Woche für Woche verfolgen die Akteure an den Goldmärkten mit großem Interesse den sogenannten Commitments of Traders-Report der US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission. Dieser zeigt nämlich die aktuellen Trends und Stimmungen bei Gold-Futures auf.
In dem Update wird beispielsweise aufgezeigt, wie sich das allgemeine Interesse an Gold-Futures gegenüber der Vorwoche entwickelt hat. Ablesbar wird dies durch die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest), wobei ein Gold-Future papiermäßig den Gegenwert von 100 Feinunzen Gold repräsentiert.
Besonders interessant wird der Stimmungsbericht aber vor allem durch die registrierten Transaktionen diverser Gruppen von Marktakteuren. Dadurch erfahren nämlich die Anleger, wie sich die Stimmungen unter kommerziellen Branchenangehörigen (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) auf Wochensicht verändert haben und wer optimistischer, wer skeptischer und wer pessimistischer geworden ist.
Weniger Interesse an Gold-Futures
Innerhalb von drei Wochen war trotz labiler Aktienmärkte und einer deutlich gestiegenen Unsicherheit beim allgemeinen Interesse an Gold-Futures ein markantes Minus zu beobachten. Während dieses Zeitraums hat sich die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) von 582.400 auf 511.700 Kontrakte (-12,1 Prozent) kräftig reduziert.
Noch deutlicher ging es mit der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten bergab, die sich im selben Zeitraum von 234.600 auf 194.500 Futures (-17,1 Prozent) reduziert hat. Zurückzuführen war dies in erster Linie auf den von Großspekulanten ausgelösten Verkaufsdruck. Diese haben nämlich innerhalb von drei Wochen ihre Long-Seite um fast 54.000 Kontrakte reduziert, was deren Netto-Long-Position von 214.700 auf 175.600 Kontrakte (-18,2 Prozent) einbrechen ließ.
Bei kleinen Terminspekulanten war im selben Zeitraum bei der Netto-Long-Position lediglich ein Rückgang von 19.900 auf 18.900 Futures (-5,0 Prozent) registriert worden. Fazit: Das Interesse am Krisen-, Vermögens- bzw. Inflationsschutz ist trotz enormer geopolitischer Gefahren, trotz diverser Anlageklassen mit Blasencharakter und trotz einer weltweit anziehenden Teuerung offensichtlich geringer geworden - warum auch immer.
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Institutionelle verkaufen weltgrößten Gold-ETF
Laut aktuellem Update der US-Wertpapieraufsicht SEC haben beim weltgrößten Gold-ETF SPDR Gold Shares die drei größten Einzelinvestoren ihre Bestände im vierten Quartal deutlich zurückgefahren. So war zum Beispiel bei Blackrock ein "Schwund" in Höhe von 1,18 Millionen auf 17,93 Millionen Anteile (-6,2 Prozent) registriert worden, während die Bank of America ihre Position sogar um 2,13 Millionen auf 7,28 Millionen ETFs (-22,6 Prozent) zurückgefahren hat.
Am stärksten hat allerdings die US-Investmentbank Morgan Stanley auf den "Verkaufsknopf gedrückt". Sie trennte sich nämlich von 3,39 Millionen Anteile und hielt damit Ende Dezember "lediglich" 4,59 Millionen Anteile (-42,5 Prozent). In der Rangliste der größten Einzelinvestoren rutschte sie dadurch von Rang 3 auf Rang 5 ab.
Leider kann man aus dem SEC-Update nicht ersehen, ob die frei gewordenen Mittel in den US-Aktienmarkt investiert wurden. Eines ist aber offensichtlich: Hinsichtlich diverser Volatilitätsindizes mit Bezug zum Aktienmarkt sind diversifizierte Aktieninvestments riskanter als ein Investment in Gold.
Charttechnik Goldpreis
Aus charttechnischer Sicht stehen beim Goldpreis die Ampeln unter Timingaspekten derzeit eher auf "Rot". Zum dritten Mal innerhalb von sechs Monaten scheiterte das gelbe Edelmetall nämlich an der im Bereich von 1.360 Dollar verlaufenden Widerstandszone. Nun eröffnet sich Rückschlagpotenzial bis in den Bereich von 1.310 Dollar, wo eine signifikante Unterstützungszone verläuft. Hier drehte der Goldpreis in der jüngeren Geschichte in der ersten Januarhälfte und Anfang Februar wieder nach oben. Positiv anzumerken ist beim Gold-Chart, dass sowohl die mittelfristige 100-Tage-Linie als auch die langfristige 200-Tage-Linie eine steigende Tendenz aufweist. Ein Verletzen dieser aktuell bei 1.296 bzw. 1.284 Dollar verlaufenden Durchschnittslinien würden Chartisten als Ausstiegssignal betrachten. Derzeit ist der Goldpreis davon aber ein gutes Stück entfernt.
Zum Commitments of Traders-Report:
Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.
Zum Autor:
Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.