Wirtschaftsdaten aus Deutschland und China haben am Mittwoch den Anlegern an den europäischen Aktienmärkten wieder etwas Mut gemacht. Der Dax beendete vorerst seine Talfahrt und notierte am Nachmittag wenig verändert bei 9560 Punkten. Der EuroStoxx50 gewann 0,4 Prozent auf 2900 Zähler. "Die Daten haben die Anleger etwas beruhigt, auch wenn viele weiterhin über die künftige US-Geldpolitik rätseln", sagte ein Händler. Die deutsche Industrieproduktion war im Februar zwar um 0,5 Prozent gefallen. Von Reuters befragte Analysten hatten aber ein fast vier Mal so hohes Minus vorausgesagt. Die chinesische Dienstleistungsbranche wuchs zudem im März kräftig.

Insgesamt hielten sich Investoren aber zurück. Viele wollten die Protokolle der jüngsten US-Notenbanksitzung, die am Abend nach dem europäischen Handelsschluss anstanden, abwarten. Nach widersprüchlichen Aussagen führender Fed-Vertreter erhofften sich Börsianer konkretere Hinweise auf Zeitpunkt und Tempo weiterer Zinserhöhungen. Für die Wall Street signalisierten die US-Futures zur Eröffnung ebenfalls eine kleine Erholung. Dazu trug auch der wieder anziehende Ölpreis bei. Die richtungsweisende Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um bis zu 2,6 Prozent auf 38,86 Dollar je Barrel (159 Liter).

DAIMLER AM TAG DER HAUPTVERSAMMLUNG WENIG BEGEHRT



Im Dax zählten Daimler zu den Schlusslichtern: Trotz eines Absatzrekords von Mercedes-Benz gab Daimler-Chef Dieter Zetsche auf der Hauptversammlung einen vorsichtigen Ausblick auf die Gewinnentwicklung im ersten Quartal. Die Aktien fielen um ein Prozent. Doch auch VW und BMW standen mit Abschlägen von ebenfalls etwa einem Prozent auf der Verliererliste.

Auf Talfahrt blieben RWE mit einem Minus von rund zwei Prozent. Das Landgericht Bonn hatte eine Klage des Energiekonzerns EnBW gegen den Bund und das Land Baden-Württemberg wegen des AKW-Moratoriums 2011 abgewiesen. "Einige Anleger sehen das als schlechtes Omen für ähnliche Klagen von RWE und E.ON an", sagte ein Händler. E.ON waren kaum verändert.

Im MDax hoben die Aktien von DMG Mori AG um bis zu 16 Prozent auf ein Rekordhoch von 46 Euro ab. Der Werkzeugmaschinenbauer - früher Gildemeister - kommt nun doch ganz unter die Fittiche seines japanischen Großaktionärs DMG Mori, der seinen Anteil auf über 75 Prozent erhöhte und nun einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag schließen will. Kommt es dazu, haben die Anleger die Wahl zwischen einer Abfindung oder einer Garantiedividende.

AUS FÜR MEGA-FUSION LENKT BLICK AUF PHARMABRANCHE



Nach dem Scheitern der Übernahme des irischen Botox-Herstellers Allergan durch den US-Pharmariesen Pfizer infolge einer Verschärfung der US-Steuergesetze standen Pharmawerte im Rampenlicht. Schon am Dienstag hatte sich das abgezeichnet und Allergan daher fast 15 Prozent verloren, während Pfizer rund zwei Prozent zugelegt hatten. Die britischen Arzneimittelfirmen Shire und AstraZeneca legten je mehr als drei Prozent zu. Laut Börsianern sehen Investoren in den beiden nun Übernahmekandidaten. Im Schlepptau stiegen im Dax Merck und im MDax Stada um je mehr als ein Prozent.

In Zürich machte Barry Callebaut den Anlegern mit seinen Geschäftszahlen die Aktien schmackhaft. Die Titel des weltgrößten Kakao- und Schokolade-Produzenten schnellten um zehn Prozent auf 1128 Franken in die Höhe.

Reuters