen angelegtes Geld inzwischen nach anderen Anlagealternativen sucht. Das Problem dabei ist ein nur geringes Universum, das sich zum Ausweichen anbietet. So taxiert die BofA Merrill Lynch die Größe der als sicher einzustufenden europäischen Dividenden-Aktien auf die Hälfte dessen, was europäische Staatsanleihen mit negativer Rendite auf die Waagschale bringen. Angesichts dieser Größen-Missverhältnisse drohen spekulative Blasen und als Anleger muss man aufpassen, durch den Zins-Anlagenotstand nicht zu Fehlern verleitet zu werden.

Trotz dieser Gefahr stuft die BofA Merrill Lynch sichere Dividendenzahler als beste Alternative an. Sollten diese Titel wegen dem vorherrschenden Umfeld mehr und mehr als Anleiheersatz gehandelt werden, dann bestehe hier noch einiges an Kurspotenzial. Schon im Vorjahr habe sich dieses Segment mit durchschnittlichen Kursgewinnen von zwölf Prozent drei Mal besser als der Markt geschlagen. Wobei zum Gesamtergebnis auch noch Dividendenzahlungen von rund vier Prozent hinzuzurechnen sind. Derzeit bewege sich die Dividendenrendite der als sicher eingestuften Dividendenzahler noch immer auf im Schnitt 3,7 Prozent. Sollte sich die Rendite an jener bei Anleihen annähern, dann könnte es im Extremfall bei diesen Werten laut der BofA Merrill Lynch zu einer Kursverdoppelung kommen. Gestützt wird diese Extremprognose auch von einem erwarteten Gewinnwachstum, das bei den sicheren europäischen Dividendenzahler mit sieben Prozent je Aktie deutlich über dem erwarteten Plus für den Gesamtmarkt liegt. Sollten die Börsen außerdem die Kurshöhen der Jahre 1999/2000 ansteuern, könnte dies auch in einer Bewertungsexplosion resultieren.

Als sichere Dividendenzahler gelten bei der BofA Merrill Lynch Titel, deren Dividendenrendite höher liegt als bei 50 Prozent der einbezogenen Werte. Außerdem muss die Rankingposition besser als 40 sein bei der Streubreite der Schätzungen für Dividende und Gewinn je Aktie. Am Ende dieses Ausleseprozesses haben sich 23 Aktien für die Liste der sicheren europäischen Dividendenzahler qualifiziert. Unter Branchenaspekten sind darin verhältnismäßig viele Vertreter aus den Bereichen REITs, Versicherungen, Basiskonsumgüter und Pharma vertreten, während Banken und zyklische Sektoren unterdurchschnittlich stark repräsentiert sind. Mit ProSiebenSat1 (Platz sieben), Deutsche Börse (Platz elf) und Daimler (Platz 16) sind in der Tabelle auch drei deutsche Unternehmen vertreten. Auf den nachfolgenden Seiten stellen wir jene fünf Titel vor, die in der BofA Merrill Lynch-Auswertung die Rangliste anführen.



Fünftsicherster europäischer Dividendenzahler laut BofA Merrill Lynch: Nestlé S.A. (WKN: A0Q4DC, 71,10 Schweizer Franken, 67,90 Euro)



Auf Rang fünf in der Liste der sichersten europäischen Dividendenzahler ist Nestlé zu finden. Der Schweizer Nahrungsmittelkonzern, der auch sonst ganz allgemein als sehr solide gilt, musste jüngst wegen der Aufhebung des Franken-Mindestkurses zum Euro durch die Schweizerische Nationalbank zwischenzeitlich einen herben Kurseinbruch hinnehmen. Ein Teil der dabei erlittenen Kursdelle wurde zwar schon wieder ausgebügelt, das Ergebnis dürfte von der Entwicklung auf der Währungsseite aber noch eine Zeit lang negativ belastet bleiben. Schließlich erwirtschaftet Nestlé mehr als 98 Prozent der Umsätze außerhalb der Schweiz. Das bedeutet negative Effekte, wenn die im Ausland erwirtschafteten Umsätze und Gewinne in die Berichtswährung Franken umgerechnet werden. Bei der UBS wird der aus einer zehnprozentigen Abwertung des Euro zum Franken resultierende negative Gewinneffekt auf rund drei Prozent geschätzt.

