Hedgefonds-Milliardär Paul Tudor Jones warnt: Erst läuft die große AI-Rallye weiter, dann folgt ein brutaler brutaler Crash. Warum die Märkte laut dem 1987-Propheten kurz vor "1999 2.0" stehen.

Es sind Worte, die die Wall Street aufhorchen lassen: Paul Tudor Jones, der legendäre Hedgefondsmanager, der einst den Crash von 1987 voraussah und daran angeblich 100 Millionen Dollar verdiente, spricht von einer „explosiven Endphase“ des laufenden Bullenmarkts – einer Rallye, die in einem spektakulären Finale münden könnte, bevor alles kollabiert.

In einem bemerkenswerten Interview mit CNBC sagte der Gründer von Tudor Investment gestern: „Mein Gefühl ist, dass alle Zutaten für eine gewaltige Blow-off-Rallye vorhanden sind.“ Jones vergleicht die aktuelle Marktlage mit dem Jahr 1999 – dem letzten Höhepunkt vor dem Platzen der Dotcom-Blase. Doch diesmal, so seine Warnung, sei die Situation „noch potenziell explosiver“.

„Party like it’s 1999“ – aber gefährlicher

Tatsächlich erinnern viele Parameter an jene Phase des kollektiven Überschwangs kurz vor dem Jahrtausendwechsel. Der Nasdaq Composite ist seit dem Frühjahr um über 50 Prozent gestiegen – getragen von den Megacaps der Techwelt: Nvidia, Microsoft, Amazon und Meta. Die Euphorie um Künstliche Intelligenz hat die Bewertungen in schwindelerregende Höhen getrieben, während Anleger zwischen Gier und FOMO taumeln.

Jones sieht Parallelen zur späten Dotcom-Ära, in der Unternehmen sich gegenseitig über Joint Ventures und Kredite finanzierten – „zirkuläre Deals“, wie er sie nennt, die ihm auch heute in der AI-Branche Sorgen bereiten. „Wenn es aussieht wie eine Ente und quakt wie eine Ente, ist es wahrscheinlich keine Huhn“, sagte er in Anspielung auf die damalige Spekulationsmanie.

Doch es gibt einen entscheidenden Unterschied zu damals: „1999 stand eine Zinsanhebung bevor. Heute stehen wir am Beginn eines Zinssenkungszyklus,“ erklärt Jones. Während die Federal Reserve vor 25 Jahren die Märkte bremste, pumpt sie heute Liquidität. Dazu kommt ein massives Haushaltsdefizit von rund sechs Prozent des BIP – während die USA 1999 noch einen Überschuss erzielten.

„Diese Kombination aus expansiver Fiskal- und Geldpolitik haben wir zuletzt in der Nachkriegszeit gesehen“, sagt Jones. Das Ergebnis: ein toxischer Cocktail, der kurzfristig Kursfeuerwerke, langfristig aber Turbulenzen auslösen dürfte.

Die gefährlichste Phase eines Bullenmarkts

Der Milliardär beschreibt ein klassisches Muster: Die stärksten Kursgewinne ereignen sich in der letzten Phase einer Hausse – in den zwölf Monaten vor ihrem Höhepunkt. Anleger, die jetzt nicht dabei sind, verpassen „den Saft“, wie Jones es nennt; wer jedoch zu spät abspringt, riskiert den Absturz. „Man muss sehr schnelle Füße haben,“ so Jones, „denn es wird ein wirklich, wirklich böses Ende nehmen.“

Er erwartet also keinen sofortigen Crash, sondern eine finale, von Spekulation getriebene Aufwärtsbewegung – die alles übertrifft, was die Märkte in den letzten Jahren erlebt haben. Voraussetzung: noch mehr Kapitalzuflüsse, noch mehr Euphorie, noch mehr Kleinanleger, die sich vom „Fear of Missing Out“ treiben lassen.

Gold, Krypto, Nasdaq – die „schnellen Pferde“

Tudor Jones hat daraus klare Schlüsse gezogen. Er setzt kurzfristig auf drei Anlageklassen, die vom kommenden Überschwang profitieren könnten: Gold, Kryptowährungen und Nasdaq-Techwerte.

Gold ist 2025 bereits um fast 50 Prozent gestiegen, Bitcoin dagegen Seitz Januar "nur" um 33 Prozent. Auch die Meme-Stock-Baskets von Morgan Stanley, ein Index typischer Retail-Favoriten, hätten sich um fast 70 Prozent verteuert – ein klares Signal für eine beginnende Spekulationswelle.

„Ich will in allem dabei sein – Gold, Krypto, Nasdaq,“ sagt Jones. Bis zum Jahresende sehe er eine „Rennstrecke“ für diese Assets, getrieben von institutionellen Markierungen, Performancejagd und FOMO. Danach allerdings könnte das Spiel abrupt enden.

Nach der Euphorie droht der große Knall

Denn die Risiken lauern bereits unter der glänzenden Oberfläche. Jones warnt vor einer gewaltigen Blase im globalen Anleihemarkt. Die Kombination aus gigantischen Haushaltsdefiziten, geldpolitischer Lockerung und dem bevorstehenden Ende des Zinssenkungszyklus sei „eine Reise ins Unbekannte“. „Wir gehen dahin, wo noch kein Mensch zuvor gewesen ist – wie in Star Trek,“ sagte Jones. „Nur dass wir keinen Captain Kirk und keinen Mr. Spock haben, die das Schiff führen.“ 

Tudor Jones sieht vor allem im kommenden Jahr 2026 eine gefährliche Gemengelage: negative Realzinsen, extreme Verschuldung, hohe Bewertungen – und die Illusion, man könne sich aus der Schuldenkrise „herauswachsen“. Das könne, so Jones, in einer Art „post-AI-Bust“ münden, wenn die Euphorie verpufft und sich die Realwirtschaft als weniger belastbar erweist als erhofft.

Die Macht der Psychologie

Bemerkenswert ist, wie Jones die Psychologie der Märkte beschreibt. In der Endphase eines Bullenmarktes wollen alle dabei sein, niemand will der „Letzte“ sein, der verkauft. Das mache die Rallye so gefährlich: Sie nährt sich aus ihrer eigenen Dynamik. „Die letzten zwölf Monate einer Hausse sind wie eine Party, die man nicht verpassen will – aber der Kater ist garantiert.“

Paul Tudor Jones ist kein Prophet des Untergangs, sondern ein Chronist der Marktzyklen. Seine Warnung ist doppeldeutig: Wer jetzt klug agiert, könne noch erhebliche Gewinne erzielen. Wer zu lange bleibt, aber viel  verlieren. Er selbst bleibt investiert – aber mit „glücklichen Füßen“ und dem Finger stets am Exit-Button. „Geschichte reimt sich,“ sagt er. „Und dieses Mal klingt sie verdammt nach 1999.“

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