Die Analysten der US-Investmentbank Goldman Sachs haben im Juli die hauseigene European Conviction List aktualisiert. Darin enthalten sind jene Aktien aus Europa, von denen die Experten im beobachteten Anlageuniversum am meisten überzeugt sind. Letztlich bedeutete eine Aufnahme in diese Favoritenliste auch, dass man solchen Titeln eine im Branchenvergleich überdurchschnittliche Wertentwicklung zutraut. Den eigenen Angaben zufolge handelt es sich um die besten und vielversprechendsten Anlageideen von Goldman Sachs.

Im Laufe des abgelaufenen Quartals führten Änderungen in der Liste dazu, dass die Zusammensetzung etwas stärker auf Wachstumswerte ausgerichtet ist. Basierend Laut Goldman Sachs sind nunmehr 56% aller Aktien aus der der European Conviction List eher als Wachstumstitel einzustufen, nachdem es Ende März noch 48 Prozent waren.

Im Schnitt sind die Aktien bereits seit mehr als 450 Tage in der aktuellen Favoritenliste enthalten. Das durchschnittliche Kurspotenzial gegenüber den Zwölfmonats-Kurszielen der jeweiligen Analysten für die in der Liste enthaltenen Aktien beträgt mehr als 30 Prozent.

Der Medianwert der Aktie auf der European Conviction Liste auf KGV-Basis im Einklang mit dem Durchschnitts-KGV aller beobachteten Aktien aus Europa gehandelt. Wobei es gleichzeitig aber so ist, dass man den Favoriten von 2018 bis 2022 eine Steigerung beim Umsatz von rund neun Prozent p.a. zutraut, während das Anlageuniversum als Ganzes hier nur auf ein unterstelltes Durchschnittsplus von sechs Prozent kommt.

Des Weiteren beträgt die von den Goldman Sachs-Analysten prognostizierte kumulative CROCI-Expansion (Cash-return on capital invested, Kapitalrendite) für Aktien aus der aktuellen Liste von 2019-2022 im Durchschnitt mehr als 480 Basispunkte. Bei den Gewinnschätzungen zu den Empfehlungen für das Geschäftsjahr 2019 bewegen sich die Goldman Sachs-Prognosen im Schnitt rund fünf Prozent über den I/B/E/S-Konsensus-Vorhersagen.

Wir haben aus den Kaufempfehlungen fünf Titel herausgefiltert, die wir nachfolgend etwas näher vorstellen. Bei der Selektion fiel die Wahl auf fünf Werte, die gegenüber ihren Kurszielen mindestens über ein Aufwärtspotenzial von 48 Prozent verfügen.

Just Eat-Aktie

Eine der Kaufempfehlungen aus der European Conviction List von Goldman Sachs heißt Just Eat. Das Kursziel für den britischen Essen-Lieferdienst beträgt 10,00 Pfund. Das heißt, gegenüber dem aktuellen Kurs von 6,238 Pfund besteht im Falle einer Zielerreichung die Chance auf einen Anstieg von gut 60 Prozent.

Die genannte Vorgabe basiert dabei zu 85 Prozent auf einem Discounted-Cashflow-Bewertungsmodell (8,8 Pfund je Aktie) und zu 15 Prozent auf einer M&A-Bewertung (17,3 Pfund je Aktie basierend auf einem unterstellten Kurs-Umsatz-Multiplikator von 11,2).

Zu erwähnen ist, dass die US-Investmentbank Mitte Juli das Kursziel für Just Eat vor der Bekanntgabe der Zahlen für das zweite Quartal von 10,50 auf 10,00 Pfund gesenkt hat. Die Anteilsscheine blieben aber auf der Conviction Buy List, weil der zuständige Analyst Rob Joyce davon ausgeht, dass das Wachstum im zweiten Quartal wieder angezogen haben dürfte.