Der weltgrößte Nahrungsmittelproduzent ist Kummer dieser Art über die Währungsschiene zwar gewohnt, dennoch bleibt abzuwarten, wie sich dieser Einflussfaktor auf die künftige Dividendenpolitik auswirken wird. Auch deshalb dürfen Anleger gespannt sein, was die Ergebnisvorlage am 19. Februar bringen wird. Die Analysten der Credit Suisse erinnern aber daran, dass man bei Nestlé sehr stolz darauf ist, die Dividende länger als 50 Jahre aufrechterhalten bzw. gesteigert zu habe und dies auch als extrem wichtigen Anlageaspekt für regionale Anleger gesehen wird. Bei den derzeitigen Tiefständen der Zinssätze in der Schweiz sieht die aktuelle Rendite von 3,2 Prozent laut Credit Suisse zunehmend attraktiv aus. Die BofA Merrill Lynch beziffert die Dividendenrendite bei Drucklegung der Studie auf 2,9 Prozent, was bei den derzeitigen Tiefständen der Zinssätze in der Schweiz für heimische Investoren aber auch noch immer relativ attraktiv sein dürfte.

Dividendenrendite-Ranking (100 = Bestwert): 57

Dividende je Aktie-Risiko-Ranking (1 = Niedrig): 24

Gewinn je Aktie-Risiko-Ranking (1 = Niedrig): 3

Qualitäts-Ranking: (100 = Bestwert): 84



Viertsicherster europäischer Dividendenzahler laut BofA Merrill Lynch: Diageo Plc. (WKN: 851247, 19,50 britische Pfund, 25,662 Euro)



Als viertsicherster europäischer Dividendenzahler ist bei BofA Merrill Lynch Diageo eingestuft. Der gemessen am Umsatz weltgrößte Spirituosenkonzern gilt bei Investoren langfristig als eine sichere Bank, was auch in einer relativ stattlichen Bewertung zum Ausdruck kommt. So bewegte sich das KGV im Durchschnitt der vergangenen drei Jahre bei 20,4, wobei das für 2015 geschätzte KGV mit 21,4 sogar noch leicht über diesem Niveau liegt.

Der Aktienkurs bewegt sich hier seit fast zwei Jahren in einem Seitwärtstrend, aber immerhin hat sich die Notiz zuletzt von einem zwischenzeitlich erlittenen Schwächeanfall wieder deutlicher erholt. Das ist gelungen, obwohl die Briten Ende Januar wegen Einbußen auf dem größten und profitabelsten Markt Nordamerika (dort werden rund ein Drittel des Jahresumsatzes erzielt) im ersten Halbjahr 2014/15 einen Gewinnrückgang um 18 Prozent ausweisen mussten. Konkret bezifferte die Gesellschaft den Gewinn in den sechs Monaten per Ende Dezember auf 1,31 Milliarden Pfund nach 1,60 Milliarden Pfund im Vorjahr. Der Umsatz stagnierte gleichzeitig bei 5,9 Milliarden Pfund. Der Kurs stieg trotzdem, weil am Markt gehofft wird, ein globales Effizienzprogramm könnte mittelfristig dabei helfen, die Gewinnmarge zu verbessern.

Was die Dividende angeht, hat die Gesellschaft zum Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres die Ausschüttung um neun Prozent erhöht, gleichzeitig aber die Option offen gehalten, künftig den Anhebungssatz geringer ausfallen zu lassen. Bei der UBS rechnet man für das Gesamtjahr noch mit einem Dividendenplus von fünf Prozent auf 54,3 Pence, statt der bisher erwarteten Zuwachsrate von neun Prozent. Auch für 2015/16 wurden identische Anpassungsmaßnahmen vorgenommen. Die Analysten der BofA Merrill Lynch taxierten die Dividendenrendite bei Studien-Drucklegung auf 2,8 Prozent.

