Auch wenn die Vorweihnachtszeit in diesem Jahr Corona-bedingt deutlich anders ausfällt als sonst, veranlassen die kurzen Tage viele Menschen, die Gesellschaftsspiele aus dem Schrank zu holen und zu spielen. Nicht virtuell am Computer, sondern real - an einem Tisch und mit lebenden Personen. Das vierte Quartal wird wohl auch 2020 das umsatzstärkste der Spielebranche. Rund 40 Prozent ihres Umsatzes erwirtschaften die Hersteller von Gesellschaftsspielen in dieser Zeit. Hermann Hutter, Vorsitzender des Verbands der Spieleverlage, hält diesmal gar einen noch höheren Wert für möglich.

Besonders bemerkenswert: Immer mehr Spiele erobern den Markt, die sich mit dem Thema Geld befassen. Es gibt viele Neuerscheinungen, bei denen der pure Spaß im Vordergrund steht, aber auch andere, die eher pädagogisch daherkommen. Hier geht es vor allem darum, spielerisch zu lernen, wie man mit seinem Taschengeld zurande kommt oder wie die Finanzmärkte und die Börse funktionieren.

Rechtzeitig vor den Weihnachtseinkäufen haben wir uns am Markt umgesehen und 15 Klassiker und Newcomer unter der Fülle von Spielen für Sie gespielt und bewertet.

Monopoly: Für jeden etwas


Wenn von einem Geldspiel die Rede ist, denken viele sofort an "Monopoly". Der Klassiker, der nur ein Ziel hat: die Mitspieler in die Pleite zu treiben. Doch es gibt viele Abwandlungen des 85 Jahre alten Gesellschaftsspiels.

Monopoly für schlechte Verlierer Hier wird die Idee des Originals auf den Kopf

gestellt. Wer hier Miete zahlen oder ins Gefängnis gehen muss, wird mit sogenannten Loser-Marken belohnt. Hat er vier davon, schnappt er sich die allmächtige Spielfigur "Mister Monopoly" - und hat plötzlich alle Vorteile auf seiner Seite: Statt Miete oder Rechnungen zu zahlen, bekommt er Moneten, darf außer der Reihe Häuser bauen und sogar seine Mitspieler ins Gefängnis schicken.

Positiv Da jeder schnell vom Loser zum Winner werden kann, ist das Spiel ausgesprochen kurzweilig.

Verlag: Hasbro, ab 8 Jahren, 2-6 Spieler

Preis: 24,99 €

Bewertung €€€€€

Monopoly Banking Cash-Back Vereinfachte Version, die auf Kinder und Jugendliche zugeschnitten ist. Es gibt kein Bargeld, sondern Bankkarten, keine Häuser und nur einen Würfel. Ziel ist es, möglichst viele Straßen zu sammeln. Wenn alle vergeben sind, ist das Spiel vorbei. Statt Bahnhöfe gibt es Flughäfen, von denen die Spieler auf ein Feld ihrer Wahl fliegen dürfen, was den Spielverlauf deutlich abkürzt. Rechnen muss niemand mehr - das übernimmt ein elektronisches Lesegerät, der "Banker" (für den man drei AAA-Batterien braucht). Der ermittelt auch automatisch den Gewinner. Junge Spieler finden die Technik "cool", Erwachsene sind von den Geräuschen des elektronischen Buchhalters eher genervt.

Positiv Schnelle Variante, die nicht endlos dauert, sondern auch mal zwischendurch gespielt werden kann.

Negativ Reine Glückssache.

Verlag: Hasbro, ab 8 Jahren, 2-4 Spieler

Preis: 34,99 €

Bewertung €€€

Monopoly Banking Ultra Als besonderer Effekt werden hier steigende Mieten

angepriesen. Die werden automatisch

jedes Mal nach oben angepasst, wenn

die Straße besucht wird. Damit bleibt "Banking Ultra" ein reines Glücksspiel, das im Übrigen der "Banking Cash-Back"-Version gleicht. Einziger Unterschied: Es gibt zwei Würfel, und das Spiel endet, wenn einer pleite ist.

Negativ Das laute Lesegerät.

