Es ist angerichtet. Die jüngsten Fortschritte bei der Entwicklung eines Coronavirus- Impfstoffs haben für Auftrieb an den Finanzmärkten gesorgt. Neben dem deutschen Unternehmen Biontech präsentierte Anfang der Woche auch der US-Pharmakonzern Moderna vielversprechende Studienergebnisse. Die Wall-Street-Investoren gerieten in Kauflaune und sorgten für neue Höchststände bei den Aktienindizes Dow Jones Industrial und S & P 500.

Von ungebrochenem Optimismus der Anleger berichtet auch die Bank of America in ihrer monatlichen Investorenumfrage. 91 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass die Wirtschaft in den kommenden zwölf Monaten wieder an Stärke gewinnt. Die Wachstums- und Gewinnerwartungen seien auf dem höchsten Stand seit 20 Jahren.

Alle Zutaten für künftige Gewinne auch in den Anlegerdepots sind offenbar vorhanden. Das passende Rezept bieten börsengehandelte Indexfonds, kurz ETFs. Die Anlagevehikel kommen mit günstigen Kosten daher, sind transparent und flexibel einsetzbar. Im Gegensatz zu aktiv verwalteten Fonds bilden sie schlicht einen Wertpapierindex ab. Da die Bestandteile solcher Indizes öffentlich bekannt sind, weiß jeder, in was er investiert.

Da ETFs wie eine Aktie über die Börse gehandelt werden, können sie Anleger schnell und unkompliziert kaufen und verkaufen. Und schließlich bieten diese Produkte eine enorme Anlagevielfalt, denn sie decken von wichtigen Standardindizes bis hin zu einzelnen Sektoren, Ländern oder speziellen Themen eine große Bandbreite ab.

Exchange Traded Funds, wie der ausgeschriebene Begriff für ETFs lautet, befinden sich schon lange im Werkzeugkasten institutioneller Investoren. Aber auch bei Privatanlegern werden sie Jahr für Jahr beliebter. Auf den folgenden Seiten versammelt die Redaktion von €uro am Sonntag die Filetstückchen aus drei Rubriken. Zunächst die ETFs auf Standardindizes der großen Märkte. Dann als peppige Ergänzung einige Spezialitäten. Und schließlich stellen wir noch Indexfonds vor, die einen vermögensverwaltenden Ansatz in einem Produkt offerieren.

Am Beginn unserer Menüfolge stehen Produkte, mit denen Anleger die Wertentwicklung von großen und bekannten Börsenindizes vereinnahmen können. ETFs vollziehen die Veränderung von DAX, S & P 500 und Co im Verhältnis eins zu eins nach und kommen ohne aktives Management aus. Deshalb sind sie deutlich günstiger als aktiv gemanagte Fonds. ETFs auf gängige Kursbarometer kosten jährlich meist weniger als 0,3 Prozent, während aktiv verwaltete Aktienportfolios oft nicht unter 1,5 Prozent Gebühr pro Jahr zu haben sind.

Da ETFs passiv einem Index folgen und diesen nicht schlagen wollen, ist es letztlich dann nicht gleich, welches Produkt man kauft? Sollte man schlicht den günstigsten ETF wählen? "Nein", sagt Kai Hattwich, ETF-Experte der Quirin Privatbank, "es sollte nicht ausschließlich um den Preis gehen, sondern immer um Preis und Leistung." Zur Leistung zählt hauptsächlich, wie gut ein ETF seinen entsprechenden Index abbildet beziehungsweise wie groß seine Abweichung von diesem ist.

Ausgedrückt wird das durch die Tracking Difference. Die Kennzahl gibt Aufschluss über die tatsächlichen Kosten eines Indexfonds. Nehmen wir an, ein ETF verlangt 0,25 Prozent Gebühren pro Jahr und weicht auf Zwölfmonatssicht 0,10 Prozent vom Index ab. Dann belaufen sich die tatsächlichen Kosten für den Anleger auch nur auf 0,10 Prozent. 0,15 Prozentpunkte hat die ETF- Gesellschaft durch verschiedene Optimierungsverfahren erwirtschaftet und dem Fondsvermögen zufließen lassen.

