Diese beliebte deutsche Turnaround-Aktie steckt laut Fondsmanager Norbert Schmidt bis zum Hals in Problemen und kann sich trotzdem verdoppeln. Außerdem bietet sich eine attraktive Einkommenschance für Investoren mit 7 Prozent Zinsen und zusätzlichen Kurspotenzial.

Nach 31 Jahren ist Thyssenkrupp 2019 aus dem DAX abgestiegen und das wie man inzwischen sieht nicht zu Unrecht. Es kriselt heftig bei dem Industriekonzern, dessen Aktie auf Sicht der vergangenen fünf Jahre um 59 Prozent an Wert verloren hat. 

Fondsmanager sieht MDAX-Turnaround-Kandidat mit Verdopplerpotenzial und attraktive Einkommenschance

In einem Interview habe ich Fondsmanager Norbert Schmidt, der den Hochzinsanleihenfonds FU Fonds Bonds Monthly Income (WKN: HAFX9M) managt, zu Thyssenkrupp, Chancen sowie Risiken und einer interessanten Einkommenschance aus dem Thyssenkrupp-Universum befragt.

Frage 1: Thyssenkrupp ist eine der beliebtesten Turnaround-Wetten bei vielen Privatanlegern. Der MDAX-Konzern steckt in einer schwierigen Situation, doch zuletzt gab es gute Nachrichten rund um die Verhandlungen mit dem Milliardär Kretinsky. Wie bewerten Sie die Situation um den Konzern?

ThyssenKrupp ist bereits seit über 10 Jahren in keiner guten Verfassung. Daran dürfte auch die weitere Annäherung an den tschechischen Milliardär Daniel Kretinsky vorerst nichts ändern. Die Gründe für die Lage bei ThyssenKrupp reichen von sinkenden Stahlpreisen und steigenden Energiekosten über hausgemachte Probleme bis hin zu Interessenkonflikten bei Management und Politik. Insgesamt keine einfache Lage. Das zeigt auch die Aktie mit einem kontinuierlichen Abfall beim Kurs - zuletzt deutlich unter 5 Euro.  

Frage 2: Demnach ist die Aktie von Thyssenkrupp für Sie jetzt nicht interessant? Was müsste passieren, damit sie einen Blick wert wäre?

Nein, die Aktie von ThyssenKrupp halten wir im aktuellen Umfeld nicht für attraktiv. Auch deshalb, weil wir Einkommens-orientiert sind und ThyssenKrupp mit seinem Geschäftsmodell kein verlässlicher Dividenden-Zahler ist. Trotzdem kann die ThyssenKrupp Aktie zumindest zu spekulativen Zwecken interessant sein. Die Stimmung rund um ThyssenKrupp ist mittlerweile so schlecht geworden, dass bereits eine kleine Aufhellung der Unternehmens-Aussichten einen deutlichen Kurs-Anstieg zur Folge haben könnte. Eine Erholung auf das Niveau von 2021 entspräche Kursgewinnen von über 100 Prozent. Für unseren konservativen Cashflow-Ansatz ist das aber nichts.  

Frage 3: Sie sind ja selbst in Ihrem Fonds in eine Anleihe einer ehemaligen Tochter von Thyssenkrupp TK Elevator investiert (2020 von Finanzinvestoren aufgekauft) – hier sind Sie aber optimistisch, oder?

Exakt! Wo Schatten ist, kann es auch Licht geben. Und im Falle von ThyssenKrupp ist das die ehemalige Aufzug-Sparte TK Elevator. Diese wurde 2020 aus dem Konzern herausgelöst. Anders als bei der Ex-Mutter ThyssenKrupp ist die Ertrags-Entwicklung des Liftbauers TK Elevator exzellent. In den letzten Jahren konnte das EBIT kontinuierlich zulegen. Im Vergleich dazu war das Ergebnis der Mutter in 2023 sogar negativ. Gewinne bei der Ex-Tochter, Verluste für den Stahl-Konzern. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Entscheidend für uns ist, auf die stabilen Gewinner der Zukunft zu setzen. Und hier bietet uns die stark aufgestellte TK Elevator mit ihrer Anleihe ein wirklich attraktives Rendite-Soliditäts-Profil. Rund 7 Prozent Zinsen und zusätzlich noch Kurs-Potential. Das sind Aktien-artige Erträge, bei geringeren Schwankungen.  

Frage 4: Leider liegt die Mindestanlage bei dieser Anleihe bei 100.000 Euro – also häufig nichts für den durchschnittlichen Privatanleger – Wie stark ist sie in Ihrem FU Fonds Bonds Monthly Income (WKN: HAFX9M) gewichtet? Welches Exposure haben Anteilseigner?

Wer nicht direkt größere Beträge auf einen Schlag investieren will, kann zu Fonds greifen, die diesen Markt der Hochzins-Anleihen breit abdecken. Wir halten TK Elevator auch in unserem Portfolio. Aktuell ist die Gewichtung bei 2,1 Prozent. Wir können uns in Zukunft durchaus vorstellen, diese Position auszubauen. Entscheidend ist, dass wir auf das Geld der Anleger eine ansprechende Rendite erwirtschaften können. Diese Rendite finanziert schließlich auch unsere monatlichen Ausschüttungen.  

Frage 5: Könnten Sie sich vorstellen, dass TK Elevator in den nächsten Jahren den Sprung an die Börse wagt?

TK Elevator wurde von einem Konsortium aus Finanzinvestoren und der RAG Stiftung erworben. Erstere könnten mittelfristig durchaus das Interesse haben, das Aufzug-Unternehmen wieder an die Börse zu bringen. Douglas war ebenfalls mehrere Jahre privat, bis jüngst die Rückkehr an die Börse erfolgte.  

Ein separater Börsengang des Milliarden-Unternehmens TK Elevator könnte zur Folge haben, dass die Anleihe vorzeitig gekündigt wird. Für die Anleger könnte das einen Rendite-Boost zur Folge haben, da die Kündigung über dem aktuellen Kurs erfolgen würde. Ein direkter Kursgewinn. Letztlich ist für uns aber das stabile Geschäftsmodell mit dem hohen Anteil wiederkehrender Umsätze aus dem Wartungsgeschäft entscheidend, damit TK Elevator die Zinsen zahlen kann. Ein Börsengang steht bei unserem Investment-Case nicht im Fokus.  

Frage 6: Zum Abschluss – wie steht es ansonsten aktuell um Hochzinsanleihen. Sind sie weiter ein attraktives Investment und welche Chancen bieten sich hier für Anleger?

Der Hochzins-Markt bietet weiterhin extrem attraktive Chancen. Im letzten Quartal konnten neben den Zinsen auch satte Kursgewinne erzielt werden. In unserer Strategie liegen wir für 2024 bereits Anfang Mai ganze 4,7 Prozent im Plus. Und das nach Kosten. Für das Gesamtjahr halten wir eine Rendite für die Anleger von sechs bis zehn Prozent für möglich. Aber auch der Markt für Neu-Emissionen ist sehr aktiv. Interessant dabei ist, dass „alte“ Anleihen teilweise wesentlich attraktivere Konditionen bieten als die neu ausgegebenen. Grund hierfür ist auch die erwartete Zins-Entwicklung. Dazu dann aber gerne mehr in unserem nächsten Zins-Update.  

Zins-Update Ende Mai

Alles rund um den aktuellen Zinsmarkt sowie die Chancen für Hochzinsanleihen erfahren Sie in einem weiteren Interview mit Norbert Schmidt am Ende dieses Monats auf Börse-Online.de

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