Zur Investmentstory heißt es grundsätzlich, bei Just Eat Just Eat handele es sich um einen führenden Vertreter aus dem Online-Takeaway-Segment mit einem Netzwerk von mehr als 100.000 Restaurants und rund 26 Millionen Kunden in 13 Märkten. Laut Joyce handelt es sichz bei der Branche um ein Segment, in der die größten Unternehmen die Geschäfte unter sich ausmachen und in der Netzwerk-Effekte die Basis für gut laufende Geschäfte bilden.

Die zuletzt von dem Unternehmen getätigten Investitionen seien am Markt negativ aufgenommen worden, doch es handele sich bei diesen Maßnahmen um die richtige Vorgehensweise, um die eigene Marktstellung zu behaupten bzw. auszubauen, so das Urteil. Die derzeitige Bewertung werde der Aufstellung der Gesellschaft nicht gerecht. Jedenfalls seien die Wachstumsaussichten intakt. So rechnet man beim Umsatz von 2018 bis 2022 mit einem Anstieg von im Schnitt 25 Prozent p.a und beim Gewinn je Aktie mit 26 Prozent p.a.

Charttechnik

Mit dem Aktienkurs von Just Eat ging es von Mai 2014 bis Februar 2018 von 1,97 britische Pfund auf 8,90 Pfund nach oben. Die Performance in dieser Zeit war somit sehr ansehnlich. Anschließend konnte der Wert aber nicht mehr nachlegen. Derzeit kostet der Titel nicht mehr als im Mai 2017 und nur etwas mehr als im August 2016. Der derzeit gültige Seitwärtstrend ist relativ breit und hat seine obere und untere Begrenzung beim erwähnten Rekordhoch von 8,90 Pfund sowie beim Zwischentief von 4,96 Pfund vom Februar 2017. Erst ein Ausbruch daraus bringt die Chance mit sich auf eine nachhaltige neue Kursrichtung.



Profil

Just Eat plc. ist einer der weltweit führenden Lieferdienst-Vermittler für Take-away-Restaurants. Das Unternehmen stellt dabei eine Online-Plattform bereit, die es Kunden ermöglicht, unkompliziert und von überall aus Essen zum Abholen oder mit Lieferdienst nach Hause zu bestellen. Dabei wird eine große Auswahl verschiedener Restaurants angeboten, aus deren Speisekarten dann einfach das gewünschte Essen ausgewählt werden kann - dazu kommen weitere Leistungen wie Ratings und andere Beurteilungen.

Bezahlt werden kann sowohl online mit Kreditkarte als auch direkt beim Lieferanten des jeweiligen Restaurants. Das Unternehmen bietet seinen Service unter anderem in Großbritannien, Belgien, Brasilien, Kanada, Frankreich, Dänemark, Indien, Norwegen sowie in der Schweiz und den Niederlanden an. Weltweit sind bei Just Eat mehr als 63.000 Take-away-Restaurants gelistet.


BNP Paribas-Aktie

Ebenfalls in der European Conviction List von Goldman Sachs sind die Aktien der BNP Paribas enthalten. Als Kursziel für das französische Kreditinstitut nennt die US-Investmentbank auf Sicht von zwölf Monaten 68,00 Euro. Damit winkt bei einem aktuellen Kurs von 42,93 Euro im Falle einer Zielerreichung ein Anstieg von 58,4 Prozent.

Für den zuständigen Analysten Jean-Francois Neuez dreht sich die Anlagestory hier vor allem darum, wie glaubwürdig die Dividendenschätzungen sind. Für seinen Prognosehorizont von fünf Jahren verspricht er sich derzeit im Durchschnitt eine attraktive Dividendenrendite von 8,6 Prozent, bei einer Ausschüttungsquote von nur 50 Prozent.

Auf Basis dieser Annahme ergebe sich im Branchenvergleich ein Bewertungsabschlag von rund 20 Prozent. Wobei dies wiederum mit regulatorischen Risiken zu erklären sein dürfte. Neuez geht aber davon aus, dass eine Kombination aus stabilen Ergebnissen, einer künftig erhöhten Regulierungssicherheit und Bemühungen zur Erhöhung des Kapitalpuffers von BNP eine Neubewertung der Aktien bewirken sollten.

