Branchenkenner halten es für nicht ausgeschlossen, dass Facebook damit das traditionelle Finanzsystem auf den Kopf stellen kann. Die Details für das digitale Geld stellte der Konzern aus Kalifornien am Dienstag vor.

Mit Libra sollen nicht nur Transaktionen zwischen Firmen und Verbrauchern, die Facebook nutzen, über die Bühne gebracht werden. Die Kryptowährung soll auch Menschen ohne eigenes Bankkonto erstmals Zugang zu Finanzdienstleistungen ermöglichen. Vor allem in Regionen wie Asien und Afrika dürfte das Potenzial von Libra nach Meinung von Branchenkennern groß sein. Facebook wird täglich von rund ein bis zwei Milliarden Menschen genutzt.

Der Name "Libra" speist sich aus verschiedenen Quellen, wie Facebook-Manager David Marcus erläuterte, der das Projekt verantwortet. Demnach erinnert das Kryptogeld sowohl an eine alte römische Gewichtseinheit als auch an das astronomische Symbol für Gerechtigkeit und das französische Wort für Freiheit. "Freiheit, Gerechtigkeit und Geld - das ist genau das, um was es uns hier geht", sagte Marcus, der früher für den Online-Bezahldienst PayPal arbeitete.

Facebooks ehrgeiziges Vorhaben könnte mit erheblichen Hürden konfrontiert werden. Dazu zählen Datenschutzbedenken und Einschränkungen durch Aufsichtsbehörden. An der Wall Street gab es jedoch Vorschusslorbeeren: Im vorbörslichen Handel legte die Facebook-Aktie um 2,5 Prozent zu.

Im Gegensatz zu der größten und bekanntesten Kryptowährung Bitcoin soll Libra Medienberichten zufolge an einen Korb von mehreren Währungen geknüpft werden. Damit sollen Wertschwankungen wie bei Bitcoin vermieden werden. Bitcoin ist eine digitale Währung, die durch das Berechnen komplexer Algorithmen von Computern hergestellt wird.

An Libra arbeitet Facebook gemeinsam mit 28 Partnern. Zuständig dafür ist die Libra Association, eine Einrichtung mit Sitz im schweizerischen Genf. Zusätzlich hat Facebook die Tochtergesellschaft Calibra aus der Taufe gehoben. Sie soll eine Art digitale Geldbeutel anbieten, mit deren Hilfe man die neue Währung aufbewahren, verschicken und ausgeben kann. Calibra soll mit Facebooks Plattformen Messenger und WhatsApp verbunden werden, die nach eigenen Angaben mehr als eine Milliarde Nutzer haben.

rtr