Eine der bekanntesten Optimierungen ist die Wertpapierleihe. Dabei werden etwa Aktien aus dem ETF-Bestand gegen Gebühr (und meist auch Sicherheiten) an einen Dritten verliehen. Solche zusätzlichen Einnahmen helfen, die Verwaltungskosten zu schmälern. "Allerdings sind Erträge durch die Wertpapierleihe häufig stark begrenzt", weiß ETF-Experte Hattwich. "Liquide US-Aktien können Sie sich fast überall günstig leihen." Nur wo das Angebot begrenzt sei, gäbe es auch höhere Leihgebühren.

Gar nicht so selten kommt es vor, dass ETFs sogar eine bessere Wertentwicklung liefern als ihr entsprechender Index. "Das liegt vor allem am Thema Steuern", erklärt Hattwich, "und konkret daran, dass manche ETFs keine so hohe Steuerlast auf Dividenden tragen, wie der Index unterstellt." Prominentestes Beispiel sind in Irland aufgelegte Indexfonds auf US-Aktienbarometer. Am amerikanischen Aktienmarkt gilt eine hohe Quellensteuer von 30 Prozent auf Dividenden. Diese maximale Steuerlast wird bei der Berechnung des sogenannten Net-Total-Return-Index des beliebten S & P 500 zugrunde gelegt.

Das heißt, dass nur 70 Prozent der ausgeschütteten Dividenden in die Indexmitglieder reinvestiert werden. In Irland aufgelegte ETFs auf diesen Index profitieren jedoch von einem günstigen Doppelbesteuerungsabkommen und einer auf 15 Prozent reduzierten Steuerlast. "Das gibt diesen Produkten einen strukturellen Vorteil", sagt Hattwich.

Ein noch größerer Vorsprung lässt sich mit synthetisch replizierenden ETFs erzielen - egal, wo sie aufgelegt wurden. Diese bilden die Wertentwicklung eines Index mithilfe sogenannter Swap-Geschäfte ab, statt die Wertpapiere tatsächlich im Portfolio zu halten. Bei diesen Produkten entfällt die Quellensteuer komplett, wenn sie Indizes abbilden, die bestimmte Eigenschaften wie einen liquiden Futures-Markt aufweisen. Beim S & P 500 ist das der Fall.

Swap-ETFs haben allerdings in den vergangenen Jahren deutlich an Beliebtheit eingebüßt, da viele Investoren ETFs bevorzugen, die die Wertpapiere physisch besitzen. Denn bei synthetisch replizierenden Indexfonds besteht das Risiko, dass die Gegenpartei für das Swap-Geschäft ausfällt. Dieses Risiko versuchen die Anbieter aber durch Hinterlegung von Sicherheiten weitestgehend auszuschalten. Aufgrund des Renditevorteils, der sich über die Jahre auf einige Prozentpunkte aufsummieren kann, hat sich die Redaktion entschieden, in ihre Auswahl der besten Standard-ETFs auch Swap-Vehikel einzubeziehen. Das ist der Fall bei den Produkten von BNP Paribas, UBS und dem weltweiten Anleihe-ETF von Xtrackers.

Bei der Auswahl der ETFs hat die Redaktion auf Daten der Plattform Track-Insight zurückgegriffen. Diese bewertet die Qualität eines ETFs nach verschiedenen Kriterien, unter anderem der Tracking-Differenz, und vergibt entsprechende Ratings. Für unsere Auswahl zählte eine Kombination aus bestem Rating, geringer beziehungsweise positiver Tracking-Differenz über drei Jahre und nicht zu kleinem Volumen.

Eine solide Grundlage ist wichtig - das gilt fürs Essen genauso wie für die Geldanlage. Standard-ETFs liefern diese Basis für den Vermögensaufbau. Doch gegen etwas Würze hat wohl niemand etwas einzuwenden: Mit Spezial-ETFs kommt Pepp ins Depot.

Im Folgenden stellt die Redaktion Indexfonds vor, die heißen Trends folgen. Sie haben das Potenzial, zu besonders kräftigen Renditetreibern im Depot zu werden. Anleger müssen sich aber auch bewusst sein, dass der enge Fokus Risiken birgt und die Stimmung der Börsen gegenüber dem angesagten Thema kippen kann. Deshalb sollten Spezial-ETFs nur beigemischt werden.

