Die Weltwirtschaft sollte im weiteren Jahresverlauf wieder an Schwung gewinnen. Dabei erwarten wir für die USA nach dem heftigen Winter und trotz des sich aktuell etwas abschwächenden Immobilienmarktes, aber getragen vom privaten Konsum, das stärkste Momentum. Die Jahreswachstumsrate dürfte 2,5 % jedoch nicht überschreiten. Angetrieben von der deutschen Konjunktur, allerdings abgebremst von den Problemländern Italien und Frankreich, kommt Europa aus der Rezession. In den Schwellenländern verläuft die Konjunkturentwicklung weiterhin eher verhalten und sehr unstetig. Insbesondere bei den BRIC-Ländern ist noch keine Trendwende erkennbar, obgleich einige Aktien- und Rentenmärkte, insbesondere Indien (mit einer neuen Regierung) und Brasilien, von der Hoffnung auf verbesserte politische und ökonomische Rahmenbedingungen beflügelt werden. Inflation ist nur in einigen besonders fragilen Schwellenländern ein Thema. In den USA und insbesondere Europa greift daqegen eine Deflationsdebatte um sich. Diese Debatte ist so unsinnig wie die Inflationsdiskussion der letzten Jahre. Schließlich wurden die europäischen Peripherieländer bewusst dazu angehalten, durch sinkende Lohnstückkosten wettbewerbsfähiger zu werden.
Zinserhöhungen lieber zu spät als zu früh
Die Diskussion über Deflation dient der EZB primär zur Ruhigstellung der Bundesbank. Unter dem Mäntelchen der Deflationsbekämpfung, in Wirklichkeit zur Verbesserung der Kreditversorgung in der Peripherie und zur Schwächung des Euros, wird die EZB in Kürze die Leitzinsen noch weiter senken und eventuell einen neuen Langfristtender für den Bankensektor auflegen, diesmal für die Kreditvergabe und nicht zum Ankauf von Staatsanleihen. Die US-Notenbank setzt zwar ihr "Tapering", also die Reduktion von Wertpapierkäufen fort. Die moderate Konjunktur und die (noch) sehr niedrige Inflation machen erste Leitzinserhöhungen im nächsten Jahr aber eher unwahrscheinlich. Und selbst wenn solche Leitzinserhöhungen kommen, werden sie sehr moderat sein. Denn die US-Notenbank hat aus der Vergangenheit gelernt. Alan Greenspan erhöhte in den Jahren 2005 bis 2007 die Zinsen zur Bekämpfung der US-Immobilienblase in kleinen Schritten von 1 auf über 5 %. In dieser Zeit stieg der MSCI Welt um ca. 50 %. Doch dann hatte er den Bogen überspannt: 2007 begann die große Finanzkrise und die gute Absicht der FED mündete 2008 in einer Rezession und einem Aktienmarktcrash. Die Lektion nicht nur für die US-Notenbank lautet daher: Zinserhöhungen lieber zu spät als zu früh!