€uro erklärt, was Anleger beim Kauf von Dividendenfonds und -ETFs beachten sollten. Zudem stellen wir jeweils zwei attraktive Fonds und ETFs vor.Von Ralf Ferken, Matthias Fischher, Julia Pfanner und Stefan Rullkötter
Inwiefern achten Dividendenfonds und -ETFs vor allem auf die Höhe der Dividendenrendite?
Dividendenfonds und -ETFs investieren in Aktien, die im Vergleich zum Euro Stoxx 50 oder MSCI World eine vergleichsweise hohe Dividendenrendite aufweisen. Insofern ist dies für nahezu alle Fonds und ETFs eine wichtige Kennziffer. Andere Kennziffern spielen für diese Produkte aber ebenfalls eine wichtige Rolle. Darunter etwa die Höhe der Ausschüttungsquote oder die Dividendenhistorie. Schüttet ein Unternehmen beispielsweise dauerhaft zu viel von seinen Gewinnen aus, greift es seine finanzielle Substanz an. Oder kürzen Unternehmen ihre Ausschüttungen, straft der Kapitalmarkt sie dafür ab. Dann fällt nicht nur die Dividende, sondern meist auch der Aktienkurs.
Sollten Dividendenjäger vorrangig auf europäische Aktien setzen, weil die Dividendenrenditen dort vergleichsweise hoch sind?
Ja und nein. Ja, denn Aktien aus Europa offerieren tatsächlich eine sehr hohe Dividendenrendite. Das zeigen Indizes für Dividendenaktien wie der MSCI Europe High Dividend Yield Index. Demnach liegt die Rendite in Europa im Schnitt bei 5,3 Prozent. Beim MSCI USA High Dividend Yield Index für ausschüttungsstarke US-Aktien liegt dieser Wert nur bei 3,3 Prozent. Gegen Europa spricht jedoch die Gesamtbetrachtung, wenn man neben den Dividenden auch die Kursgewinne mit einbezieht. Dann hätte der USA-Index in den vergangenen zehn Jahren auf Dollarbasis um 13,8 Prozent pro Jahr zugelegt, der Europe-Index auf Eurobasis nur um 8,7 Prozent. Anleger können die beiden Indizes auch selbst mit ETFs nachbilden. Möglich wäre dies mit dem Amundi MSCI Europe High Dividend Factor ETF (ISIN: LU 168 104 197 3) und dem iShares MSCI USA Dividend IQ ETF (IE 00B KM4 H31 2).
Sind Dividenden-Fonds oder Dividenden-ETFs besser?
Da gibt es keine allgemeingültigen Antworten. In Europa lag der iShares Stoxx Europe Select Dividend 30 ETF über fünf Jahre vorn, über zehn Jahre der Threadneedle Pan European Equity Dividend Fund (LU 182 933 481 9). Also einmal ein ETF, einmal ein Fonds. Das ist in anderen Regionen ähnlich. Nur weltweite Dividendenaktien bilden hier eine Ausnahme. Dort lag über fünf Jahre der BNY Mellon Global Equity Income Fund (IE 00B 3SX RS8 6) vorn, über zehn Jahre der Invesco Global Equity Income (LU 060 751 323 0). Also jeweils ein Fonds.
Sind ausschüttende oder thesaurierende Produkte sinnvoller?
Wer in einen Dividendenfonds oder -ETF investiert, ist meist an den regelmäßigen Ausschüttungen interessiert, die auf das Depotkonto eingehen. Für diese Gruppe eignen sich ausschüttende Produkte besser. Wer langfristig ein Vermögen aufbauen möchte, sollte jedoch zu thesaurierenden Fonds und ETFs greifen, bei denen die Dividenden automatisch wieder reinvestiert werden. Auf diese Weise können Anleger auf Dauer vom Zinseszinseffekt profitieren, der bei ausschüttenden Produkten entfällt. Über ein oder drei Jahre ist dieser Effekt klein, über zehn oder 20 Jahre aber sehr groß.
Sind Dividendenstrategien generell risikoärmer als normale Strategien?
Meistens ja. Das illustrieren die Fonds und ETFs von DWS, iShares, Pictet und SPDR, die wir hier vorstellen. Sie erlitten in den vergangenen drei Jahren jeweils geringere maximale Rückschläge als marktbreite Indizes wie der Euro Stoxx 50, der MSCI Emerging Markets und der MSCI World. Zudem schwankten ihre Kurse in dieser Zeit nicht so stark. Nur beim Pictet-Fonds waren die Werte gegenüber dem MSCI Emerging Markets Index ähnlich. Dennoch gibt es Ausnahmen von dieser Regel. Im Verlauf der Finanzkrise büßte der Xtrackers Stoxx Global Select Dividend 100 ETF (LU 029 209 618 6) von Anfang Juli 2007 bis zum 9. März 2009 satte 65 Prozent ein, weil er vollgeladen mit krisengeplagten Finanzwerten war. Der DWS Top Dividende, der diese Werte mied, verlor in dieser Zeit nur 43 Prozent und konnte sein altes Kurshoch deutlich früher wieder erreichen. Zum Vergleich: Der DAX verlor zeitgleich 54 Prozent, der MSCI World Index 52 Prozent.