Auf der European Financials Conference von Goldman Sachs hätten Verantwortliche von BNP jüngst die Geschäftsziele bestätigt. Diese sehen unter anderem von 2018 bis 2020 einen Anstieg von im Schnitt 25 Prozent p.a. beim Gewinn je Aktie vor. Das geschätzte KGV für den im französischen Leitindex CAC 40 enthaltenen Wert beziffert man für 2019 auf 6,3. Das stelle einen Rabatt von sieben Prozent gegenüber den französische Konkurrenten dar und von 26% verglichen mit dem europäischen Bankensektor insgesamt.

Die französische Großbank BNP Paribas hatte im ersten Quartal von Verkäufen profitiert und ihren Gewinn deutlich nach oben geschraubt. Zudem war das Geschäft mit festverzinslichen Wertpapieren, Rohstoffen und Währungen überraschend stark. Der Nettogewinn kletterte um 22,4 Prozent auf 1,92 Milliarden Euro und wurde unter anderem vom Verkauf von Anteilen an dem indischen Gemeinschaftsunternehmen SBI Life Insurance angetrieben. Dies führte zu einem Kapitalgewinn von mehr als 450 Millionen Euro. Der Aktienkurs konnte davon allerdings letztlich nicht wirklich profitieren.

Charttechnik

Anleger die bei BNP Paribas langfristig investiert sind, sind im Grunde genommen zu bedauern. Notiert der Titel derzeit doch nur auf einem bereits im Jahr 1999 gültigen Niveau, so dass die Investoren nunmehr schon seit 20 Jahren vergeblich auf nachhaltige Kursgewinne warten. Das Chartbild fällt somit langfristig betrachtet wenig erbaulich aus und kurzfristiger gesehen besteht seit Anfang 2018 ein Abwärtstrend, der nach wie vor intakt ist.




Profil

BNP Paribas S.A. ist ein französisches, global tätiges Finanzinstitut, das universelle Leistungen aus dem Privat- und Firmenkundengeschäft weltweit anbietet. Über ein dichtes Netz an Zweigstellen, Telefon- und Online-Banking vermarktet es zahlreiche Produkte aus dem Finanzierungs- und Anlagenbereich. Die vier zentralen Zielmärkte sind Belgien, Frankreich, Italien und Luxemburg.

BNP Paribas verfügt mit mehreren tausend Filialen über eines der größten internationalen Netzwerke mit Aktivitäten in 73 Ländern. In Deutschland ist die BNP Paribas Gruppe seit 1947 aktiv und zählt zu den führenden Auslandsbanken. Sie tritt hier auch mit den Marken Arval, von Essen Bank, Commerz Finanz und über den Online-Broker Cortal Consors auf.


BP-Aktie

Von der Kaufempfehlung für die Aktien von BP ist Goldman Sachs so überzeugt, dass es für den britischen Energiekonzern für eine Mitgliedschaft in der European Conviction List reicht. Das Kursziel ist hier auf 8,10 Pfund festgezurrt. Das heißt, gemessen an der aktuellen Notiz von 5,249 Pfund hat dieser Wert theoretisch 54,3 Prozent Luft nach unten.

Für die zuständige Analystin Michele Della Vigna BP steht an der Schwelle zur Lieferung einer der branchenweit stärksten Pipelines für neue Öl- und Gasprojekte. Hinzu komme ein branchenweit führendes Produktionswachstum, Verbesserungen beim freien Cashflow sowie der Kapitalfreisetzung aus unproduktiven Megaprojekten im Zeitraum von 2018-2022. So gesehen handele es sich bei der Aktie um eine der interessantesten Turnaround-Stories der Branche, so das Urteil.

Seit dem Ölpreisverfall im Jahr 2014 habe sich BP in ein Unternehmen verwandelt mit einem stärker wachsenden und profitableren Geschäft. Das habe sich in einer Verbesserung der Generierung von freiem Cashflow und einer höheren Kapitalrendite für die Aktionäre niedergeschlagen.

