Enttäuschende Geschäftszahlen großer internationaler Konzerne wie Siemens und Philips haben die Anleger an den europäischen Aktienmärkten am Dienstag zu Gewinnmitnahmen veranlasst. Der Dax fiel bis zum Nachmittag um 1,5 Prozent auf 10.637 Punkte, nachdem er am Morgen mit 10.810,57 Zählern seine erst am Vortag aufgestellte Bestmarke leicht übertroffen hatte. Der EuroStoxx verlor ebenfalls 1,5 Prozent auf 3368 Punkte. Nach dem jüngsten Kursfeuerwerk sei eine Korrektur gesund und gerechtfertigt, erklärte IG-Analyst Christian Henke.

An den vergangenen sieben Handelstagen hatte der Dax täglich neue Rekorde aufgestellt. Gebremst wurde er am Dienstag allerdings auch von der trüben Stimmung an der Wall Street. Denn auch dort blieben einige Großkonzerne wie Microsoft und Caterpillar mit ihren Bilanzen hinter den Erwartungen zurück. Die US-Futures signalisierten einen Abschlag von mehr als einem Prozent zur Handelseröffnung. Zudem war der Auftragseingang für langlebige Güter im Dezember überraschend um 3,4 Prozent abgestürzt. Dies löste unter Börsianern Diskussionen aus, ob die US-Notenbank Fed wie bislang erwartet an ihrer Zinserhöhung für den Sommer festhalten wird. Davon profitierte der Euro, der um etwa einen viertel US-Cent auf 1,1330 Dollar sprang. Von den US-Notenbankern wurde für die bis Mittwochabend dauernde Sitzung allerdings zunächst keine Kursänderung erwartet.

Die Firmenbilanzen zeigten, dass Unternehmen zwar von den niedrigen Zinsen profitierten, dadurch aber keine zusätzliche Nachfrage generierten, sagte ein Fondsmanager. Die US-Firmen haben es zudem mit einem sehr starken Dollar zu tun, der ihre Wettbewerbsfähigkeit gegenüber den europäischen Konkurrenten schmälert.

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TALFAHRT AN ATHENER BÖRSE GEHT WEITER

Zu den größten Dax-Verlierern zählten die Aktien von Siemens mit einem Abschlag von drei Prozent auf 99,83 Euro. Laut Börsianer hatten viele auf eine positive Überraschung gesetzt - die Aktien haben seit Jahresbeginn knapp zehn Prozent gewonnen. Wie die Münchener baut auch der niederländische Konkurrent Philips seine Konzernstruktur um, was den Aktionären einiges abverlangt. Philips brachen in Amsterdam um sechs Prozent ein - die Titel hatten seit Jahresbeginn fast elf Prozent zugelegt.

Bergab ging es auch mit den Finanzwerten - allen voran den Aktien der Deutschen Bank, die um vier Prozent auf 25,23 Euro sanken und damit den bisherigen Jahresgewinn wieder fast abgaben. Spekulationen auf schwache Quartalszahlen nannten Händler als Grund für die Verkäufe. Deutschlands größte Bank wird am Donnerstag ihre Bilanz für das vergangene Jahr und vermutlich rote Zahlen für das Schlussquartal präsentieren.

Europaweit standen die Finanzwerte ohnehin nicht hoch im Kurs. Der entsprechende EuroStoxx-Sektoren-Index verlor 2,5 Prozent. Laut Händlern lag das auch an Sorgen über die Zukunft Griechenlands. Nach dem Wahlsieg der Syriza-Partei - sie lehnt den von den Gläubigerländer verordneten Sparkurs ab - drohte die US-Ratingagentur Moody's dem Land mit einer Herabstufung der Kreditwürdigkeit. So blieb die Börse in Athen unter Druck: Der Leitindex fiel um fünf Prozent, der Banken-Index brach sogar um 18,6 Prozent ein.

Bei den deutschen Nebenwerten stand der Kurssturz von SMA Solar im TecDax im Fokus: Die Titel sackten um 16 Prozent ab, nachdem der Branchenriese einen skeptischen Ausblick gegeben hatte.

Reuters