Sollte man sich aus Dividendenfonds und -ETFs die besten Einzelwerte heraussuchen?
Wer sich mit Aktien auskennt, kann sich an der Titelauswahl der besten Fonds und ETFs orientieren. Anleger sollten sich aber vorab informieren, anhand welcher Kriterien die Fonds und ETFs ihre Titel auswählen. So investiert der DWS Top Dividende recht konservativ, der M & G Global Dividend (LU 167 071 007 5) dagegen recht offensiv. Zudem gilt die Regel: Viele gute Aktien bilden nicht automatisch ein gutes Portfolio. Etliche Fonds und ETFs beachten hier Regeln, um Klumpenrisiken bei Ländern und Sektoren zu vermeiden.
In den vergangenen zehn Jahren hinkten Dividendenfonds und -ETFs dem breiten Markt hinterher. Wann ändert sich das wieder?
In dieser Zeit liefen US- und IT-Aktien extrem gut, in die Dividendenfonds und -ETFs aber nicht schwerpunktmäßig investieren. Sollten die Kursgewinne in diesem Bereich künftig geringer ausfallen, stehen die Dividendenfonds im Vergleich wieder besser da.
Mit dem SPDR S & P Euro Dividend Aristocrats ETF investieren Anleger in die 40 Einzelwerte aus der Eurozone, die die höchste Dividendenrendite aufweisen und ihre Dividende zehn Jahre in Folge regelmäßig erhöht oder zumindest nicht gesenkt haben. Zu diesen sogenannten Dividenden-Aristokraten zählen aus Deutschland etwa Bayer, Deutsche Post und Munich Re. Zudem hält der SPDR-ETF den spanischen Pipelinebetreiber Enagas sowie den portugiesischen Energieversorger Energias de Portugal. Auffällig ist, dass finnische Aktien wie das Zellstoffunternehmen UPM-Kymmene oder der Finanzwert Sampo mit rund 16 Prozent vergleichsweise stark vertreten sind. Die Aufteilung der Sektoren entspricht dagegen den Erwartungen, da die 40 Titel zur Hälfte aus den Bereichen Finanzen, Industrie und Versorger stammen. Die Dividendenrendite des Portfolios liegt derzeit bei rund vier Prozent.
Beim iShares Stoxx Europe Select Dividend 30 ETF setzen Anleger auf die 30 europäischen Aktien, die die höchste Dividendenrendite bieten und ihre Ausschüttungen in den vergangenen fünf Jahren nicht gesenkt haben. Allein 13 Titel oder fast 40 Prozent des Portfolios kommen aus dem Bereich Banken und Versicherungen. Hier investiert der iShares-ETF etwa in die deutschen Titel Aareal Bank und Allianz sowie die französischen Titel CNP Assurances und Société Générale. Auf Versorger wie die finnische Fortum und die italienische Snam entfallen rund 24 Prozent des Portfolios. Bei den Sektoren besteht daher eine gewisse Unwucht. Sollten Finanzwerte und Versorger in eine Schwächephase geraten, dürfte der iShares Stoxx Europe Select Dividend 30 ETF darunter leiden. In den vergangenen zwölf Monaten bot der iShares-ETF eine Ausschüttungsrendite von rund 4,5 Prozent.
Seit Oktober 2005 leitet Thomas Schüßler den DWS Top Dividende und verwaltet darin inzwischen ein Vermögen von rund 21 Milliarden Euro, was ihn zu Deutschlands größten Aktienfonds macht. "Mit dem DWS Top Dividende möchten wir die Nerven der Anleger langfristig schonen", sagt Schüßler. "Daher stehen für uns drei Aspekte im Fokus: der langfristige Erhalt des Kapitals, niedrigere Schwankungen gegenüber dem breiten Aktienmarkt und eine attraktive Ausschüttung." Der promovierte Physiker investiert weltweit in 65 Aktien und mag etablierte Geschäftsmodelle, die stabile Erträge erzielen und günstig bewertet sind. Zudem setzt er auf Titel, die wenig konjunkturanfällig sind. Zu seinen größten Einzelwerten zählen die Allianz, die japanische Telekomaktie NTT und der US-Wert Nextera, der Anlagen für Sonnen- und Windenergie betreibt. Die Dividendenrendite des Fonds liegt bei vier Prozent.
In den Schwellenländern können Anleger ebenfalls in Dividendenaktien investieren. Möglich ist dies beispielsweise mit dem Pictet Emerging Markets High Dividend, der eine Dividendenrendite von fast sechs Prozent aufweist. Allerdings müssten Anleger dafür nicht auf Wachstum verzichten, betont Pictet-Fondsmanager Mark Boulton. Denn mit dem High-Dividend-Fonds würden sie stärker in innovative Finanz- und Technologiewerte investieren und nicht so sehr in schwächer wachsende Konsum- und Versorgertitel. Finanzwerte gewichtet Boulton mit 32 Prozent am stärksten. Zu seinen Favoriten zählen dort die China Construction Bank, die China Merchants Bank sowie die russische Sberbank. Zudem hat er die asiatischen Technologiewerte Samsung Electronics und Taiwan Semiconductor hoch gewichtet. Aufgrund der hohen Dividendenrenditen hält er außerdem etliche russische Aktien.