Ein zurzeit sehr bedeutendes Thema sind erneuerbare Energien. Zahlreiche Regierungen haben den Kampf gegen den Klimawandel auf ihre Agenda gesetzt. Das erfordert eine rasche Abkehr von fossilen Brennstoffen wie Kohle und Öl und forciert damit den Ausbau von Wind-, Wasser- und Solarkraft. In den USA ist die Bekämpfung des Klimawandels eines der wichtigsten Projekte des künftigen Präsidenten. Zwei Billionen Dollar will Joe Biden in die Hand nehmen, um die USA in eine kohlenstoffdioxidärmere Zukunft zu führen.

Die Aussichten für Unternehmen, die in diesem Segment ihr Geld verdienen, sind sehr gut. Das zunehmende Interesse der Investoren hat dem S & P Global Clean Energy Index zu einem Höhenflug verholfen. In den vergangenen zwölf Monaten hat sich das Kursbarometer beinahe verdoppelt. Der iShares Global Clean Energy bildet diesen Index ab und ist renditestärkster ETF auf Jahressicht. Er enthält die 30 größten Erneuerbare-Energie-Unternehmen weltweit. Sowohl Produzenten sauberer Energie als auch Hersteller von Ausrüstung und Technik sind vertreten.

Ein schon länger bestehender Trend, der durch die Corona-Pandemie noch einmal deutlich an Fahrt aufgenommen hat, ist der Onlinehandel. Vor drei Jahren lagen die weltweiten Umsätze noch bei 2,4 Billionen Dollar, für 2020 rechnet das Marktforschungsunternehmen eMarketer mit 4,2 Billionen. In drei Jahren könnte das Volumen den Schätzungen zufolge bei 6,5 Billionen Dollar liegen. Prominentestes Beispiel für den Erfolg ist der US-Riese Amazon, dessen Kurs allein im laufenden Jahr um rund 60 Prozent gestiegen ist.

Voraussetzung für einen reibungslosen Onlinehandel ist eine funktionierende Logistik. Auf dieses Geschäftsfeld setzen Anleger mit dem L & G Ecommerce Logistics ETF. Er folgt der Kurs-entwicklung von Unternehmen, die entweder mit der Lagerung oder Auslieferung von Waren befasst sind oder die Softwarelösungen für den Internethandel anbieten. Zalando und Fedex gehören aktuell zu den größten Positionen des 36 Titel umfassenden Index.

Ein weiterer Megatrend ist die fortschreitende Digitalisierung. IT-Konzerne zählten in den vergangenen Jahren zu den entscheidenden Treibern der Hausse. Weil die großen Techwerte aber mittlerweile ziemlich teuer sind, richtet €uro am Sonntag in diesem Bereich den Blick auf eine Nische: die Blockchain-Technologie.

In einer Blockchain werden Datensätze (Blöcke genannt) in beliebigem Umfang miteinander verknüpft. Jeder Block enthält Daten des vorhergehenden Blocks, welche die Echtheit des Inhalts bestätigen. Damit bietet die Technologie eine Möglichkeit, etwa Wertpapiere oder Warenlieferketten digital und fälschungssicher darzustellen. Vor allem in der Finanzindustrie wird intensiv an Blockchain-Anwendungen geforscht. In dieses Feld investiert der Invesco Elwood Global Blockchain Equity ETF. Er bietet Zugang zu 55 Unternehmen aus Industrie- und Schwellenländern, die diese Technologie entwickeln.

Wem das zu speziell ist, der kann sich einem anderen Thema widmen, dessen Bedeutung greifbarer ist: dem Aufschwung Chinas. Das Land hat fast keine Corona-Neuinfektionen mehr, eine zweite Krankheitswelle ist ausge- blieben. Nicht zuletzt deshalb wird China voraussichtlich die einzige große Volkswirtschaft sein, die 2020 Wachstum verzeichnet. Auch in diesen Tagen kamen aus dem Reich der Mitte vielversprechende Wirtschaftsdaten. So legte im Oktober die Produktion in der Industrie um 6,9 Prozent zum Vorjahr zu - mehr als erwartet. Ebenso wuchs der Einzelhandelsumsatz und lag 4,3 Prozent höher als vor zwölf Monaten.