Verlag: Hasbro, ab 8 Jahren, 2-4 Spieler

Preis: ca. 40 €

Bewertung €€

Monopoly Junior Ähnlicher Aufbau wie beim Erwachsenenspiel, nur viel einfacher. Der Nachwuchs kauft keine Straßen, sondern Läden oder Freizeiteinrichtungen, deren Besuch ihm auch im wahren Leben gefallen würde. Häuser und Hotels gibt es nicht.

Positiv Lustige Spielfiguren. Aufgrund des einfachen Prinzips und hohen Spaßfaktors gut für Vorschüler geeignet, die sich im Test köstlich amüsierten.

Negativ Ereigniskarten müssen vorgelesen werden. Hier mehr mit Symbolen zu arbeiten wäre sicher hilfreich.

Verlag: Hasbro, ab 8 Jahren, 2-6 Spieler

Preis: ca. 30 €

Bewertung €€€€€

Anti-Monopoly Bei dieser Version werden die Prinzipien des Kapitalismus auf die Spitze getrieben. Glück dominiert hier nur am Anfang bei der Verteilung der Straßen. Danach geht es um Taktik. Denn es gelten nicht für alle Spieler dieselben Regeln: Einzelunternehmer ("Wettbewerber") treten gegen Monopolisten an. Und je nachdem, wie viele Mitspieler es gibt und welche Rolle man einnimmt, gilt es, die Spielweise zu variieren.

Positiv In der Anleitung heißt es: Spielen Sie dieses Spiel nicht wie "Monopoly" - wem das gelingt, der hat viel Spaß.

Negativ Die Spieldauer ist eher noch länger als beim Klassiker. Tendenziell scheinen Monopolisten leichter siegen zu können, was vor allem bei nur wenigen Spielern den Spaß verdirbt.

Verlag: Piatnik, ab 8 (besser ab 10),

2-6 Spieler; Preis: ca. 20 €

Bewertung €€€€

Taschengeldspiele: Spielend lernen


Mein Taschengeld Würfelspiel, bei dem jeder Spieler eine Wunschliste bekommt, die er finanzieren muss. Jeder Spieler hat andere Aufgaben; gewonnen hat der, dessen Wünsche zuerst erfüllt sind. Das Geld kann - gesteuert durch Ereignisfelder - verdient werden, man kann es geschenkt bekommen oder sparen.

Positiv Das Spiel fördert Rechnen und das Verständnis für die Stückelung des Geldes. Die Scheine sind den realen Banknoten nachempfunden.

Negativ Sehr umfassende und komplizierte Anleitung. Beim Abarbeiten der Aufgabenliste wird man bisweilen zum Kauf von etwas gezwungen, was nicht zielführend ist. Plastikmünzen, die mit den realen Münzen nichts zu tun haben.

Verlag: Noris, ab 7 Jahren, 2-6 Spieler

Preis: 16,99 €

Bewertung €€€

Rechenspaß mit Taschengeld Auch hier müssen Aufgaben abgearbeitet werden. Damit das gelingt und die zehn Euro Startkapital reichen, kann die Barschaft vermehrt werden. Dies geschieht, indem Aufgaben rund um das Thema Geld gelöst werden, aber auch durch zufällige Ereignisse. Die Spieler werden nicht durch Würfel, sondern den vom selben Verlag angebotenen elektronischen "tiptoi"-Stift geleitet. Geldrahmen: zehn Cent bis zehn Euro.

Positiv Ansprechende Ausstattung.

Die Waren haben annähernd nachvollziehbare Preise. Der Umgang mit Geld lässt sich gut üben, und den Kindern macht die Kombination aus Elektronik und Brettspiel Spaß.

Negativ Der "tiptoi"-Stift muss extra gekauft werden. Schätzaufgaben stellen die Jüngeren vor große Probleme.

Verlag: Ravensburger, ab 6, 1-4 Spieler

Preis: 24,99 €

Bewertung €€€€

Rund ums Taschengeld Ziel dieses farbenfrohen Würfelspiels ist es, das gerade erhaltene Taschengeld geschickt einzuteilen und insgesamt sieben Aktionen auszuführen. Dazu gehört, sich einen Herzenswunsch zu erfüllen, Geld zu verdienen und zu sparen.

