Bereits Adam Opel, der Gründer des gleichnamigen Automobilkonzerns, war vom Fahrrad begeistert: "Bei keiner anderen Erfindung ist das Nützliche mit dem Angenehmen so innig verbunden, wie beim Fahrrad." Die Vorteile liegen auf der Hand. Verstopfte Straßen, Fahrverbote, steigende Benzinpreise - für Fahrradfahrer ist dies alles kein Problem. Bequeme Fortbewegungsmittel haben das Potenzial, die Mobilität in Deutschlands Innenstädten zu revolutionieren. Zudem leisten Zweiradfahrer sogar noch einen Beitrag zum Umweltschutz und fördern die Gesundheit.

Fahrradfahren erfreut sich aus guten Gründen steigender Beliebtheit. Nach Jahren der Stagnation legen die Fahrradverkäufe in Deutschland endlich wieder zu. Der Siegeszug der höherpreisigen E-Bikes sorgt indes dafür, dass die Umsätze trotz schwächerer Absatzzahlen bereits seit einigen Jahren deutlich zulegen und dem traditionell margenschwachen Fahrradgeschäft frischen Rückenwind verleihen.

Accell - vom Aschenputtel zur Prinzessin

Ein etwas weiterer Weg zur Arbeit oder leichte Steigungen auf der Strecke: Mit dem Elektrofahrrad lassen sich diese kleinen Hindernisse locker überwinden. Anfangs noch als Lösung für Hochbetagte verschrien, liegen E-Bikes inzwischen voll im Trend. Dabei werden die Hightech-Fahrräder nicht nur von Stadtbewohnern genutzt. Auch strombetriebene Mountainbikes haben inzwischen Hochkonjunktur und ermöglichen es, dass auch Menschen mit völlig unterschiedlicher Fitness gemeinsame Touren unternehmen können. Zudem gewinnen sogenannte Lastenfahrräder, die etwa für Paketlieferungen oder den Kindertransport verwendet werden, an Bedeutung.

Ob der Kunde sich für ein High- End-Mountainbike oder ein praktisches Stadtfahrrad entscheidet, kann der niederländischen Accell Group egal sein. Schließlich bedient der E-Bike-Krösus mit einer Vielzahl an Marken, darunter Haibike, Ghost, Koga und Winora, von Gelegenheitsfahrern bis zu Profisportlern sämtliche Kundensegmente. In Europa ist Accell der Marktführer bei E-Bikes und die Nummer 2 bei Fahrradkomponenten. Lediglich die schwache Performance im US-Markt sorgt beim Vorstand seit Jahren für Kopfzerbrechen. Im ersten Halbjahr sank der Umsatz dort um 15,9 Prozent bei einem negativen Ebit von 11,3 Millionen Euro. Im Vergleich zum kumulierten Halbjahres-Ebit von 46,5 Millionen wurde deutlich, dass sich das US-Geschäft zusehends als Klotz am Bein für Accell herausstellte. Mit dem Komplettverkauf der defizitären US-Sparte im August dieses Jahres kann sich Accell nun endlich wieder auf seinen Kernmarkt Europa konzentrieren. Über eine exklusive Partnerschaft für die nächsten zwei Jahre dürfen die Holländer aber weiterhin ihre Produkte im US-Markt absetzen.

Der Verkauf sollte sich langfristig auch positiv auf die schwachen Margen auswirken. So blieben dem Konzern zum ersten Halbjahr pro 100 Euro Umsatz lediglich knapp 6,8 Euro operativer Gewinn übrig. Ohne Einwirkung des desaströsen US-Geschäfts ergibt sich eine Relation von 8,9 Euro. Bilanziell scheint Accell trotz der zahlreichen Übernahmen der letzten Jahre vergleichsweise solide aufgestellt. Gutgetan hat in diesem Zusammenhang auch die Dividendenkürzung für das Jahr 2018, die kurzfristig zwar einige Aktionäre vergrault hat, aus ökonomischer Sicht aber wichtig und richtig war.