Die Ergebnisse im ersten Quartal 2019 spiegelten das anhaltende Engagement für eine widerstandsfähige Generierung von freien Cashflows wider, der im ersten Quartal 3,3 Milliarden Dollar betrug und damit um mehr als das 1,5-fache über dem zehnjährigen historischen Durchschnitt lag.

Auch mit Blick auf IMO 2020 und damit der Einführung einer globalen Limitierung des Schwefelgehaltes auf 0,5 Prozent ab Januar 2020 sei die Gesellschaft gut vorbereitet. Denn der Konzern habe in den vergangenen zehn Jahren erheblich in die Modernisierung des eigenen Raffineriesystems investiert. Da Goldman Sachs erwartet, dass sich die Spreads für Schweröl und Mitteldestillat ausweiten werden, dürften Anbieter wie BP mit hohem Mitteldestillatausstoß (das heißt Diesel, Kerosin, Flugturbinenkraftstoff) und geringer Belastung durch Schweröl (das heißt Heizöl) eindeutig davon profitieren.

Charttechnik

Für die Anteilsscheine von BP gilt charttechnisch gesehen leider ähnliches wie bei BNP. Denn auch dieser Titel tendiert seit 20 Jahren letztlich nur seitwärts. Das heißt, dauerhafte Kursgewinne mussten sich die Anleger abschminken. Im Zuge der relativ häufig wechselnden Auf- und Abwärtsbewegungen ging es von 2016 bis 2018 nach oben mit den Notierungen. Doch zuletzt etwa die da noch gezeigte Dynamik wieder etwas verloren gegangen und aktuell gibt es kaum Signale, die für stark steigende Kurse sprechen.




Profil

Der britische Konzern BP Plc gehört zu den weltweit größten Mineralöl- und Energieunternehmen und ist mit Niederlassungen und Tochtergesellschaften weltweit vertreten. Das Portfolio setzt sich aus der Förderung von Erdöl, Erdgas, alternativer Energie, Treibstoffen, Schmierstoffen, Petrochemikalien und Bitumen zusammen. Das Unternehmen ist in allen Bereichen des Produktionsprozesses aktiv eingebunden, von der Erschließung über die Förderung bis hin zu Raffinerie, Transport und Verkauf. Das Erschließen, der Bau von Infrastrukturen sowie die Produktion von Erdöl und Erdgas verteilen sich auf allen fünf Kontinenten.


Wirecard-Aktie

Aus Deutschland ist in der European Conviction List von Goldman Sachs unter anderem Wirecard enthalten. Der im deutschen Leitindex DAX enthaltene Zahlungsdienstleister zählt dabei zu jenen Favoriten, die mit über die größten Kurschancen verfügen. Denn einem Kursziel von 230,00 Euro steht eine aktuelle Notiz von 152,60 Euro gegenüber. Das heißt, Goldman Sachs verspricht sich hier einen Anstieg von 50,7 Prozent.

Die genannte Vorgabe für den Aktenkurs auf Sicht von zwölf Monaten ergibt sich wie folgt: Die Kernbewertung von 215,00 Euro fließt in die Berechnung mit einem Anteil von 70 Prozent ein und der Wert im Falle einer Übernahme von 265,00 Euro mit 30 Prozent, wobei letzteres auf einem unterstellten Multiplikator von neun beim Unternehmenswert zum Umsatz basiert.

Der zuständige Analyst Mohammed Moawalla entwickelt sich die komplexe Zahlungsverkehrslandschaft im Internet schneller denn je und Wirecard ist aus seiner Sicht als ein Marktführer gut positioniert, um von diesem Branchenwachstum zu profitieren. Wirecard erweitere auch seine geografische Präsenz in den schnell wachsenden asiatischen Märkten und verfüge über zusätzliche Cross-Selling und Up-Selling-Möglichkeiten, da man dabei sei, die jüngsten Akquisitionen in das eigene Geschäft zu integrieren.

