Fabeln haben es Andreas Eckert offenbar angetan. Zumindest wenn es darum geht, die Wachstumsaussichten von Eckert & Ziegler zu beschreiben. Dann spricht der Firmenchef und Mitgründer des Medizintechnikunternehmens gern von Tigern, Drachen, Bullen und Bären. Grund für die Vergleiche ist das tierische Wachstum, das die Berliner derzeit verzeichnen. Im ersten Quartal stieg der Umsatz um 22 Prozent auf 43,5 Millionen Euro, das Ergebnis je Aktie sprang mit 1,14 Euro um 159 Prozent in die Höhe.
Die Umsatzverbesserung verdanken die Berliner maßgeblich dem Energiesektor, den mehr als verdoppelten Gewinn dem Angebot radioaktiver Diagnostika für Mediziner. Strahlungsquellen für Mess- und Regeltechnik sind mit zuletzt 63 Prozent Anteil am Gesamtumsatz das Massengeschäft von Eckert & Ziegler. Mit elf Prozent Marge ist das Industriesegment jedoch längst nicht so profitabel wie das Medizingeschäft. Der Radiopharmabereich steht für 23 Prozent aller Einnahmen und erreicht eine Marge von 24 Prozent.
Strahlende Wachstumstreiber
Nach einem Umsatzanstieg von 43 Prozent im ersten Quartal ist die Sparte für Eckert auf dem Sprung zu Größerem. Daher womöglich der Tigervergleich. Denn Eckert & Ziegler stellt als einer der wenigen Anbieter Generatoren für Gallium 68 her. Der Bedarf steigt, da das Radioisotop dank deutlich besserer Ergebnisse immer öfter in der Krebsdiagnose zum Einsatz kommt - entweder um die Tumore zu finden oder die Wirksamkeit eines Krebsmedikaments vorab zu prüfen. Noch sind erst wenige dieser neuen Präparate auf dem Markt, doch das Umsatzpotenzial geht in die Milliarden. Mit zunehmender Marktdurchdringung der neuen Therapien dürfte auch die Nachfrage für Gallium 68 weiter steigen.
Doch Eckert & Ziegler hat nicht nur Tiger, sondern mit Yttrium-90 (YT-90) auch Drachen im Portfolio. Mit dem Isotop wird Leberkrebs behandelt, eine in China häufige Krankheit. Das Reich der Mitte hat dem Kampf gegen das Leiden daher nun hohe Priorität eingeräumt. Eine anerkannte Behandlung sind YT-90-Präparate. Pharmafirmen gaben im vergangenen Jahr Milliardenbeträge aus, um Anbieter der entsprechenden Medikamente zu kaufen. Das zeigt, dass der Markt viel Potenzial verspricht. Lieferant des Isotops wiederum ist Eckert & Ziegler. Noch werden hier aber erst einstellige Millionenumsätze erzielt.
Für das Industriesegment sieht Firmenchef Eckert indes eine sinkende Nachfrage. Das Ergebnis je Aktie soll mit 3,50 Euro um vergleichsweise niedrige 12,2 Prozent zulegen. Hält die Industrienachfrage jedoch an, dürfte die Prognose zu konservativ sein. Immerhin wurde das Ergebnisziel bereits zu einem Drittel erreicht. Die Prognoseerhöhung aus dem Jahr 2018 zeigt, wie vorsichtig die Ausblicke von Eckert sind.