Wenige Stunden vor der erwarteten Bekanntgabe eines umfangreichen Kaufprogramms für Staatsanleihen durch die EZB haben sich die europäischen Anleger bedeckt gehalten. Dax und EuroStoxx50 kamen kaum vom Fleck, obwohl der deutsche Leitindex mit 10.313,23 Zählern seine erst am Vortag aufgestellte Bestmarkte um etwas mehr als einen Punkt übersprang. "Das wird die Stunde der Wahrheit", sagen Händler seit Tagen. "Da sind starke Nerven gefragt." EZB-Präsident Mario Draghi wird die Entscheidungen der Geldpolitiker ab 14.30 Uhr (MEZ) erläutern. Am Vortag hatten heftige Kursschwankungen angesichts diverser Spekulationen über Umfang und Zeitrahmen des Kaufprogramms einen Vorgeschmack gegeben.

Für viele Anleger ist es eine ausgemachte Sache, dass die Europäische Zentralbank (EZB) den Ankauf von Staatsanleihen (QE) ankündigen wird. Einem Insider zufolge wird das Volumen 50 Milliarden Euro monatlich betragen. "Die Latte, was den Umfang des Programms anbelangt, hängt inzwischen sehr hoch. So dürfte es Mario Draghi schwer fallen, die Börsianer positiv zu überraschen", warnte LBBW-Analyst Werner Bader. Die Analysten von HSBC Trinkaus & Burkhardt bezweifeln, dass sich die EZB überhaupt auf eine konkrete Summe für das gesamte Ankaufprogramm festlegen wird. Auch die Commerzbank-Analysten vermuten, dass die Notenbank eher vage bleiben wird. "Bei der Pressekonferenz muss EZB-Präsident Draghi das Kunststück vollbringen, den Beschluss so zu verkaufen, dass er nicht als das politisch gerade noch Machbare erscheint, sondern als schlagkräftige Maßnahme."

Mit dem Öffnen der Geldschleusen will die EZB nach dem Vorbild der US-Notenbank Fed über die Kreditvergabe der Banken die Konjunktur ankurbeln. Denn angesichts der fallenden Inflationsraten fürchten viele Analysten ein Abgleiten der Wirtschaft im Währungsraum in eine Deflation, eine Spirale fallender Preise und rückläufiger Investitionen.

An den Finanzmärkten hoffen viele auf einen Schub für die Aktienkurse. Denn mit ihrer Politik des billigen Geldes haben die Notenbanken seit der Finanzkrise vor sieben Jahren eine Rally ausgelöst. "Das viele Geld will ja schließlich angelegt werden", heißt es in den Handelsabteilungen der Banken. Und sollten die Unternehmen dank der Geldschwemme mehr erwirtschaften, dürften auch die Gewinne und mit ihnen die Aktienkurse steigen.

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DEVISENANLEGER IM STAND-BY-MODUS

Auch an den Devisenmärkten warteten die Anleger voller Spannung auf die Entscheidung. Mit ihrer überraschenden Abkehr von einem Euro-Mindestkurs zum Franken hatte die Schweizer Notenbank vorige Woche bereits die Erwartungen an die EZB in die Höhe getrieben und den Euro zum Absturz auf ein Elf-Jahres-Tief von 1,1459 Dollar gebracht. Am Donnerstag notierte die Gemeinschaftswährung wie am Vortag bei rund 1,16 Dollar.

An den Rentenmärkten gaben die Kurse der Staatsanleihen etwas nach. Im Gegenzug zogen die Renditen der zehnjährigen Bundesanleihen zeitweise auf 0,5 Prozent von 0,46 Prozent am Vorabend an.

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ÜBERNAHMEOFFERTE BEFLÜGELT DMG MORI SEIKI

Bei den Einzelwerten standen die Aktien von DMG Mori Seiki mit einem Plus von 12,3 Prozent auf ein Rekordhoch von 28,73 Euro im Rampenlicht. Der gleichnamige japanische Partner bietet für die früher als Gildemeister bekannte Firma 27,50 Euro je Aktie. Anleger spekulieren offenbar auf einen höheren Preis.

Auf der Verliererseite waren nach einer Verkaufsempfehlung der DZ Bank die Aktien von Krones mit einem Abschlag von über vier Prozent.

Reuters