Faktoren wie diese stützten seine Prognose, dass das organische Umsatzwachstum von Wirecard von rund 25 Prozent auch mittelfristig nachhaltig ist. Für die Jahre 2018 bis 2022 rechnet er sogar mit einem durchschnittlichen Umsatzwachstum von 28 Prozent p.a. und mit dem Gewinn je Aktie soll es gleichzeitig sogar um 34 Prozent p.a. nach oben gehen.

Allgemein erinnert Moawalla daran, dass nach wie vor nur 15 Prozent bis 20 Prozent der weltweiten Transaktionen elektronisch erfolgen und davon seien wiederum nur etwa acht Prozent bis zehn Prozent vollständig digitalisiert. Er erwartet vor diesem Hintergrund für die nächsten drei Jahre ein Marktwachstum von rund 15 Prozent p.a. Dabei sei Wirecard durch die jüngsten Akquisitionen in schnell wachsenden Märkten wie Asien, Lateinamerika und Afrika gut positioniert. Partnerschaften, zum Beispiel mit AliPay und WeChatPay, gäben Wirecard auch die Möglichkeit, sich an chinesischen Touristenausgaben zu beteiligen und erweitern so die Reichweite weiter.

Die Hauptrisiken für die Aktien von Wirecard sieht Goldman Sachs in einer niedriger als erwarteten Entwicklung bei den Volumen und den Preisen, einer zunehmenden Regulierung, Fehlern bei der Integration von Zukäufen, höhere Investitionen und einer sich verschärfenden Wettbewerbslandschaft.


Charttechnik

Dank eines extrem starken Anstiegs von 0,77 Euro auf 195,75 Euro ist die Wertentwicklung bei den Aktien von Wirecard von Februar 2003 bis September 2018 getrost als erstklassig zu bezeichnen. Anschließend musste der Titel dann aber einen spürbaren Rückschlag hinnehmen. Dieser ist inzwischen teilweise wieder ausgebügelt, restlos behoben wäre der Chartschaden aus unserer Sicht aber erst dann, wenn es gelingt, neue Bestmarken aufzustellen. Und um darauf eine Chance zu haben, ist es eine Vorbedingung, das bisherige Jahreshoch von 160,90 Euro zurückzuerobern.




Profil

Wirecard AG ist einer der führenden internationalen Anbieter elektronischer Zahlungs- und Risikomanagementlösungen. Weltweit unterstützt Wirecard über 20.000 Kunden aus unterschiedlichen Branchen bei der Automatisierung ihrer Zahlungsprozesse und der Minimierung von Forderungsausfällen. Die Wirecard Bank AG bietet Konten- und Kreditkarten-Dienstleistungen sowohl für Geschäfts- als auch Privatkunden und ist Principal Member von VISA, MasterCard und JCB und als Kreditkarten-Acquirer weltweit aktiv.

Der Internetbezahldienst Wirecard ermöglicht Konsumenten sicheres Bezahlen bei Millionen von MasterCard Akzeptanzstellen. Zusätzlich können registrierte Nutzer in Echtzeit untereinander Geld versenden oder empfangen. Darüber hinaus bietet die Wirecard-Gruppe über die eigene Bank Lösungen in den Bereichen Corporate Banking, Prepaid- bzw. Co-branded-Karten- sowie Konten-Produkte; sowohl für Geschäfts- als auch für Privatkunden.


Deutsche Post-Aktie

Ausgesprochen optimistisch ist Goldman Sachs in Sachen Kursaussichten auch bei der Deutschen Post und damit einem weiteren DAX-Vertreter. Das Kursziel auf Sicht von zwölf Monaten für diesen Wert aus der European Conviction List beträgt jedenfalls 45,00 Euro und gemessen am aktuellen Kurs von 30,455 Euro verspricht das ein Aufwärtspotenzial von 47,8 Prozent.