Positiv Insgesamt ein gelungenes Lernspiel, das dem Alter angepasst werden kann. Wer bereits bis 100 rechnen kann, spielt die Profivariante und lernt, mit Kommabeträgen umzugehen.

Negativ Acht Seiten Anleitung.

Geldmünzen schlampig bedruckt.

Verlag: Ravensburger, ab 6, 2-4 Spieler

Preis: 13,99 €

Bewertung €€€€

Das Taschengeldspiel Die Spielfiguren laufen auf einem Brett, das "Monopoly" nachempfunden ist. Auch das Spielziel ähnelt dem Vorbild: Aufgaben werden nicht gestellt, stattdessen muss jeder Spieler möglichst viel erwirtschaften. Je nachdem, auf welchem Feld man landet, erhält oder verliert man Geld. Aktionsfelder, bei denen eine Karte gezogen wird, sorgen für Abwechslung. Alle Einnahmemöglichkeiten sind nah an der Realität - in der Anleitung wird empfohlen, sie auch im echten Leben auszuprobieren.

Positiv Geld stabil und sehr realitätsnah, Spielsteine aus Holz. Aufgaben gut bebildert, daher schnell zu erfassen. Im Test machte dieses Spiel vor allem den jüngeren Kindern am meisten Spaß.

Verlag: Schmidt, ab 6, 2-6 Spieler

Preis: 22,99 €

Bewertung €€€€€

Big Money: Wie im richtigen Leben


Ziel ist es auch hier, gewinnbringende Investments zu tätigen und damit ein Finanzimperium aufzubauen. Dabei geht es nicht um Millionen, sondern um Zillionen, unvorstellbare Summen also. Ein großes Spielfeld wird nicht benötigt, stattdessen heißt es: würfeln. Einmal mit dem sogenannten Branchenwürfel, der bestimmt, welche Branche Geld ausschüttet, und dann mit einem Kniffel-Würfelset. Je lukrativer das Ergebnis, desto mehr Money gibt es - pro Spielzug bis zu 30 Zillionen bei einem "Grande" (fünf gleiche Zahlen).

Dann muss nur noch entschieden werden, wie und wo man investiert. Beendet ist das Spiel, wenn alles Geld verteilt und die Bank pleite ist. Dann wird abgerechnet.

Positiv Das Spiel ist kurzweilig und abwechslungsreich - eine echte Alternative für alle zu Monopoly.

Negativ Im Wesentlichen entscheidet das Glück; sehr dünne und unhandliche Geldscheine.

Verlag: Ravensburger, ab 8 Jahren,

2-5 Spieler; Preis: 26,99 €

Bewertung €€€€

Spiel des Lebens: Von der Schule bis zur Rente


Das 1960 in den USA entworfene und seit 1980 auf dem deutschen Markt erhältliche Brettspiel "Spiel des Lebens" zählt wohl ebenso wie "Monopoly" zu den Klassikern. Grundidee war, einen Lebenslauf nachzubilden, in dem verschiedene Lebensentscheidungen Auswirkungen auf den Wohlstand der Spieler haben. Wer am Ende das größte Vermögen angehäuft hat, gewinnt. Wir haben zwei Varianten getestet, beide von Hasbro und für zwei bis vier Spieler.

Junior Vereinfachte Version: Es geht nicht um das Leben an sich, sondern um den Familienurlaub, bei dem verschiedene Abenteuer zu bestehen sind. Die Spielfiguren (Flugzeug, Schiff, Bus und Auto) sind ansprechender. Das Spielgeld besteht aus Ein-Euro-Scheinen, womit selbst Fünfjährige umgehen können.

Positiv Einfaches Spielprinzip. Anweisungen, sich wie ein Affe zu verhalten oder wie eine Eule zu rufen, machen der Altersgruppe viel Spaß.

Negativ Ist zwar vom Anspruch her für Fünfjährige geeignet, die Aktionskarten müssen aber vorgelesen werden.