Dividendenrendite-Ranking (100 = Bestwert): 52

Dividende je Aktie-Risiko-Ranking (1 = Niedrig): 15

Gewinn je Aktie-Risiko-Ranking (1 = Niedrig): 8

Qualitäts-Ranking: (100 = Bestwert): 86



Drittsicherster europäischer Dividendenzahler laut BofA Merrill Lynch: British American Tobacco Plc. (WKN: 916018, 37,67 britische Pfund, 49,90 Euro)



Mit British American Tobacco kommt auch der als drittsicherster europäischer Dividendenzahler eingestufte Titel aus Großbritannien. Der Aktienkurs von Europas größtem Tabakkonzern, der weltweit zu den vier größten Branchenvertretern zählt und unter anderem die Marken "Lucky Strike", "Pall Mall", "Kent"und "Dunhill" produziert, knabbert gerade an seinem Rekordhoch. Die Notiz scheint es somit gut zu verkraften, dass nach neun Monaten des Vorjahres der Zigarettenabsatz weltweit um ein Prozent auf 495 Milliarden Stück gesunken ist und damit die Analystenprognosen verfehlt wurden.

Auch aktuell läuft nicht alles rund für die Briten, wie jüngst von Analysten unter Verweis auf negative Währungseinflüsse gekürzte Gewinnschätzungen belegen. J.P. Morgan rechnet außerdem in Osteuropa mit geringeren Wachstumsraten, weil dort konjunkturelle Einflüsse und Steuererhöhungen belasten würden. Gleichzeitig stufen die Analysten dort die Aktie im Vergleich zu anderen Wettbewerbers als attraktiv bewertet ein. Zudem wird die Ertragslage des Unternehmens als stabiler als bei anderen Konsumgüterherstellern bewertet. Nicht unerwähnt bleiben sollte auch, dass sich die operativen Marken der Zigarettenindustrie trotz der vielen Widerstände gegen das Rauchen allgemein nach wie vor auf einem hohen Niveau bewegen.

In Sachen Dividendenpolitik hat J.P. Morgan unlängst die Dividendenprognose für 2014 von 143,17 Pence auf 146,16 Pence erhöht. Für 2015 wird mit einer Zahlung von 154,45 Pence gerechnet und für 2016 mit 155,00 Pence. Die BofA Merrill Lynch bezifferte die erwartete Dividendenrendite bei Drucklegung ihrer Studie auf 4,1 Prozent, was angesichts des eingangs geschilderten Niedrigzinsumfelds für viele Anleger in der Tat attraktiv sein dürfte.

Dividendenrendite-Ranking (100 = Bestwert): 80

Dividende je Aktie-Risiko-Ranking (1 = Niedrig): 30

Gewinn je Aktie-Risiko-Ranking (1 = Niedrig): 19

Qualitäts-Ranking: (100 = Bestwert): 91



Zweitsicherster europäischer Dividendenzahler laut BofA Merrill Lynch: Unilever N.V. (WKN: A0JMZB, 38,00 Euro)



Mit Unilever befindet sich der Aktienkurs des von der BofA Merrill Lynch als der zweitsicherster europäischer Dividendenzahler ausgewiesene Titel in diesem Jahr auf einem Höhenflug. Die Notiz hat seit dem Jahreswechsel bereits rund 18 Prozent an Wert zugelegt und sie ist dabei auf neue Rekorde vorgerückt. Mit der operativen Entwicklung lässt sich das aber nur bedingt erklären. Der Nettogewinn stieg 2014 zwar um 6,8 Prozent auf 5,17 Milliarden Euro, aber der Umsatz ging gleichzeitig um 2,7 Prozent auf 48,4 Milliarden Euro zurück. Das auf bereinigter Basis ausgewiesene Umsatzwachstum war mit 2,9 Prozent so niedrig wie zuletzt 2004 und bei der Bruttomarge musste ein Rückgang hingenommen werden.

Vor allem in den Schwellenländern läuft es längst nicht mehr so dynamisch wie früher, ein Trend, der durchaus auch weiterhin Bestand haben könnte. Allein in China fiel der Umsatz im vierten Quartal um 20 Prozent. Dazu muss man auch wissen, dass sich der britisch-niederländische Konzern in den vergangenen zehn Jahren auf das Wachstum in den Emerging Markets konzentriert hat. Dort werden inzwischen fast 60 Prozent aller Umsätze erzielt.