Die guten Aussichten treiben insbesondere die Kurse der Unternehmen, die an den chinesischen Inlandsbörsen in Shanghai und Shenzhen gelistet sind. Mit dem Xtrackers CSI 300 ETF investieren Anleger in die 300 größten dort gehandelten Aktien.

Sonderbare Gewürze, exotische Zutaten - so mancher kann damit rein gar nichts anfangen. Entscheidend ist, dass die Komposition stimmt und das Mahl eine runde Sache mit fein aufeinander abgestimmten Bestandteilen ist.

Wer so nicht nur beim Essen, sondern auch bei der Geldanlage denkt, kann sich vermögensverwaltende ETFs ins Depot holen. Diese legen ihr Geld in mehreren Indexfonds an und kombinieren verschiedene Anlageklassen. Sie eignen sich für Sparer, die eine Komplettlösung bevorzugen. Bereits zwölf Jahre auf dem Markt ist der Xtrackers Portfolio ETF. Er investiert sowohl in Aktien- als auch in Renten-ETFs. Beide Anlageklassen dürfen sich in einer Bandbreite von 30 bis 70 Prozent bewegen. Zurzeit ist die Aktienquote vergleichsweise hoch und liegt mit 65 Prozent am oberen Ende der zulässigen Spanne.

Wie hoch die einzelnen Anlagesegmente gewichtet werden, entscheidet sich anhand mehrerer Kenngrößen. Dazu zählen etwa das Kurs-Gewinn-Verhältnis und die Dividendenrendite auf der Aktien- sowie Bonitäten auf der Rentenseite. Anhand der Kennzahlen wird analysiert, wie hoch Investoren für das eingegangene Risiko entlohnt werden. Werden hohe Risikoprämien entdeckt, gelangt das entsprechende Segment via ETF in den Xtrackers Portfolio ETF.

Wer eine statische Aufteilung des Vermögens bevorzugt und zugleich Rohstoffe als Anlageklasse nicht missen möchte, wird dagegen beim Lyxor Portfolio Strategy ETF fündig. Das ehemals von ComStage entwickelte Produkt enthält zu 60 Prozent Aktien-ETFs und zu 30 Prozent Renten-ETFs. Die verbleibenden zehn Prozent des Vermögens stecken in einem Rohstoff-ETF.

Der ETF ist zwar global breit diversifiziert, hat aber eine gewisse Neigung zu europäischen, sprich: deutschen Anlagesegmenten. Ob Anleger an diesem leichten Home Bias Gefallen finden, muss jeder für sich entscheiden. Auch hier gilt wie beim Essen: Hauptsache, es schmeckt.

Investor-Info

INVESCO MSCI WORLD ETF
Globale Aktien


Der MSCI World ist der wichtigste Index für Aktien aus Industrieländern weltweit. Er enthält rund 1.600 Titel und ist damit eine ideale Basis für das Engagement in Aktien. Die Dominanz US-amerikanischer Werte ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen: Sie machen aktuell zwei Drittel des Kursbarometers aus. Das mag manche Anleger stören, entspricht aber der Bedeutung des Landes als mit Abstand weltgrößter Aktienmarkt.

BNP PAR. STOXX EUROPE 600
Aktien aus Europa


Der BNP Paribas Easy Stoxx Europe 600 eignet sich hervorragend, um breit gestreut und kostengünstig in europäische Aktien einzusteigen. Er kann bei Bedarf gut als Ergänzung zum US-lastigen MSCI World genutzt werden. Die meisten Aktien stammen aus Großbritannien, der Schweiz, Frankreich und Deutschland. Bei den Sektoren sind das Gesundheitswesen, Basiskonsum und Industrie am höchsten gewichtet.

XTRACKERS GLOBAL AGGR. BOND
Anleihen weltweit


Eine breitere Diversifikation mit festverzinslichen Wertpapieren ist kaum möglich: Der Xtrackers II Global Aggregate Bond investiert weltweit in rund 23.000 Staats- und Unternehmensanleihen. Die Emittenten müssen verlässlich sein (Investment-Grade-Rating) und können aus Industrie- oder Schwellenländern stammen. Ein gutes Drittel der Papiere notiert in US-Dollar, auch der Euro und der japanische Yen sind signifikant vertreten.