Leicht nachgelassen hat in der Woche zum 27. Oktober das allgemeine Interesse an Gold-Futures. So hat sich zum Beispiel die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) von 563.000 auf 560.900 Futures (-0,4 Prozent) reduziert. Während unter den Großspekulanten (Non-Commercials) die Skepsis wuchs, nahm unter den Kleinspekulanten (Non-Reportables) der Optimismus deutlich zu. Dies führte bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten per Saldo zu einem Plus von 294.100 auf 296.500 Kontrakte (+0,8 Prozent). Noch ausgeprägter war der Optimismus letztmals am 21. Juli.
Kleine Terminspekulanten waren diesmal die treibenden Kräfte. Weil sie ihre Long-Seite (plus 4.800 Kontrakte) stärker ausgebaut haben als ihr Short-Exposure (plus 1.500 Futures), erhöhte sich deren Netto-Long-Position von 44.500 auf 47.800 Futures (+7,4 Prozent) recht deutlich. Großspekulanten fielen hingegen dadurch auf, dass sie sowohl ihr Long-Engagement (minus 14.100 Futures) als auch ihre Short-Seite (minus 13.200 Kontrakte) massiv zurückgefahren haben, was zu einem Rückgang ihrer Netto-Long-Position von 249.600 auf 248.600 Futures (-0,4 Prozent) geführt hat. Offensichtlich will diese Gruppe von Marktakteuren vor der morgigen Wahl vor allem eines - Risiko reduzieren.
Fast 24 Prozent Plus nach zehn Monaten
Der Krisenschutz Gold befindet sich auf gutem Weg, die im Vorjahr auf Dollarbasis erzielte Performance von fast 19 Prozent deutlich zu übertreffen. In den ersten zehn Monaten hat sich nämlich das gelbe Edelmetall bereits um 23,8 Prozent verteuert. Aktienindizes wie DAX (-12,8 Prozent) oder Dow (-7,1 Prozent) gerieten dabei eindeutig ins Hintertreffen. Angesichts der Tatsache, dass der IWF für dieses Jahr mit dem stärksten Einbruch der Weltwirtschaft seit fast 100 Jahren rechnet, hätte man sich über eine noch heftigere Kapitalflucht nicht beklagen dürfen. Ein Nachfrageboom kann man vor allem bei Investoren ausmachen, die sich bei physisch besicherten Gold-ETFs erfahrungsgemäß besonders stark engagieren. Laut World Gold Council beliefen sich die weltweiten Nettozuflüsse bei Gold-ETFs auf immerhin 1.027,1 Tonnen (Stand: 23. Oktober).
Die Wahrscheinlichkeit, dass deren Goldhunger höchstwahrscheinlich eher zu- als abnehmen dürfte, legt folgender Sachverhalt nahe. Mit einem Marktwert von fast 1,9 Billionen Dollar gilt in den USA das Technologieunternehmen Apple derzeit als klare Nummer Eins. Umgerechnet in Gold entspräche dies einem Gewicht von mehr als 31.000 Tonnen. Man muss kein Prophet sein, um massive Versorgungsengpässe zu prognostizieren, falls eine massive Flucht aus Aktien, Anleihen oder Immobilien in den sicheren Hafen Gold einsetzen sollte. Aus diesem Grund bietet sich an, regelmäßig in Gold zu investieren. Hierfür spricht vor allem der Cost-Average-Effekt, der auch bei Fondsparplänen in den vergangenen Jahrzehnten wertvolle Dienste geleistet hat.
Der Goldpreis hat in der vergangenen Woche in erster Linie unter dem starken Dollar gelitten und rutschte deshalb unter die Marke von 1.900 Dollar. Unter charttechnischen Aspekten hat sich im Bereich von 1.860 Dollar eine Unterstützungszone gebildet, die es nun zu verteidigen gilt. Nach dem Rekordhoch Anfang August befindet sich das gelbe Edelmetall nach wie vor in einer Phase der Konsolidierung. Der kurzfristige Aufwärtstrend wurde mittlerweile zwar gebrochen, auf lange Sicht stehen die charttechnischen Ampeln aber weiterhin auf "Grün". Dank der steilen Aufwärtsbewegung der vergangenen zwölf Monate, bliebe selbst bei einem Verletzen der bei 1.770 Dollar verlaufenden 200-Tage-Linie der langfristige Aufwärtstrend weiterhin intakt. Das Schutzbedürfnis der Anleger dürfte uns noch viele Jahre erhalten bleiben. Alternative Währungen wie Edelmetalle oder Kryptowährungen haben daher auf jeden Fall ihre Daseinsberechtigung und dürften mittel- bis langfristig stark gefragt bleiben.