Die Währungshüter um Fed-Chefin Janet Yellen signalisierten nun, dass sie nichts überstürzen wollen. Die Fed hat dabei die zu Jahresbeginn von heftigen Turbulenzen geschüttelten Finanzmärkte sowie die abflauende Weltkonjunktur genau im Blick.

Sie spricht zudem nicht mehr davon, dass sich Auf- und Abwärtsrisiken für die US-Konjunktur die Waage halten. Das US-Wirtschaftswachstum habe sich Ende 2015 abgeschwächt. "Die Aussichten auf einen weiteren Zinsschritt Mitte März haben sich verringert", meint Ökonom Harm Bandholz von der Großbank UniCredit. Manche Experten rechnen erst für das zweite Halbjahr damit.

Die Wall Street reagierte dennoch verunsichert auf den Zinsentscheid. Dies wohl auch, weil ein noch vorsichtigerer Tenor der Fed-Erklärung erwartet worden war. Der Dow-Jones-Index drehte in einem schwankenden Handel ins Minus. Der Euro legte zum Dollar weiter zu. Aus den noch im Dezember von der Fed für 2016 signalisierten vier Zinserhöhungsschritten werde wohl nichts, meint Ökonom Omer Esiner vom Devisenhandelshaus Commonwealth Foreign Exchange. In der März-Sitzung der Fed dürfte seiner Ansicht nach eine geringere Zahl avisiert werden.

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KONJUNKTURRISIKO ÖLPREIS-VERFALL



Die Börsen in China stürzten Anfang Januar ab, was weltweit die Angst vor einer Konjunkturabkühlung schürte. Hinzu kommt der freie Fall des Ölpreises. "Er wird inzwischen als eine Bedrohung für die Weltkonjunktur gesehen. Dieses Gedankengut hat sich scheinbar auch die US-Notenbank mittlerweile zu Eigen gemacht", meint Chefökonom Otmar Lang von der Targobank. Die Fed hält jedoch weiterhin an ihrer Einschätzung fest, dass die niedrigen Rohölnotierungen und der starke Dollar die Inflation nur vorübergehend auf einem unerwünscht niedrigen Niveau halten. Mittelfristig rechnet die Zentralbank damit, dass sie ihr Ziel einer Jahresteuerung von zwei Prozent wieder erreichen wird.

Die Fed, die stabile Preise sichern und Vollbeschäftigung fördern soll, hatte mit der Zinswende auf die zusehends aufgehellte Lage am Arbeitsmarkt und den stabilen Aufschwung reagiert. Doch nun droht Gegenwind, wie sie in ihrer Erklärung anklingen lässt. Für die am Freitag anstehenden Daten zum vierten Quartal 2015 erwarten Experten eine deutliche Abkühlung der Konjunktur: Aufs Jahr hochgerechnet soll nur noch ein Plus von 0,8 Prozent herausspringen, nach 2,0 Prozent in den Sommermonaten.

Auch der Technologie-Riese Apple muss im laufenden Quartal erstmals seit 13 Jahren einen Umsatzrückgang hinnehmen. Vor allem die Konjunkturabkühlung in China drückt auf die Geschäfte mit dem Kassenschlager iPhone. Der Ölpreisverfall trifft auch Teile der US-Industrie hart. So ist zum Beispiel die technisch aufwendige und kostspielige Ölschieferförderung vielerorts unrentabel geworden. Hinzu kommt die Stärke des Dollar, der die Wettbewerbsposition der amerikanischen Exporteure beeinträchtigt.

Reuters