Moderne Datencenter fressen gigantische Mengen Energie. Vor allem in den USA wird das zu einem lukrativen Geschäft für Stromproduzenten – es winken hohe Kurschancen
Künstliche Intelligenz ist harte Arbeit. GPT-3, die frühere Version des berühmten Chatbot, basiert auf einem Netzwerk aus 175 Milliarden Parametern. Die gigantischen Rechenoperationen machen KI zu einem Energiefresser. ChatGPT verweist als Selbstauskunft auf eine Studie, nach der allein das Training der dritten Softwareversion 1287 Megawattstunden Strom verbraucht hat, was dem jährlichen Energieverbrauch von Hunderten von Haushalten entspricht.
Je stärker KI-Anwendungen in Unternehmen, Forschung und Behörden eingesetzt werden, desto größer wird der Energiebedarf. Das dürfte zu einer historischen Trendwende führen: Seit den 1950er-Jahren ist die Wachstumsdynamik der Stromnachfrage der USA abgeflaut. Von mehr als zehn auf weniger als ein Prozent. Jetzt wird der Abwärtstrend gebrochen.
Ein wichtiger Faktor: KI. Die Boston Consulting Group kalkuliert, dass sich allein der Stromverbrauch von Datenzentren der USA bis zum Ende des Jahrzehnts verdreifacht und dann 7,5 Prozent des gesamten Verbrauchs ausmacht. Damit werden die amerikanischen Energieversorger zu einem unverhofften Gewinner des KI-Booms. Neben KI-Datenzentren treibt ein anderer neuer Trend die Nachfrage: Die Regierung von Präsident Joe Biden animiert Firmen aus wichtigen Branchen wie Halbleiter, Elektroautos und Batterien, ihre Produktion in die USA zu verlegen. Da ein Kapazitätsausbau in dem stark regulierten Markt nur langsam vorankommt, dürften Techriesen für die Versorgung ihrer Superrechner auch höhere Preise in Kauf nehmen.
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Diese Aktien werden von KI enorm profitieren – doch keiner hat sie auf dem Schirm
Der Börsenwert von Vistra, einem der wichtigsten Stromproduzenten in Texas, ist in diesem Jahr sogar stärker gestiegen als der des KI-Superstars Nvidia. Vistras Portfolio umfasst Erdgas-, Kernkraft-, Kohle-, Solar- und Batteriespeicheranlagen. Analysten erwarten ein Gewinnwachstum von rund 18 Prozent im laufenden und kommenden Jahr. Eine deutliche Mehrheit der Analysten sieht die Aktie weiterhin als Kaufgelegenheit. Nach dem extremen Anstieg ist eine zumindest leichte Abkühlung überfällig.
Ein eher klassischer Stromproduzent mit moderatem Gewinnwachstum und ordentlicher Dividende ist Southern Company. Der Konzern aus Atlanta beliefert neun Millionen Kunden im Süden der USA. Zum Energiemix gehören Gas, Kohle, Atom und Erneuerbare. Das Management kalkuliert, dass der Stromabsatz des Konzerns in den Jahren 2025 bis 2028 um durchschnittlich sechs Prozent steigt. Vier Fünftel des Wachstums dürften dabei durch die Nachfrage von Datenzentren getrieben werden. Analysten erwarten jährliche Gewinnsteigerungen im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich. Die Dividendenrendite der Aktie liegt bei knapp vier Prozent.
Die Techkonzerne müssen ihren Strombedarf schnell decken. Um trotzdem ihre Klimaziele zu erreichen, investieren sie in umweltfreundliche Projekte. Das bringt Nextera Energy ins Spiel. Der Konzern aus Florida gehört zu den weltgrößten Betreibern von Windkraft- und Solaranlagen. Über Tochtergesellschaften gehören auch Kernkraftwerke zu Nextera. Man hat Aufträge von Rechenzentren eingesammelt, die mehr als drei Gigawatt verbrauchen, fast so viel wie alle Haushalte im US-Bundesstaat Minnesota. Die Aktie hat nach dem Rekordhoch im Jahr 2022 deutlich korrigiert. Analysten erwarten jährliche Gewinnsteigerungen von rund acht Prozent und ein Dividendenwachstum von knapp zehn Prozent. Die Dividendenrendite der Aktie liegt bei knapp drei Prozent.
Die Investmentbank Morgan Stanley sieht AES als einen unterschätzten Profiteur des KI-Booms. Der Stromproduzent aus dem Bundesstaat Virginia hat bereits etliche Projekte mit Techkonzernen gestartet. Der Konzerngewinn von AES dürfte im laufenden und kommenden Jahr um rund neun Prozent steigen, die Dividendenrendite liegt über drei Prozent.
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