Preis: 23,99 €

Bewertung €€€€

Mit Haustieren Das Spiel soll Kinder ab etwa acht Jahren ansprechen. Höchster Wert ist ein 500 000-Geldschein, gezählt wird das Vermögen aber nur am Ende.

Positiv Aktionskarten à la "Spiele ein Trommelsolo auf dem Tisch" sorgen auch hier für Amüsement.

Negativ Die billigen, schwer zu handhabenden Spielfiguren sind nichts für Grobmotoriker. Die Haustiere haben keinerlei Einfluss auf den Spielablauf und sind überflüssiges Tamtam.

Preis: 30,99 €

Bewertung €€


Kompass: Wie der Markt funktioniert


Ein Brettspiel, das Laien die Grundzüge des Investierens näherbringen will. Jeder Mitspieler zieht anfangs eine Zielkarte wie etwa "Kaufen Sie 2000 Anteile Öl" und muss durch Kauf, Verkauf und Handel von Immobilien, Rohstoffen oder Wertpapieren das nötige Kapital erwirtschaften.

Es wird mit nur einer Figur ("Der Markt") gespielt. Glücksfaktor: Mit einer Kompassnadel wird ermittelt, wie weit die Figur auf dem Weg durch die verschiedenen Marktphasen Boom, Rezession, Depression und Expansion vorrücken darf.

Positiv Neulinge bekommen tatsächlich eine Vorstellung davon, wie der Markt funktioniert.

Negativ "Kompass" kann anfangs einigen Leerlauf mit sich bringen:

Wer mehrfach hintereinander auf einem Verkaufsfeld landet, bevor er überhaupt etwas kaufen konnte, runzelt die Stirn.

Verlag: Kompass Spiel, ab 12,

2-4 Spieler;

Preis: 50 €

Bewertung €€€


Bank Alarm: Gemeinsam gegen die Bank


Gespielt wird hier nicht gegeneinander, sondern miteinander gegen einen Tresor, der in der Mitte des Tischs steht. Die Spieler sind "Hacker", "Späher", "Sprengstoffexperte" und "Money Man". Sie bekommen Werkzeuge - und werden von ihrem nur als Stimme wahrnehmbaren "Boss" zu verschiedenen Handlungen aufgefordert. Ziel ist es, innerhalb einer bestimmten Frist den Safe zu knacken. Macht das Team alles richtig, öffnet er sich und gibt Goldbarren frei. "Bank Alarm" kann in fünf Schwierigkeitsgraden gespielt werden. Wichtig: Um den Safe zu aktivieren, werden drei AA-Batterien benötigt.

Positiv Ein lustiges Appetithäppchen für zwischendurch, das mehrere Generationen an einen Tisch bringt.

Kurze Spieldauer.

Negativ Dass die Batterien nicht

mitgeliefert werden, ist ein kleines Manko.

Verlag: Megableu/Hutter, ab 7,

2-4 Spieler; Preis: 22,41 €

Bewertung €€€€


Das kriminelle Talent: Unterwelt-Wirtschaft


Was dem Deutschen sein "Monopoly", ist dem Österreicher "Das kaufmännische Talent". Wie das ein Jahr ältere "Monopoly" basiert es auf dem US-amerikanischen Brettspiel "The Landlord’s Game", das erstmals im Jahr 1904 gespielt wurde.

Die Variante "Das kriminelle Talent" verlegt das Geschehen in die Unterwelt. Hier wird nicht in Straßen und Hotels investiert, sondern in illegale Machenschaften und Security. Zudem bewegt jeder Spieler in einem Zug nicht nur seine eigene, sondern zusätzlich eine Erpresserfigur, die auch gegen den Uhrzeigersinn laufen und deshalb strategisch eingesetzt werden kann.

Positiv Comic-haftes Spielfeld,

witzige Sonderfelder. Da die Regeln angepasst wurden, ist der Spielverlauf schneller.

Negativ Die Geldscheine sind zu klein, das Bankfach ist ziemlich schlecht konstruiert.

Verlag: Piatnik, ab 12, 3-6 Spieler

Preis: ca. 30 €

Bewertung €€€€€