Die genannte Vorgabe basiert auf der errechneten Summe der Teile, was wiederum für 2020 einen Multiplikator von Unternehmenswert zum EBIT von 12 unterstellt. Wertsteigerungspotenzial ergebe sich auch durch den Einsatz von liquiden Mitteln. Bis Ende 2020 rechnet man mit mehr als drei Milliarden Euro an frei verfügbaren Finanzmitteln in der Bilanz, was bei einer Nutzung zu Aktienrückkäufen zum aktuellen Preisen mehr als rund fünf Prozent zum Gewinn je Aktie in 2020 beitragen würde.

Für den zuständigen Analysten Matija Gergolet ist die Deutsche Post DHL weltweit führend in der Expresszustellung, Marktführer bei deutschen Paketen und etablierter deutscher Briefdienstleister. Dank Preiserhöhungen bei Paketen und regulierten Sendungen sowie Maßnahmen zur Kostenkontrolle sieht er das Unternehmen gut positioniert, um in diesem Jahr wieder zur Margenausweitung in Deutschland zurückzukehren.

Zudem wittert er auch Spielraum für eine weitere Margenverbesserung im Bereich Global Forwarding im Rahmen der Vereinfachungsstrategie des neuen Managementteams sowie für ein anhaltendes Wachstum von Global Express. Gergolet ist der Ansicht, dass die Aktie nach der Rückkehr des Unternehmens zu Wachstum im Jahr 2019 neu bewertet werden dürfte.

Zudem setzt er darauf, dass die Gesellschaft im Zeitraum von 2020-2022 beim EBIT eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 8,5 Prozent erreichen kann und beim Gewinn je Aktie von acht Prozent. Zu verdanken dürften eine solche Entwicklung einem voraussichtlich starken organischen Wachstum in der Express Division sowie einer Erholung der Rentabilität von Mail&Parcels und Global Forwarding im Inland. Der Konzern sollte demnächst wieder von den säkularen Trends im Kerngeschäft profitieren, die es beim EBIT von 2010-2018 ermöglichten. Zuwachsraten von im Schnitt sieben Prozent p.a. zu erreichen.

Die Hauptrisiken seien in einem schwächeren Wirtschaftswachstum zu sehen, einem schnelleren Rückgang des Postvolumens, einer Kosteninflation, einer fehlenden Margenausweitung bei Express und einem ausbleibenden Turnaround im Bereich Global Forwarding.


Charttechnik

Die Aktien der Deutschen Post hatten von März 1999 bis Dezember 2017 einen wirklich starken Lauf. Kletterte die Notierung damals doch gleich von 6,65 Euro auf 40,99 Euro. 2018 sah es dann aber mau aus und der Titel musste einen kräftigen Rücksetzer hinnehmen. Das jüngste Zwischentief stammt mit 23,54 Euro vom 03. Januar und davon hat sich der Wert inzwischen aber spürbar abgesetzt. Bei einem Sprung über das bisherige Jahreshoch von 31,15 Euro würde sich die Ausgangslage charttechnisch gesehen sogar wieder recht konstruktiv gestalten.




Profil

Die Deutsche Post AG ist ein weltweit führender Post- und Logistik-Konzern. Das Unternehmen stellt Logistiknetze für die globalen Post- und Warenströme sowie die damit verbundenen Informations- und Finanzaktivitäten bereit. Mit den Konzernmarken Deutsche Post und DHL verfügt die Gesellschaft über ein einzigartiges Leistungsspektrum rund um Logistik und Kommunikation (Paket-, Express-, Briefgeschäft). Zudem enthält das Angebot einfach zu handhabende Standardprodukte wie auch maßgeschneiderte Lösungen, die vom Dialogmarketing bis hin zur industriellen Versorgungskette reichen.

Die Deutsche Post unterstützt ihre Kunden in der Verteilung von Presseerzeugnissen sowie Werbe- und Katalogsendungen und bietet Gesamtlösungen für die Unternehmenskommunikation. Über den reinen Transport hinaus werden auch Zusatzleistungen erbracht und beispielswiese Software zur Adressverwaltung oder zur Verwaltung von Verteilgebieten von Postwurfsendungen bereitgestellt. Ende 2016 übernahm der Konzern den britischen Post- und Logistikdienstleister UK Mail.