Das 24-köpfige Gremium um EZB-Chef Mario Draghi entscheidet am Nachmittag in Frankfurt darüber, ob die EZB die europäische Wirtschaft noch stärker unterstützt. Mögliche Schritte hängen vor allem davon ab, wie nah die EZB die Euro-Zone an einer gefährlichen Deflation sieht, also einer ruinösen Abwärtsspirale von Löhnen, Preisen und Investitionen. Draghi selbst hatte zuletzt betont, dass es dafür derzeit keine Anzeichen gebe. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hatte von der EZB am Mittwoch jedoch weitere Schritte verlangt, um eine für die Weltkonjunktur gefährliche Deflation in Europa abzuwehren.

Im Februar waren die Preise im Euroraum im Vergleich zum Vorjahresmonat um 0,8 Prozent gestiegen. Damit lag die Teuerungsrate zwar weiter deutlich unter dem von der EZB angestrebten Niveau von knapp unter zwei Prozent. Im Vergleich zum Januar zog die Teuerung aber leicht an. Die meisten Experten halten es daher für eher unwahrscheinlich, dass die EZB ihre Geldpolitik lockert. Das könnte Draghi tun, indem er etwa den Leitzins unter das derzeitige Rekordtief von 0,25 Prozent senkt oder Milliarden aus einem früheren Hilfsprogramm in den Markt pumpt, die bislang nur innerhalb des Finanzsystems zirkulieren.

Maßgeblich für die Entscheidung des EZB-Rats werden die neuen Inflationsprognosen der Notenbank sein, die erstmals bis ins Jahr 2016 reichen werden. Bislang erwartet die EZB fürs laufende Jahr eine Teuerungsrate von 1,1 Prozent und für 2015 von 1,3 Prozent. Je weiter die neue Prognose unter der Zielmarke von knapp unter zwei Prozent liegt, desto größer ist wohl die Wahrscheinlichkeit, dass die Notenbank die meisten Experten überrascht und ihre Geldpolitik lockert. Draghi hat das nicht ausgeschlossen.

Reuters