Mit einem geschätzten KGV von 13,76 für 2020 liegt der Konzern unterhalb des langfristigen Schnitts. Auch die geschätzte Dividende pro Aktie soll mit 90 Cent im Jahr 2020 nach 50 Cent für das Jahr 2018 wieder deutlich anziehen. Und zuletzt schwingt auch ein Hauch an Übernahmefantasie mit: Aus dem Übernahmeversuch durch den niederländischen Fahrradbauer Pon im Jahr 2017 wurde zwar nichts, dies zeigt jedoch, dass das Geschäftsmodell funktioniert und beim Wettbewerb durchaus auf Interesse stößt.





Shimano - der Komponentenkönig

Anders als Accell fertigt das 1921 gegründete Unternehmen Shimano lediglich Komponenten für Fahrräder. Mit einem Umsatzanteil von 21 Prozent sind die Japaner darüber hinaus im Markt für Angler­equipment tätig. Bei Fahrradherstellern ist Shimano mit seinen Qualitätsprodukten vielfach die erste Wahl. Dadurch erklärt sich auch die für die Branche eigentlich unüblich hohe Gewinnspanne. So erzielt Shimano eine operative Marge von 18 bis 19 Prozent. Sehen lassen kann sich auch die ordentliche Eigenkapitalrendite von elf Prozent, besonders im Hinblick auf die hohe Eigenkapitalquote von 90 Prozent. In der Kasse liegen aktuell, hervorgerufen durch die nachhaltig hohe Profitabilität, umgerechnet mehr als zwei Milliarden Euro. Eine saftige Dividendenerhöhung oder ein Aktienrückkaufprogramm wären somit locker stemmbar. Die schwächelnde Umsatzentwicklung in den vergangenen beiden Jahren drückten jedoch etwas auf die Stimmung. Aktionäre konnten sich in der letzten Dekade jedoch nicht beklagen: Notierte der Titel Ende 2008 bei knapp 20 Euro, steht elf Jahre später ein dickes Plus von 555 Prozent zu Buche. Auch durch diesen kräftigen Kursanstieg ist der Titel kein Schnäppchen mehr. So liegt das KGV für das Jahr 2020 aktuell bei 25,7 und dem Vierfachen des Umsatzes. Die Aktie ist also längst kein Geheimtipp mehr.

Yamaha Motor - der Antreiber

Die Motoren und Batterien des ebenfalls in Japan beheimateten Konzerns sorgen nicht nur bei vielen E-Bikes für Power. Das Unternehmen produziert etwa auch Motorräder, E-Scooter, Schiffsmotoren und versucht sich neuerdings an Robotern für die Landwirtschaft. Als zyklischer Industriekonzern reagiert Yamaha Motor jedoch wesentlich empfindlicher auf konjunkturelle Störungen. So stagniert der Umsatz seit letztem Jahr. Zudem musste der Konzern mehr Geld für Investitionen in die Hand nehmen. Die Folge war ein stark rückläufiger Cashflow. Bei den Aktionären stieß dies auf nicht gerade große Gegenliebe. So ist die Aktie seit dem Allzeithoch im Januar 2018 auf Eurobasis in der Spitze um mehr als 50 Prozent eingebrochen. Dadurch ergibt sich aktuell jedoch eine attraktive Bewertung. Das geschätzte KGV für 2020 liegt bei 8,1. In den vergangenen Jahren lag das KGV durchschnittlich bei mehr als zwölf.

Darüber hinaus sind die Japaner - anders als Shimano - auch ein spendabler Dividendenzahler. So liegen die Dividendenschätzungen für 2020 bei 92,29 Yen. Zum aktuellen Kurs würde dies einer Rendite von 4,82 Prozent entsprechen. Auch charttechnisch sieht es nach einem monatelangen Kursrutsch wieder aus, als ob der Titel wieder drehen könnte.