Angesichts der Probleme auf der Umsatzseite kommt man als Beobachter nicht umhin, die jüngsten Kursgewinne auch mit den positiven Kurseffekten des EZB-Beschlusses in Verbindung zu bringen, das Staatsanleiheankaufprogramm signifikant auszuweiten. Auf der Suche nach Qualitätsaktien, zu denen Unilever gezählt wird, sind die Investoren offensichtlich bereit, tief in die Tasche zu greifen. Das geschätzte KGV bewegt sich für den Hersteller von Markenartikeln in den Bereichen Nahrungsmittel, Körperpflege sowie Wasch- und Reinigungsmittel dadurch bei gut 22, was ziemlich anspruchsvoll ist. Als Kursstütze dürfte die Jagd nach Renditen fungieren. Bei Unilever beläuft sich der Dividendensatz für 2014 auf 1,14 Euro und laut Landesbank Baden-Württemberg dürfte es 2015 und 2016 zu einer Anhebung auf 2,21 Euro und 2,28 Euro kommen. Die BofA Merrill Lynch taxierte die von ihr erwartete Dividendenrendite bei Drucklegung der Studie zu den sicheren Dividendenzahlern auf 3,4 Prozent,

Dividendenrendite-Ranking (100 = Bestwert): 67

Dividende je Aktie-Risiko-Ranking (1 = Niedrig): 27

Gewinn je Aktie-Risiko-Ranking (1 = Niedrig): 5

Qualitäts-Ranking: (100 = Bestwert): 92



Sicherster europäischer Dividendenzahler laut BofA Merrill Lynch: Roche Holding AG (WKN: 851311, 252,00 Schweizer Franken, 240,00 Euro)



Der sicherste Dividendenzahler kommt auf Basis der von der BofA Merrill Lynch angewandten Kriterien mit Roche aus der Schweiz. Das Pharma-und Diagnostikunternehmen, das unter anderem der weltgrößte Hersteller von Krebsmedikamenten ist, erreicht im Qualitäts-Ranking 94 von 100 möglichen Punkten. Der Aktienkurs steht seit der Entscheidung der Schweizer Notenbank zur Aufhebung des Franken-Mindestkurses zum Euro dennoch unter Druck.

Schon 2014 haben sich Wechselkurseiflüsse negativ bemerkbar gemacht. Während der um Sonderposten bereinigte Kernkonzerngewinn zu konstanten Wechselkursen da um sechs Prozent auf 12,53 Milliarden Franken zulegte, verharrte er in der Landeswährung gerechnet auf dem Vorjahresniveau. Beim Gewinn je Aktie blieben 4,29 Franken nach 4,27 Franken im Jahr 2013 hängen. Die Analystenprognosen von 4,70 Franken wurden damit verfehlt. Nach der Vorlage von geschäftlichen Eckdaten zum Vorjahr reduzierten zudem die Analysten der Deutschen Bank ihre Kerngewinnschätzungen um zwölf bis 15 Prozent. Der Konzern selbst rechnet wie bisher mit einem Verkaufswachstum im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich zu konstanten Wechselkursen. Der Kerngewinn je Aktie soll stärker zulegen.

Auf Basis der Konsens-Gewinnschätzungen der Analysten kommt der Titel derzeit für 2015 auf ein geschätztes KGV von rund 18. Angesichts eines breiten Produktportfolios und einer starken Pipeline ist das als neutral einzustufen. Zu Punkten versuchen die Schweizer bei den Anlegern derzeit vor allem mit der betriebenen Dividendenpolitik. Anlässlich der jüngsten Zahlenvorlage hat der Vorstand den Aktionären für 2014 eine um drei Prozent höhere Dividende von acht Franken je Aktie in Aussicht gestellt. Allerdings hatten Analysten mit etwas mehr gerechnet. Laut Vorstand soll auch für das laufende Jahr eine höhere Ausschüttung gezahlt werden. Am Markt bewegt sich die Erwartungshaltung derzeit im Schnitt bei 8,65 Franken je Euro. Die BofA Merrill Lynch schätzte die Dividendenrendite zum Zeitpunkt der Veröffentlichung ihrer Studie auf 2,9 Prozent.

Dividendenrendite-Ranking (100 = Bestwert): 55

Dividende je Aktie-Risiko-Ranking (1 = Niedrig): 16

Gewinn je Aktie-Risiko-Ranking (1 = Niedrig): 17

Qualitäts-Ranking: (100 = Bestwert): 94